Gladbeck. Die Preise auf Rekordhoch an den Tankstellen belasten auch die Unternehmen und Firmen in Gladbeck. Kosten könnten auf die Kunden umgelegt werden.

Die aktuell ungeahnt hohen Preise für Benzin und Diesel belasten nicht nur Privatleute, auch Unternehmen in Gladbeck geraten in Bedrängnis. Eine Weitergabe der Kosten an die Kunden schließt derzeit niemand mehr aus, für den das möglich ist.

Werner Schwarz, Vorsitzender der Taxi-Zentrale, ist unmittelbar von den hohen Spritpreisen betroffen. Aber: Er kann die Kosten nicht auf den Fahrpreis umschlagen. Denn die Erhöhung der Taxipreise müsste zunächst vom Kreis Recklinghausen beantragt und später im Landtag politisch beschlossen werden. „Das wäre ja frühestens in einem halben Jahr, das ist zu spät“, sagt Schwarz. Die aktuellen Preise machten etwa eine monatliche Mehrbelastung von 200 bis 300 Euro pro Auto aus, rechnet er aus. Trotzdem: Wenn die Preise nicht weiter explodierten, könne er sich halten. „Wenn der Liter aber noch mal 20 bis 30 Cent teurer wird, sehe ich schwarz.“ Die Gewinne in der Taxibranche seien aufgrund der Corona-Pandemie schließlich ohnehin eingebrochen.

Das rät der ADAC

Diesel kostete am Mittwoch laut ADAC im Bundesdurchschnitt 1,560 Euro je Liter, das sind 3,4 Cent mehr als in der Vorwoche und 0,5 Cent mehr als beim Allzeithoch am Sonntag. Für einen Liter Super E10 müssen Autofahrerinnen und Autofahrer 1,671 Euro bezahlen, das sind 2,4 Cent mehr als in der Vorwoche. Bis zum Allzeithoch, das mit 1,709 Euro je Liter am 13. September 2012 erreicht wurde, fehlen nur noch 3,8 Cent. In Gladbeck waren die Spritpreise am Mittwoch teilweise deutlich höher.

Autofahrer sollten mehr denn je vor dem Tanken die Spritpreise vergleichen und an teuren Tankstellen vorbeifahren.

Malermeister rechnet mit weiter steigenden Preisen an den Tankstellen

Auch Dennis Tietz, Inhaber des gleichnamigen Malermeisterbetriebs, merkt die Mehrkosten durch die gestiegenen Spritpreise, hält sie aber noch für händelbar. Daher berechnet er aktuell für seine Kunden noch keine höheren Anfahrtskosten, schließt sie künftig aber nicht aus. „Wenn die Preise so hoch bleiben, werde ich die Kosten auf die Kunden umlegen müssen.“ Bis Ende des Jahres wolle er das aber noch nicht tun und dann im Weihnachtsurlaub eventuell neu kalkulieren. „Ich rechne damit, dass die Spritpreise weiter steigen, auch jetzt mit der neuen Regierung“, so Tietz. Die derzeitigen Preise an den Tankstellen führen bei dem Malermeister zu einer weiteren Überlegung: „Ich denke darüber nach, zwei Elektrobullis anzuschaffen, zumindest für die kurzen Fahrten innerorts.“

Bei den derzeitig hohen Preisen an Tankstellen denken wohl viele darüber nach, auf das Fahrrad umzusteigen, oder, wenn möglich, mehr zu Fuß zu erledigen.
Bei den derzeitig hohen Preisen an Tankstellen denken wohl viele darüber nach, auf das Fahrrad umzusteigen, oder, wenn möglich, mehr zu Fuß zu erledigen. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Jörg Kopatz, Inhaber von Getränke Kopatz, trägt die Mehrkosten, die ihm aktuell durch die hohen Spritpreise entstehen, selbst. Noch. „Wie es in zwei bis drei Wochen aussehen wird, das weiß ich noch nicht.“ So lange seine aber noch nicht teurer werden, will er an den derzeitigen Preisen festhalten. „Einige Lieferanten haben schon angekündigt, dass sie über Preiserhöhungen nachdenken.“ Für ihn sind die Mehrkosten derzeit überschaubar. „Ich liefere schließlich als Kerngebiet in Gladbeck aus.“ Da fällt ein nicht ganz so hoher Spritverbrauch an. Kopatz weiß aber: Seine Lieferanten holen das Bier bei einer Brauerei im Sauerland ab, der Stapler des Lieferanten beim Verladen verbraucht auch Diesel, dann steht der Weg zu den einzelnen Händlern an. Spätestens Anfang kommenden Jahres, davon geht Kopatz aus, werden die Lieferanten darum ihre Preise erhöhen müssen – und dann wohl auch der Getränkehändler vor Ort. „Ich habe bereits jetzt einige Mitarbeiter, die wegen der hohen Kosten mit dem Rad oder der Bahn zur Arbeit kommen.“

Pflegedienst möchte seine Flotte auf E-Autos umstellen, doch es gibt Hürden

Auch Mitarbeiter von Ambulanten Pflegediensten sind viel auf den Straßen unterwegs. Die zusätzlichen Kosten auf ihre Kunden umlegen, das können die Unternehmen jedoch nicht. „Es gibt von der Pflegeversicherung eine festgelegte Anfahrtspauschale“, so Carsten Lach, stellvertretender Pflegedienstleiter der Ambulante Kranken- und Altenpflege Curita.

Auch für Stefan Horn, Inhaber des gleichnamigen Pflegedienstes, sind die derzeitig hohen Spritpreise „schlecht“, er hält aber ein anderes Problem für viel dramatischer: Seine Flotte möchte er gerne komplett auf E-Autos umstellen. Es fehle aber nicht nur an geeigneten Kleinwagen, sondern auch an Ladesäulen. Für sein Unternehmen habe er bereits vor Monaten vier Ladesäulen bestellt, bisher konnten sie aber nicht geliefert werden.

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