Gladbeck. Sarah Sandi von der Frauenberatungsstelle initiiert die erste Selbsthilfegruppe für Teilnehmerinnen mit „Essstörungen“ in Gladbeck. Start: April.
Die Frauenberatungsstelle möchte in Gladbeck eine neue angeleitete Selbsthilfegruppe an den Start bringen – und zwar zum Thema „Essstörungen“. Die Idee dazu hatte das Team-Mitglied Sarah Sandi. Die Expertin sagt: „So ein Angebot gibt es meines Wissens in der Stadt nicht.“
Gladbeck: Selbsthilfegruppe „Essstörungen“ ist ein neues Angebot in der Stadt
Dabei sei das Thema durchaus präsent. Sandi nennt ein paar Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die das belegen: „Zehn bis 20 Frauen von 1000 leiden unter Anorexie, bei den Männern sind es ein bis zwei Betroffene von 1000.“ Die Zahl der Erkrankten habe sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. „Im Jahr 2017 gab es 78 Tote, ein Drittel mehr als im Jahr davor“, so Sandi.
Die drei klassischen Essstörungen: Anorexie, Bulimie und Binge-Eating
Anorexie, im Volksmund als „Magersucht“ bezeichnet, zähle zu den drei klassischen Formen von Essstörungen – neben Bulimie (Ess-Brechsucht) und Binge-Eating. Bei Letztgenanntem kommt es zu Heißhungerattacken, bei denen keine Gegenmaßnahmen wie bei einer Bulimie ergriffen werden. „Das sind von jeher Themen, mit denen wir uns hier beschäftigen“, betont Sandi.
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In vielen Fällen kommen nach ihrer Erfahrung Frauen nicht wegen einer Essstörung in die Beratungsstelle, denn ein anderes Thema stehe im Vordergrund, beispielsweise eine Gewalterfahrung oder ein Kindheitstrauma. „Wir gehen davon aus, dass es ein komplexes Zusammenspiel von Ursachen gibt“, unterstreicht Sandi, „es gibt nicht die Essstörung und die Erkrankte.“
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Die Initiatorin will in der geplanten Gruppe, die gebührenfrei angeboten wird, als Beraterin und Therapeutin dabei sein. Sie sagt: „Wir wollen stärker auf Essstörungen aufmerksam machen.“ Schließlich ist das Thema „Essen“ auf Schritt und Tritt präsent. Die Runde solle mindestens sechs bis acht Teilnehmerinnen haben und voraussichtlich im April starten: „Mir schwebt vor, dass wir uns alle 14 Tage montags nachmittags in der Beratungsstelle treffen.“ Die Uhrzeit wolle sie mit den Frauen abstimmen, falls jemand beispielsweise berufstätig sei oder andere Verpflichtungen habe.
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Kontakt und Auskünfte
Sarah Sandi und ihre Kolleginnen Miriam Schmikowski, Susanne Dillner sowie Saskia Meyer stehen Ratsuchenden in der Frauenberatungsstelle Gladbeck, Grabenstraße 13, zur Seite. Kontakt und Infos: 66699, Fax unter 929795, team@frauenberatungsstelle-gladbeck.de, www.frauenberatungsstelle-gladbeck.de
Der Verein ist bietet anonyme, persönliche und gebührenfreie Beratung an. Das Konzept zielt auf eine Klientel ab 18 Jahre ab.
Eine ärztliche Diagnostik setzt sie nicht voraus, wohl aber ein individuelles Vorgespräch. Die Frauen sollen sich in einem geschützten Raum austauschen und über persönliche Erfahrungen sprechen können. „Gegenüber der Außenwelt werden Essstörungen ja meistens verborgen“, berichtet Sandi. Sie will „den Kreislauf aus Scham, Angst und schlechtem Gewissen“ durchbrechen. Ihr liegt am Herzen, die Betroffenen „in ihrer Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge zu bestärken“. Dazu sollen beispielsweise Anregungen und (körperorientierte) Übungen beitragen.
Es seien auch Interessierte angesprochen, die sich in keine der genannten Hauptgruppen einordnen können, sich aber grundsätzlich mit dem Thema befassen wollen. Für Angehörige sei das Angebot hingegen nicht gedacht, aber: „Vielleicht richten wir eine solche Gruppe ein, wenn sich ein Bedarf abzeichnet.“