Gladbeck. Die drei SPD-Ortsvereine im Gladbecker Stadtsüden wollen sich zusammenschließen. Welche Gründe hinter der geplanten Fusion stecken.

Die SPD in Gladbeck steht vor einer überraschenden strukturellen Veränderung: Die drei Ortsvereine im Stadtsüden wollen sich zusammenschließen. Noch vor dem Stadtparteitag im Dezember haben die SPD-Ortsvereine Brauck, Rosenhügel und Butendorf die erforderlichen Weichen dazu gestellt. Möglicher Vorsitzender des neuen, großen Ortsvereins könnte nach WAZ-Informationen Michael Hübner werden, bislang Vorsitzender der SPD Butendorf und bis Mai noch Landtagsabgeordneter.

Die Fusion ist für den März 2022 vorgesehen. Eine entsprechende Bitte um Zustimmung zur Zusammenlegung an den Kreisverband sei bereits gestellt, die Signale aus Recklinghausen seien positiv, heißt es. Vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung des Gladbecker Südens sei eine Zusammenlegung „politisch, organisatorisch und wirtschaftlich zweckmäßig und geboten“, so die drei Vorsitzenden der SPD-Ortsvereine aus Brauck, Butendorf und Rosenhügel, Hasan Sahin, Michael Hübner und Andi Dunkel.

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Demografische Entwicklung zwingt Ortsvereine zum Handeln

Mehr als 100 Jahre ist der SPD-Ortsverein Brauck alt. 2013 wurde 100-Jähriges gefeiert.
Mehr als 100 Jahre ist der SPD-Ortsverein Brauck alt. 2013 wurde 100-Jähriges gefeiert. © WAZ FotoPool | BAUER, Dirk

Die demografischen Entwicklungen, aber auch die sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen zwängen zum Handel, „damit wir die Entwicklung so gestalten, dass sie für die Bürgerinnen und Bürger zum Positiven beeinflusst wird und alle dabei mitgenommen werden“, so Michael Hübner. Große Sorgen, so Dunkel, bereiteten die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, das Auseinanderdriften der gesellschaftlichen Gruppen, die zunehmende Tendenz zur Zentralisierung und Digitalisierung von öffentlichen Dienstleistungen, der Wegfall sozialer Treffpunkte, auch von Gastronomie. Dunkel: „Da aktiv gegenzusteuern, geht gemeinsam besser als alleine.“

Für Hasan Sahin ist zudem der demografische Wandel eine große Herausforderung im Stadtteil, aber auch in der eigenen Mitgliedschaft. „Noch können wir unsere politischen Strukturen mit Leben füllen, aber wir dürfen nicht warten, bis wir handlungsunfähig sind“, so Sahin. Das Durchschnittsalter in seinem Ortsverein liegt bei rund 63 Jahren, in Rosenhügel bei 59,5, in Butendorf bei 58 – „und damit sind wir in Butendorf der jüngste Ortsverein“, gibt Hübner zu bedenken.

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Gemeinsam für den Stadtsüden: Die Ortsvereinschefs Michael Hübner (l., Butendorf) und Andi Dunkel (r. Rosenhügel) mit Dustin Tix, möglicher künftiger Stadtverbandschef, bei der Aktion auf dem Rosenhügel.
Gemeinsam für den Stadtsüden: Die Ortsvereinschefs Michael Hübner (l., Butendorf) und Andi Dunkel (r. Rosenhügel) mit Dustin Tix, möglicher künftiger Stadtverbandschef, bei der Aktion auf dem Rosenhügel. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Noch sei die SPD Brauck mit 130 Mitgliedern der größte Ortsverein in der Gladbecker SPD, so Sahin, habe aber auch deutlich an Dimension eingebüßt – wie alle anderen Ortsvereine. Noch vor sieben Jahren waren 200 Braucker SPD-Mitglied, in den besten sozialdemokratischen Zeiten waren es mal bis zu 500. Der Ortsverein Rosenhügel hat zwar mit 100 Mitgliedern mehr als vor sechs Jahren (damals 80), aber einst waren es mal 270. Ähnlich in Butendorf: Derzeit 120 – und damit laut Hübner der zweitgrößte Ortsverein, aber es waren einmal knapp 300. Insgesamt zählt die SPD in Gladbeck derzeit nur noch knapp 800 Mitglieder, in den 80er Jahren waren es mehr als 3000.

Hübner verweist darauf, dass derartige strukturelle Veränderungen, wie sie die drei Ortsvereinen nun vorhaben, eine langjährige Überlegung in der Partei sei. „Wir müssen, auch wegen der Demografie, schlanker werden.“ Die drei Ortsvereinsvorsitzenden wollen entsprechend „die Kräfte bündeln, die Arbeit auf mehr Leute verteilen, um so mehr Zeit zu haben, um Kampagnen durchführen zu können“, so Andi Dunkel. „Nur wenn man was macht, sich zeigt und präsent ist, kann man die Menschen auch wieder von Kommunal- und Parteipolitik überzeugen und neue Mitglieder gewinnen.“ Sahin: „Wir bleiben auf diesem Weg die Stimme vor Ort.“