Gladbeck. Die Vestische Straßenbahnen GmbH will im Kreis Recklinghausen mit fünf Wasserstoffbussen an den Start gehen. Aber es fehlt die Förderzusage.

Die Vestische Straßenbahnen GmbH, deren Fahrzeuge auch in Gladbeck rollen, will im Kreis Recklinghausen spätestens Anfang 2023 mit fünf Wasserstoffbussen an den Start gehen. Das Unternehmen hat sich für die Fahrzeuge der portugiesischen Firma Caetano entschieden, kann allerdings noch nicht den Lieferauftrag erteilen, weil keine Förderzusage des Bundes vorliegt.

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Aus dem Bundesprogramm „zur Förderung alternativer Antriebe von Bussen im Personenverkehr“ können Investitions-Mehrausgaben zu 80 Prozent gefördert werden. Ein normaler, zwölf Meter langer Dieselbus kostet in der Anschaffung 250.000 Euro, ein entsprechender Brennstoffzellenbus schlägt mit 630.000 Euro zu Buche. Die Vestische kalkuliert für alle fünf Fahrzeuge mit einer Unterstützung des Bundes in Höhe von 1,36 Million Euro. Der Haken an der Sache: „Der Fördertopf ist bereits hoffnungslos überzeichnet“, sagte Vestische-Geschäftsführer Martin Schmidt in der Sitzung des Verkehrsausschusses des Recklinghäuser Kreistages.

Die Vestische investiert 10,5 Millionen Euro in Wasserstoff-Technologie

Sofern das heimische Nahverkehrsunternehmen beim Bundesverkehrsministerium keinen Zuschlag erhält, besteht noch die Möglichkeit einer Förderung durch das Land. Hier liegt die Förderquote allerdings nur bei 60 Prozent – auf die Vestische kämen Mehrkosten in Höhe von 340.000 Euro zu.

Der Einstieg in die Wasserstoff-Mobilität bei der Vestischen ist Bestandteil der Verkehrswende, die auch vom Kreistag unterstützt wird. Der Kreis Recklinghausen ist Hauptgesellschafter der Vestischen und muss gemeinsam mit den anderen Partnern (Gelsenkirchen und Bottrop) die Verluste abdecken – im vergangenen Jahr immerhin 27,6 Millionen Euro. Insgesamt will die Vestische rund 10,5 Millionen Euro in die Wasserstoff-Technologie investieren.

Martin Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Vestischen: Bis 2030 soll die Wasserstoff-Flotte des Unternehmens auf 60 Fahrzeuge wachsen.
Martin Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender der Vestischen: Bis 2030 soll die Wasserstoff-Flotte des Unternehmens auf 60 Fahrzeuge wachsen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Neben der Anschaffung der Busse muss auch die Infrastruktur auf den Betriebshöfen Herten und Bottrop angepasst werden (Bau von Tankstellen, Aufrüstung der Werkstätten). Für diese Maßnahmen erwartet das Unternehmen öffentliche Fördermittel von bis zu 90 Prozent. Bis 2030 soll die Wasserstoff-Flotte auf 60 Fahrzeuge wachsen. Parallel dazu will die Vestische den Einsatz synthetischer Kraftstoffe in den Dieselbussen forcieren, kündigte Martin Schmidt an. Solche Fahrzeuge gelten ebenfalls als „sauber“.

Mit einer Wasserstoff-Tankfüllung sollen die Fahrzeuge garantiert 350 Kilometer weit kommen

Die Vestische hat in diesem Jahr die Brennstoffzellen-Busse des polnischen Herstellers Solaris und der portugiesischen Firma Caetano getestet. Die Südeuropäer haben aus mehreren Gründen das Rennen gemacht, wie Pressesprecher Christoph van Bürk erläuterte. Die Caetano-Busse seien 110.000 Euro preiswerter als die der polnischen Konkurrenz, dennoch technisch überzeugender, und sie böten fünf Fahrgastplätze mehr. Mit einer Wasserstoff-Tankfüllung sollen die Fahrzeuge garantiert 350 Kilometer weit kommen. Damit ließen sich 80 Prozent aller Linien der Vestischen abdecken.

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