Gladbeck. Viele Engagierte haben zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ein Aktionspaket geschnürt. Diese Veranstaltungen sind in Gladbeck geplant.
Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen wurde erstmals vor 40 Jahren ausgerufen. Und immer noch scheint er nicht überholt zu sein. Eher hat das Thema an Brisanz zugelegt, denn die Corona-Krise hinterlässt deutliche Spuren. Mit einem dicken Veranstaltungspaket wollen Engagierte in Gladbeck ein Zeichen setzen gegen eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen weltweit.
Saskia Meyer, Expertin von der Frauenberatungsstelle an der Wilhelmstraße, stellt fest: „Während der Pandemie haben wir nicht mehr Beratungen, aber die Qualität der Gewalt hat sich verändert. Sie ist massiver geworden.“ Etwa 30 Prozent der Frauen in Deutschland sind laut Fachleuten mindestens einmal im Leben von körperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt betroffen – auch in Gladbeck.
Alle dürfen sich an der Aktion „Orange Your City“ beteiligen
Deswegen wollen Frauenberatungsstelle, das Bündnis „Gladbeck ist laut“ und andere die Problematik ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken – gerne bunt und auffällig. Die Aktion „Orange Your City“ am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, dürfte unübersehbar sein. Ursprünglich handelt es sich um eine Aktion von UN Women, die weltweit strahlt. Auch hierzulande beteiligen sich Kommunen, wie die zehn Städte des Kreises Recklinghausen. Die Rathäuser leuchten zwischen 17 und 22 Uhr in Orange. Und es könnten noch weitere Signale strahlen. Denn: Alle dürfen mitmachen, indem sie an diesem Tag ebenfalls ihre Fassaden und Fenster orange illuminieren.
Bürgermeisterin Bettina Weist und die Mitglieder des „Runden Tischs gegen Häusliche Gewalt“ wollen am 25. November um 12 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz acht Fahnen mit der Aufschrift „Frei leben – ohne Gewalt“ in verschiedenen Sprachen hissen. Das Thema begleitet die Menschen in Gladbeck an den Aktionstagen fast auf Schritt und Tritt. So weist die Vestische Straßenbahnen GmbH auf ihren Monitoren in den Bussen auf das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen – 08000 116 016“ hin. Sarah Sandi von der Frauenberatungsstelle kündigt an: „Wir plakatieren ,Stark für Frauen’.“
Bunt soll’s am 25. November zugehen, wenn Farben die Blicke auf sich ziehen, beispielsweise an der Wilhelmstraße 46, dem Arbeitsplatz von Saskia Meyer und ihren Kolleginnen. Lisa Engineer vom Bündnis „Gladbeck ist laut“ erzählt: „Die Frauenberatungsstelle hat uns angesprochen, ob wir nicht bei einer Kreide-Mal-Aktion gegen Gewalt an Mädchen und Frauen mitmachen wollen.“ Die Initiative, die sich bereits im März gegen Rassismus stark machte, wollte sich beteiligen – in Kooperation mit Frauenberatungsstelle, Jugendrat, Gleichstellungsstelle und internationalem Mädchenzentrum. Bei dieser Mitmachaktion sollen der Spruch „Leben ohne Gewalt“ und das Frauenzeichen gesprüht und gemalt sowie mit dem Hashtag #gladbecksagtneinzugewaltanfrauen in Social Media geteilt werden.
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Passend zum Stichtag eröffnen Meyer, Sandi & Co. um 13 Uhr den nagelneuen FrauenRaum: „Das ist für uns eine große Sache. Wo sich früher eine Apotheke befunden hat, erschließen wir zusätzliche Räume.“ Diese könnten für barrierefreie Beratungen, Fortbildungen und Angebote von Frauen für Frauen genutzt werden. Der allererste Kurs, ein Wen-Do-Workshop ist bereits ausgebucht. Aber weitere Angebote wie ein Spielkreis befinden sich in der konkreten Planung. Meyer berichtet: „2020 sind wir an die Wilhelmstraße umgezogen. Wir haben ein Jahr gebraucht, um nun den FrauenRaum eröffnen zu können.“ Einige Renovierungsarbeiten habe das Team in Eigenleistung gestemmt: „Jetzt erweitern wir unser Angebot.“ Den Gästen servieren die Beraterinnen Kaffee und Kuchen – aber: eine Anmeldung unter 02043/66699 oder team@frauenberatungsstelle-gladbeck.de ist erforderlich.
Zum Hintergrund
Menschenrechtsorganisationen und frauenpolitisch Aktive organisieren weltweit seit 1981 für den 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen thematisiert wird. Hintergrund des Aktionstags: der Fall Mirabal.Die Schwestern Mirabal wurden im Jahr 1960 in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Trujillo verschleppt und schließlich ermordet. Lateinamerikanische und karibische Feministinnen riefen 1981 den 25. November zum Gedenktag der Opfer von Gewalt an Frauen aus. Die Vereinten Nationen griffen ihn 1999 offiziell auf.
Bereits am Mittwoch, 24. November, lesen Frauen für Frauen ab 18 Uhr in der Stadtbücherei, Friedrich-Ebert-Straße 8. Engineer erläutert: „Zu hören sind verschiedene Texte, unter anderem über häusliche Gewalt. Zehn Menschen werden fünf bis zehn Minuten vorlesen.“ Der Eintritt ist frei. „Es wird eine Einlasskontrolle geben. Unter Vorbehalt gilt 3G“, so Engineer. Das könne sich jedoch mit den dann vorgeschriebenen Corona-Schutzmaßnahmen ändern. Dies gilt gleichfalls für eine weitere Veranstaltung.
Reservierungen sind ab sofort möglich
Das Kommunale Kino „KoKi“ klinkt sich auch in die Serie von Aktionen ein: Es zeigt am Freitag, 26. November, das Drama „The Assistant“, in dem die Hauptperson Jane mit Sex am Arbeitsplatz konfrontiert wird. Der Eintritt ist frei. Beginn: 18 Uhr. Reservierungen in der Volkshochschule: 02043/992415 oder per E-Mail an vhs@stadt-gladbeck.de.