Gladbeck. Lichtverschmutzung nimmt in Gladbeck immer mehr zu. Naturschützer schlagen nun Alarm. Stadtverwaltung soll öffentliche Beleuchtung verbessern.
Gladbeck strahlt – und das leider im negativen Sinn, besonders aus Sicht von Naturschützern. „Die Lichtverschmutzung in Gladbeck nimmt seit Jahren stetig zu und wird von der Stadtverwaltung in Sachen Klima- und Naturschutz nicht genügend beachtet“, kritisiert Michael Korn von der Nabu-Gruppe Gladbeck. „Wenn man den Klimanotstand in Gladbeck ausruft, dann gehört es dazu, über Energieeinsparung nachzudenken und die Lichtstreuung von öffentlichen Beleuchtungsanlagen zu verringern, da dies fatale Folgen für nachtaktive Insekten und Tiere hat“, so der Naturschützer.
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Das Kunstlicht von Straßenlaternen oder Lichtmasten in Parks und Grünanlagen habe oft den Effekt eines Staubsaugers, „da es nachtaktive Insekten bis aus mehreren hundert Metern Entfernung anziehen kann, die dann die Lampen umflattern und an Erschöpfung oder durch Verbrennung sterben“, so Korn. Deutschlandweit seien das jeden Sommer schätzungsweise 100 Milliarden Insekten. Viele Beleuchtungskörper in Gladbeck hätten kaltweiße bis blauen Farben im kurzwelligen UV-Bereich, die besonders weit strahlten. Insbesondere auch dann, „wenn die Lampen schlecht nach oben abgeschirmt sind und auch nach unten nicht gerichtet sind und breit das Licht streuen“, sagt Michael Korn.
Dringender Verbesserungsbedarf in einigen Bereichen
Er nennt Bereiche, die stark beleuchtet sind und dringenden Verbesserungsbedarf haben: Der Pastorenbusch oder der Jovypark in der Innenstadt, mit schlecht abgeschirmten und hell strahlenden Lampen. Auch die Lampen entlang der Marathonbahn in Wittringen hätten ein schlecht gerichtetes Licht. Schon Ende 2018 hatten sich die Natur- und Fledermausschützer aus Gladbeck zudem in Sachen Nordpark zu Wort gemeldet, als Pläne zur beabsichtigten Beleuchtung des Rundweges mit 39 Lichtmasten bekannt wurden. Ihr Argument: In den stark beleuchteten Städten böten nur unbeleuchtete Bereiche in Parks noch Rückzugszonen für Vögel, Eichhörnchen und teils streng geschützte Eulen, Fledermäuse und Co., deren Lebensrhythmus durch die Beleuchtung erheblich gestört würde. Ein Gutachten ist dazu von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben worden, das in Kürze der Lokalpolitik präsentiert werden soll.
Die Gladbecker Naturschützer benennen auch Möglichkeiten zur Eindämmung von Lichtverschmutzung: „Lampen mit langwelligem, orangenen Licht verwenden; die Lichtintensität so niedrig wie möglich halten und Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren verwenden und die Strahlen so richten, dass nur die Nutzfläche der Wege beleuchtet wird“, zählt Korn auf.
Rückenwind von der Umweltministerin und durch eine Studie des Landesumweltamtes
Rückenwind bekommen die Naturschützer von Umweltministerin Heinen-Esser, die Anfang Oktober eine neue Studie des Landesumweltamtes zur Lichtverschmutzung in NRW vorstellte und insbesondere Kommunen und Unternehmen dazu aufrief, „die Beleuchtungszeiten zu begrenzen und insektenfreundliche und energiesparende Leuchtmittel einzusetzen“. Die Ministerin kündigte eine Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes an, wonach ab März 2022 unter anderem in Naturschutzgebieten zusätzliche Straßenbeleuchtungen verboten sind und auch außerhalb von diesen der Schutz verbessert werden solle. Geplant seien auch einheitliche technisch konstruktive Vorgaben für eine insektenfreundliche Beleuchtung.
Öffentliche Beleuchtung kostet eine Million
Die öffentliche Beleuchtung von Wegen und Grünanlagen kostet die Stadt jährlich rund eine Million Euro. Der Betrieb und die Wartung der rund 7500 Anlagen ist vertraglich an die Emscher Lippe Energie (ELE) vergeben worden. Die Errichtung einer neuen, modernen Straßenlampe kostet die Stadt etwa 1500 Euro.
Anfang der 2000er Jahre hat die Stadt alle Quecksilberdampflampen gegen Natriumdampflampen ausgetauscht, die wärmer leuchten. Aktuell werden bei Ersatz alter Technik und bei Neuinstallation aber nur noch energiefreundliche LED-Lampen eingesetzt, so Frank Restemeyer vom Ingenieuramt.
Frank Restemeyer, Leiter des für die öffentliche Beleuchtung zuständigen Ingenieuramtes der Stadtverwaltung, unterstreicht im Gespräch mit der WAZ, dass die Stadt Gladbeck eine Eindämmung der Lichtverschmutzung im Blick habe. Stadtweit seien 7500 öffentliche Leuchtstellen an Straßen, Wegen und in Parks im Betrieb, „die wir nicht alle auf einmal umbauen können. Wo immer aber alte Lampenköpfe defekt werden, Straßenzüge und Grünbereiche neu überplant werden, setzen wir neue Beleuchtungstechnik ein, die alle erforderlichen gesetzlichen Anforderungen erfüllt“. Darüber hinaus werde auch, wo sinnvoll, intelligente Lichtsteuerung verwendet, etwa im Rathauspark, wo Bewegungsmelder die Lampen steuern. Er sei sicher, so Restemeyer, dass sich auch für den Nordpark ein guter Kompromiss finden lasse. Gleichwohl gelte es auch immer zwischen dem Schutz der Natur und dem des Menschen abzuwägen, so dass auch in Zukunft „Kreuzungsbereiche, oder Schulwege, die durch Parkanlagen führen, gut ausgeleuchtet werden“.