Gladbeck. Der Vorsitzende des Gladbecker Ärztenetzwerkes kritisiert den kurzfristigen neuen Erlass zum Boostern. Das habe für Chaos in den Praxen gesorgt.
Der kurzfristige Booster-Erlass der Landesregierung, der besagt, dass ein Mindestabstand von fünf Monaten zur zweiten Schutzimpfung nicht mehr eingehalten werden muss, „hat für Chaos in den Impfpraxen gesorgt“, kritisiert Dr. Gregor Nagel. Der Vorsitzende des Gladbecker Ärztenetzes „Glanet“ berichtet, „dass die Telefone seit Dienstagmorgen nicht mehr stillstehen“.
Die aktuellen Medienberichte zur sich schnell ausbreitenden Omikron-Virusvariante führten dazu, „dass die Patienten das dringende Anliegen haben, möglichst schnell geboostert zu werden, oder einen bereits gebuchten Impftermin nach vorne zu verschieben. Wir versuchen im Rahmen des Möglichen, diesen Wünschen zu entsprechen“, sagt Nagel, doch die Handlungsfähigkeit sei beschränkt.
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Die Impfstellen wurden über die neuen Vorgaben informiert
Der Erlass des Gesundheitsministeriums NRW habe die Kreisverwaltung „am Montagnachmittag erreicht“, berichtet Lena Heimers, Pressesprecherin im Kreishaus. Die Impfstellen seien dann informiert worden, „dass sie die neuen Vorgaben ab Dienstag umzusetzen haben, ab vier Wochen nach der Zweitimpfung Impfwünsche nicht abzuweisen“. Man wolle jetzt gemeinsam mit den Städten beobachten, wie sich die Booster-Nachfragesituation entwickelt, „um dann gegebenenfalls entsprechend nachzusteuern“.
Auch DRK-Geschäftsführer Stefan Walter hat am Dienstagvormittag nach der Ankündigung des Landes einen Ansturm erlebt. Groß war die Nachfrage von Impfwilligen beim DRK, das die Impfstelle an der Bottroper Straße betreibt. „Heute morgen haben wir knapp 200 E-Mails bekommen und noch einmal so viele Anrufe“, berichtet Walter.
Ein kurzfristiges nachordern von Impfstoff ist nicht möglich
Im Hausarztzentrum Butendorf bemüht man sich, noch freie, oder kurzfristig abgesagte Booster-Termine diese Woche zu vergeben. Dies sei möglich, sagt Dr. Nagel, „wir können aber nicht von heute auf morgen Impfstoff nachordern“. Denn die Vakzin-Bestellung gehe immer für die komplette Folgewoche heraus. Man versuche, etwas Spielraum zu schaffen, „indem wir schon etwas über den Bedarf bestellen“. Die personellen Kapazitäten begrenzten aber das maximal Machbare: „Mehr als rund 200 Impfungen pro Tag sind für uns nicht zu stemmen.“ Um dem Bedarf nachzukommen, überlege man „eine erneute Sonderimpfaktion am Wochenende Anfang Januar durchzuführen“.
Angesichts der überlasteten Arztpraxen hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein am Dienstagvormittag bereits zurückgerudert und mitgeteilt, dass die Wartezeit fürs Boostern nicht generell verkürzt werde: „Die Kurzfrist betrifft weiterhin nur schwer immundefiziente Personen, bei denen die Gabe der Auffrischimpfung bereits vier Wochen nach der Zweitimpfung erfolgen kann“, heißt es.