Der Gladbecker Malermeister Dennis Tietz will einen jungen Mann aus Bangladesch ausbilden. Ein Flüchtling aus Afghanistan macht ein Praktikum.

Auszubildende zu finden, ist heutzutage nicht so einfach. Diese Erfahrung macht der junge Malermeister Dennis Tietz gerade. Ein einziger Bewerber hat sich im vergangenen Jahr auf seine mehrfachen Stellenausschreibungen gemeldet – und der war nicht geeignet.

Der Gladbecker hat sich im Gewerbegebiet Brauck selbstständig gemacht

Dennis Tietz (27) hat sich im November 2018 im Gewerbegebiet Brauck an der Europastraße selbstständig gemacht. Vater Detlef Tietz, Sven Mezler und Roman Grzesiok beschäftigt er als Gesellen, Bruder Kevin (23), angehender Elektromeister, will nach bestandener Prüfung mit in die Firma einsteigen. „Dann können wir zwei Gewerke aus einer Hand anbieten.“ Auch wenn nicht das gesamte Team zur Familie gehört, sagen alle übereinstimmend: „Wir kennen uns schon sehr lange. Es ist wirklich ein Familienbetrieb.“

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Jetzt sind zwei „Söhne“ dazugekommen: Jahangir Khan (23) absolviert in dem Malerbetrieb gerade ein Einstiegsqualifizierungsjahr zur Vorbereitung auf eine Ausbildung, der 19-jährige Nematullah Ahmadi schnuppert als Praktikant in den Beruf.

Auf geht’s zur Baustelle: Malermeister Dennis Tietz mit Nematullah Ahmadi und Jahangir Khan.
Auf geht’s zur Baustelle: Malermeister Dennis Tietz mit Nematullah Ahmadi und Jahangir Khan. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Jahangir hat seine Heimat Bangladesch, in der er keine berufliche Zukunft sah, sondern sich mit Hilfsarbeiten in einem Supermarkt durchschlug, verlassen, landete zunächst in Libyen, floh dort vor dem Krieg und kam nach Deutschland. Seit zwei Jahren wohnt er jetzt in Dorsten, spricht schon recht gut Deutsch und hat im Recklinghäuser Bildungszentrum erste Erfahrungen mit dem Malerberuf gesammelt. Dort fragte Tietz einen ihm bekannten Ausbilder nach möglichen Praktikanten für seinen Betrieb.

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Im Februar vergangenen Jahres begann auf diesem Weg Jahangirs zwölfwöchiges Praktikum – und schon da wurde allen Beteiligten schnell klar: Das könnte etwas werden. „Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht“, sagt der 23-Jährige. „Er hat sich sofort sehr geschickt angestellt, ist fleißig und motiviert, möchte viel lernen. Wir sind sehr zufrieden mit ihm“, lobt Dennis Tietz den jungen Mitarbeiter. Deshalb hat ihn der Chef als ersten seiner Praktikanten ins Einstiegsqualifizierungsjahr übernommen, und wenn er sich weiter so gut entwickelt und auch die Berufsschullehrer ihr Okay geben, steht der Ausbildung ab dem Sommer dieses Jahres nichts im Wege.

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So weit möchte es Nematullah Ahmadi auch gern bringen. Der jetzt 19-Jährige ist vor vier Jahren allein aus seiner Heimat Afghanistan geflohen, hat schon einmal ein kurzes Praktikum in dem Gladbecker Malerbetrieb gemacht und ist jetzt über das Bildungswerk des Diakonischen Werkes wieder dort. Wenn es nur nach seinen Kollegen ginge, könnte auch er bleiben. Dennis Tietz: „Wenn die Arbeitsagentur es bewilligt, übernehme ich auch ihn im Sommer ins Einstiegsqualifizierungsjahr. Auch er ist sehr motiviert und lernwillig.“

Der Wunsch: ein Bildungszentrum

Dennis Tietz und sein Bruder Kevin würden gern mehr tun für den Berufsnachwuchs. Sie sind in „groben Planungen“ zur Gründung eines eigenen Bildungszentrums, in dem sie mehrere junge Leute gleichzeitig auf eine Ausbildung zum Maler- und Lackierer bzw. Elektriker vorbereiten könnten.

Dazu müssen sie Qualitätsmanagement-Lehrgänge erfolgreich absolvieren, um die jungen Leute praktisch und berufstheoretisch anleiten zu können und im Betrieb an der Europastraße einige Umbauten vornehmen. Um diesen Plan verwirklichen zu können, brauchen sie finanzielle Unterstützung. Erste Gespräche mit der Arbeitsagentur und der Kreishandwerkerschaft haben sie schon geführt.

Unabhängig davon suchen sie weitere Praktikanten. Interessenten können Kontakt aufnehmen mit Malermeister Dennis Tietz, Europastraße 22, E-Mail: dennis@malermeister-tietz.de, 0176-76200688.

Dennis Tietz hat schon etliche Praktikanten beschäftigt. Klar, auch aus Eigennutz, weil Berufsnachwuchs eben schwer zu bekommen ist. In erster Line aber, sagt er, will er jungen Leuten eine Chance geben, „die nicht so gut vermittelbar sind“. Junge Syrer und Afrikaner waren darunter, aber auch Deutsche mit Handycap oder Startschwierigkeiten.

Genutzt haben diese Chance bisher nur Jahangir Khan und Nematullah Ahmadi. Dabei bieten Handwerksberufe gute Möglichkeiten. Dennis Tietz und sein Bruder Kevin haben es bewiesen. Vater Detlef ist mächtig stolz auf seine Jungs. „Ich hätte nie erwartet, dass sie es so weit bringen.“ Dennis ist zur Hauptschule gegangen, hat die Ausbildung zum Maler und Lackierer ohne Probleme absolviert und direkt im Anschluss die Meisterschule besucht und erfolgreich abgeschlossen. Kevin hat die Gesamtschule „mit einem schlechten Abschluss“ verlassen, das Abi nachgeholt, seine Lehre bei Pilkington gemacht und als einer der Jahrgangsbesten bestanden. Jetzt steht er kurz vor seiner Meisterprüfung.

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Und wenn es im April so weit ist, möchte er es seinem Bruder gleichtun: Auch jungen Menschen, die es schwerer haben, eine Chance geben.