Gladbeck. Die Stadt Gladbeck hatte eine Corona-Sonderimpfaktion organisiert. Mehr als 400 Menschen kamen, darunter Erstimpflinge.

Lange Warteschlangen von der Stadthalle bis zum Jammerkrug: Viele Menschen aus Gladbeck und den umliegenden Städten lassen sich am Samstag bei der Impfaktion in der Mathias-Jakobs-Stadthalle zum Schutz gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus impfen – und stehen dafür auch mehrere Stunden an. Einige möchten sich „boostern“ lassen. Andere haben sich zu einer Erstimpfung durchgerungen, aus unterschiedlichen Gründen.

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Wer sich jetzt für eine erste Impfdosis entscheidet, sieht häufig in den angekündigten 2G-Regeln im Freizeitbereich und 3G am Arbeitsplatz Hauptargumente für die Immunisierung. „Ich denke, dass eine Impfpflicht jetzt absehbar ist, 2G hätte mich zu sehr eingeschränkt“, erklärt etwa ein Dorstener, der auf seine Erstimpfung wartet und anonym bleiben möchte. „Vielleicht hätte ich mich irgendwann noch überzeugen lassen, vielleicht auch nicht. Jetzt mache ich das nur wegen der neuen Regeln“, so seine Begründung.

„Man wird ja jetzt doch gezwungen, ohne 2G hätte ich mich weiter nicht impfen lassen“

Ähnlich wie der 26-Jährige haben sich auch zwei Freundinnen aus Marl ausschließlich aufgrund der 2G-Regelungen für ihre Erstimpfung entschieden. „Man wird ja jetzt doch gezwungen, ohne 2G hätte ich mich weiter nicht impfen lassen. Bis jetzt bin ich gesund geblieben und denke, dass man da mit gesundem Menschenverstand auch ohne Impfung durchkommt. Wobei ich immer noch Bedenken habe, sind die Spätfolgen. Wer garantiert mir, dass da in ein paar Jahren nichts passiert“, so ihre Argumentation.

Anders sieht es beim Hertener Philipp aus, der sich am Samstag seine erste Dosis geben lässt. „Ich hatte Angst vor der Impfung und habe mich jetzt aber nach Gesprächen mit verschiedenen Ärzten, Freunden und Bekannten doch umstimmen lassen. Da spielt dann auch rein, dass ständige Tests wieder mehr Stress bedeuten und ich mich solidarisch verhalten möchte“, so der 36-Jährige, der eine Impfaktion in Herten in drei Wochen dann für seine Zweitimpfung nutzen will.

Der Ansturm von Impfwilligen auch aus anderen Städten führt zu teilweise langen Wartezeiten. Die ersten Interessenten hätten bereits ab 7 Uhr vor der Stadthalle gewartet, berichtet Reingard Ruch, Abteilungsleiterin für „Senioren und Gesundheit“, die die Aktion maßgeblich mit dem Kreis organisiert hat. Aufgrund der großen Nachfrage stocken die Organisatoren kurzfristig das Angebot auf: „Wir haben früh noch Impfstoff nachbestellt, damit alle, die sich heute für eine Impfung angestellt haben, auch eine bekommen“, sagt Ruch. Gegen 15 Uhr – eine Stunde nach geplantem Ende der Aktion – sind gut 400 Dosen gespritzt, Impfwillige stehen zu diesem Zeitpunkt noch etwa bis zur Tiefgarage. „Wir freuen uns besonders über die vielen Erstimpfungen, das war ja auch Sinn der Aktion“, resümiert Ruch.

Enkelsohn Tobias Jamin begleitete Margarete Winkelmann zur Sonderimpfaktion in Gladbeck.
Enkelsohn Tobias Jamin begleitete Margarete Winkelmann zur Sonderimpfaktion in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Alle Befragten in der Warteschlange sind sich sicher: Bei dieser Aktion kommen sie schneller an eine Impfung als über ihren Haus- oder Facharzt. „Die dritte Impfung beim Hausarzt wäre erst am 19. Januar gewesen. Durch Zufall haben wir gesehen, dass hier heute auch geimpft wird“, erklärt Tobias Jamin, der seine Oma Margarete Winkelmann zur Impfung begleitete. „Wir haben schon die ersten beiden Impfungen gemeinsam gemacht, jetzt hat mein Enkel wieder die Organisation übernommen und leistet mir Gesellschaft beim Warten“, freut sich die Butendorferin.

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Weitere Angebote geplant

Nach Ankündigungen der 2G- sowie 3G-Regeln und mit Blick auf Impfaktionen in den Nachbarstädten rechneten die Organisatoren am Samstag mit einem erhöhten Andrang. „Die zentralen Aktionen laufen immer sehr gut. Das offene Angebot für alle wird auch von Bürgern aus Nachbarstädten angenommen“, erklärte Stadtsprecher David Hennig.

Er sagte: „Wir sind derzeit im Gespräch mit dem Kreis über die Einrichtung einer Impfstation.“ Ansonsten planen wir gerade von Aktion zu Aktion und möchten weitere Angebote machen. Wir sehen ja, dass der Bedarf da ist.“

Für Ute Lingner aus Marl gäbe es erst im Februar einen Auffrischungstermin beim Hausarzt. Das sei allerdings zu spät, denn „ich möchte in den Ski-Urlaub fahren, die Einmalimpfung mit Johnson und Johnson wird in Österreich dann aber nicht mehr anerkannt“.

Kerstin Lührs meint: „Je eher man geboostert wird, desto besser.“
Kerstin Lührs meint: „Je eher man geboostert wird, desto besser.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wie die Marlerin Lingner hat auch Kerstin Lührs im Internet von der Impfaktion erfahren. „Je eher man geboostert wird, desto besser“, lautet das Motto der Hertenerin, die sich die Wartezeit mit dem Stricken von Weihnachtssocken vertreibt. Ob Stricken, Musik hören oder der Plausch mit dem Vordermann: Die meisten Impfwilligen nehmen die längeren Wartezeiten gelassen, sodass auch trotz des Anstehens die Stimmung an der Stadthalle entspannt bleibt.

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