Gladbeck. Das Steag-Windrad in Gladbeck geht Anfang Dezember in Betrieb. Jetzt wurde auch eine Lösung für die Abgabe des grünen Stroms ins Netz gefunden.

Noch drehen sich die Windräder nicht – aber mit etwas Verspätung sollen sie es bald tun. Die Steag als federführendes Betreiberunternehmen des seit Ende August fertig gebauten, aber noch nicht in Betrieb befindlichen Windrades auf der Mottbruchhalde in Gladbeck, arbeitet derzeit an den „letzten Metern“, um den Start der Mega-Windenergieanlage in Kürze zu ermöglichen.

„Anfang Dezember wird das Mottbruch-Windrad in Betrieb gehen“, so Steag-Sprecher Daniel Mühlenfeld auf WAZ-Anfrage. Es habe einige Probleme gegeben, was die Energieübergabe des mit dem Windrad produzierten Stroms anbelangt. „Aber die Signale sind inzwischen gut, es gibt eine Lösung.“

Für die Platzierung der Trafo-Station wurde eine Lösung gefunden

Für das Mega-Windrad der Steag auf der Mottbruchhalde – hier ein Foto von der Montage der Rotorblätter vom August – laufen die letzten Arbeiten.
Für das Mega-Windrad der Steag auf der Mottbruchhalde – hier ein Foto von der Montage der Rotorblätter vom August – laufen die letzten Arbeiten. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Es geht um die Einspeisung des im Generator auf der Turmspitze produzierten Stroms: Die vom Grundsatz netzkompatible Energie wird künftig vom Turm per Leitung zur Umspannanlage an der Europastraße im Gewerbegebiet Brauck geführt (nahe B 224-Anschluss). Kurz davor endet die Leitung aber zunächst in einer gewöhnlichen Trafostation (Größe: 3,5 mal 2,5 Meter). Dort wird dafür gesorgt, dass der Strom des Megawindrades das richtige Spannungsniveau hat, um ihn dann über die benachbarte Umspannanlage ans Netz abzugeben. Zuletzt hatte es Abstimmungen über den genauen Standort dieser Trafostation gegeben.

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Die Leitung ist bereits komplett gelegt. Auch der hochkomplexe technische Anschluss im Turm selbst ist abgeschlossen. Bevor Anfang Dezember der reguläre Betrieb aufgenommen wird, findet ein kurzer Testbetrieb statt, auch die Rotorblätter werden sich ein erstes Mal versuchsweise drehen. Mühlenfeld: „Alles wird auf Herz und Nieren geprüft.“

Das Windrad wird rund 10.000 Megawattstunden Strom im Jahr liefern

Mit der Betriebsaufnahme produziert die 3,5 Megawatt-Anlage des Windrads, eines der größten Windräder im Ruhrgebiet, bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 6,5 Metern/Sekunde pro Jahr rund 10.000 Megawattstunden Strom. Nach Steag-Angaben ist das ausreichend Energie, um – rein rechnerisch – im Schnitt etwa 3500 Haushalte übers Jahr mit Strom zu versorgen. Ausgelegt ist der Betrieb der Anlage übrigens für einen Zeitraum von 25 Jahren. Die Steag investiert nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Euro in das Projekt.

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Das Windrad erreicht beim Aufstellen eines der drei 67 Meter langen Rotorblätter „auf 12 Uhr“ eine Höhe von 198 Metern. Bauherr und baldiger Betreiber des Mottbruch-Windrades ist die Gladbeck-Wind GmbH, ein eigens gegründetes Unternehmen im Steag-Konzern, an dem auch die RWE AG mit 40 Prozent beteiligt ist. Die Federführung liegt bei der Steag. Die „Gladbeck-Wind“ hat ihren Sitz in Essen, wird aber dennoch, so die Steag, Gewerbesteuer nach Gladbeck zahlen. Geschätzt wird die Summe auf rund 25.000 Euro.

Die Rotorblätter verfügen über ein Enteisungssystem

Die Anlage kann bis zu einer Windgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometer laufen. Sie wird permanent fernüberwacht und gesteuert: Die Stellung der Rotorblätter kann u.a. aus der Ferne variiert werden, damit die Anlage bei unterschiedlichen Windstärken möglichst konstant läuft. Ein automatisches Enteisungssystem verhindert Eisabwurf: Stellen Sensoren eine Vereisung fest, wird die Anlage abgeschaltet, und die Rotorblätter werden von innen mit warmer Luft abgetaut. Im Windradturm gibt es für den Auf- und Abstieg eine Leiter, aber auch einen Zwei-Personen-Aufzug.

Knapp 200 Meter hoch

Mit einer Höhe von knapp 200 Metern wird das Windrad auf dem 60 Meter über Braucker Grund liegenden Haldentop weit über Gladbeck hinaus zu sehen sein und zu einer neuen Landmarke werden.

Das Windrad stammt aus der Produktion des deutschen Marktführers „Enercon“ mit Sitz in Aurich. Die Anlage ist eine des Typs E-138 EP3, „eine der neuesten Generation“, so die Steag.

Der Bau begann im März mit dem Legen des Fundaments. Ende April begann der Turmaufbau mit 19 Betonringen – etwa zwei Drittel der Turmhöhe wurde damit erreicht. Im August folgte der Rest: Die Turmspitze, Maschinenhaus und Windräder.