Gladbeck. Corona-Schnelltests sind seit Samstag wieder kostenlos. Die Reaktion auf diese Regelung ist in Gladbecker Testzentren deutlich spürbar.

Seit dem Wochenende können sich die Menschen wieder auf das Coronavirus testen lassen, ohne ins eigene Portemonnaie greifen zu müssen. Das sah ab 11. Oktober für viele noch anders aus. Die Reaktion auf das erneut kostenlose Angebot kam prompt – und hat Auswirkungen auf die Auslastungen der Testzentren in Gladbeck.

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Stefan Walter stellt fest: „Am vergangenen Montag, als man seinen Schnelltest selbst bezahlen musste, hatten wir über den ganzen Tag verteilt in unseren beiden Stellen insgesamt 110 Tests.“ 11,50 Euro, so der Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Gladbeck, mussten Interessenten pro Testung aus eigener Tasche bezahlen. In 15 Minuten liegt das Ergebnis auf der Hand: mit dem Virus infiziert – ja oder nein?

„An unserer Drive-in-Stelle an der Europastraße haben wir in drei Stunden etwa 170 Schnelltests durchgeführt“

Nun ist die Gebühr gestrichen, Schnelltests sind gratis. Und dieses Angebot bewegt viele, viele Menschen, ihren Gesundheitsstatus überprüfen zu lassen. „An unserer Drive-in-Stelle an der Europastraße haben wir in drei Stunden etwa 170 Schnelltests durchgeführt“, stellt Stefan Walter am Montag, dem ersten Öffnungstag mit der Neuregelung, fest. Die DRK-Teststelle an der Bottroper Straße meldet bereits früh 52 Tests.

Stefan Walter, Geschäftsführer des DRK in Gladbeck, stellt großes Interesse unter Geimpften fest.
Stefan Walter, Geschäftsführer des DRK in Gladbeck, stellt großes Interesse unter Geimpften fest. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wer sind denn diese Menschen, die jetzt zum Schnelltesten kommen? Ungeimpfte, die einen Negativ-Nachweis beispielsweise für einen Restaurant-Besuch brauchen? Stefan Walter berichtet: „Wir haben einige Bürger nach dem Grund fürs Testen gefragt. Viele mehrfach Geimpfte kommen, weil sie zu ihrer eigenen Sicherheit ein Ergebnis haben möchten. Ungeimpfte sind in der Minderheit.“ Personell sei der Andrang noch zu stemmen, so der DRK-Fachmann. Er erklärt: „An der Bottroper Straße sind es zwei Beschäftigte pro Schicht, im Drive-in drei.“ Stefan Walter fügt hinzu: „Wir können relativ schnell Fachkräfte aufstocken.“

Patrick Schürhoff, als Berater unter anderem verantwortlich für das Testzentrum der Schreurs Consulting Group GmbH auf dem Gladbecker Festplatz, rechnet ebenfalls mit einer deutlich stärkeren Nachfrage. Er blickt zurück auf die Zeit, in der ein Schnelltest jeden Interessenten selbst etwas kostete: „Die Testungen sind um 80 Prozent auf 20 Prozent gesunken.“ Am Gladbecker Standort „ging die Anzahl runter auf 100.“ In Spitzenzeiten, im Mai/Juni, seien 1500 Tests am Tag durchgeführt worden. 9,50 Euro pro Exemplar waren ab Oktober bei diesem Anbieter zu bezahlen. Jetzt, bei Gebühren-Freiheit, schnellte die Menge „am Samstag auf 280 Interessenten“.

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Schürhoff blickt schon weiter: „Wir gucken, wie sich die Situation weiter entwickelt. Wir werden versuchen, einen zweiten Standort aufzumachen.“ Am liebsten wäre ihm ein Ort in der Innenstadt. Viel brauche es dafür nicht: „Die Stelle muss günstig gelegen sein und eine Fläche von zehn bis zwölf Quadratmeter haben.“ Denkbar wäre auch ein Drive-in wie auf dem Festplatz, zum Beispiel auf einem großen Supermarkt-Parkplatz.

Impfen in Firmen

Patrick Schürhoff ist verantwortlich für sieben Testzentren im Kreis Recklinghausen – in Gladbeck, Dorsten, Haltern am See und Marl. Er stellt fest, dass etliche Firmen ihre Belegschaft testen lassen wollen. Grund seien die steigenden Inzidenzzahlen.

„Unternehmen dürfen sich gerne bei uns melden, dann kommen wir mit unseren mobilen Teams“, so Schürhoff. Kontakt: info@testcov.de

Personell sei die Schreurs Consulting Group GmbH als Betreiberin „in allen Testzentren gut aufgestellt“: „Wir sind einer der wenigen Anbieter, die auch medizinisches Personal einsetzen.“ Im Durchschnitt umfasse am Festplatz eine Schicht sechs Beschäftigte. „Wir haben im Kreis Recklinghausen einen relativ großen Personalpool mit mehr als 200 Mitarbeitern“, so Schürhoff. Daher könne die Belegschaft vor Ort flexibel vergrößert werden.

Besonders gefragt seien derzeit die mobilen Teams: „Sie testen Beschäftigte im Akkord.“ Zum Testen auf den Festplatz „kommen viele Geimpfte, die ihre Angehörigen schützen wollen“, beobachtet Schürhoff und bestätigt die Aussage des DRK-Experten Stefan Walter. Ungeimpfte seien viel seltener.

Anbieter rechnen weiter mit steigender Nachfrage

Und ein weiterer Aspekt bringt den Testteams „Kundschaft“: „Wir sind gerade auch wieder in der Erkältungssaison. Es ist jetzt gerade seit zwei Wochen kalt. Die Menschen kommen mit einem Schnupfen zu uns.“ Sie wollen dann wissen: Erkältung oder Corona?

„Wir müssen zwei, drei Testzentren mehr haben“

Mike Henning, Betreiber der Drive-in-Teststelle an der Burgstraße in Wittringen, berichtet, dass mit der Gebührenpflicht die Nachfrage so weit gesunken sei, dass die Öffnungszeiten eingeschränkt wurden: „Aus viermal in der Woche wurde nur dienstags.“ Zum Vergleich: In den Hoch-Zeiten von Mai bis Juli seien 1200 bis 1300 Menschen – nicht nur aus Gladbeck, sondern unter anderem auch aus Gelsenkirchen und Bottrop – auf das Virus getestet worden. Hennings Prognose: „Wenn nun 2Gplus eingeführt wird, wird die Teststruktur explodieren. Wir müssen zwei, drei Testzentren mehr haben.“ Er jedenfalls bereitet sich schon mal personell auf einer weiter steigende Nachfrage vor: „Ich schule gerade 40 Leute.“

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