Gladbeck. Ein Träger- und Förderverein hat sich für das Gladbecker Bürgerprojekt gegründet. Die Sanierungen sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Schwer nach Arbeit sieht es aus, sobald man das Rex-Universum betritt, das Generationen von Menschen in Gladbeck seit 1958 über Jahrzehnte in romantische oder spannende Filmwelten entführte. Eine cineastische Ära, die 1996 mit dem Til-Schweiger-Streifen „Männerpension“ endete, wie die alten Filmplakate noch heute im Schaukasten an der Rentforter Straße 5 dokumentieren. Statt samtiger Plüsch-Kinosessel und duftendem Popcorn bestimmen in dem Kinopalast jetzt aber nackte Betonwände, Schutt und Staub das Ambiente. Ein notwendiges Zwischenstadium auf dem Weg zum neuen Kulturzentrum, bei dem das erste Etappenziel bis zum Jahresende erreicht sein soll. „Die Rex-Klause und das Kino-Foyer sollen dann fertig renoviert sein, so dass sie für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen“, sagt Philipp Euler.

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Philipp Euler ist der Vorsitzende des neuen Träger- und Förderverein Rex Kino Gladbeck.
Philipp Euler ist der Vorsitzende des neuen Träger- und Förderverein Rex Kino Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Mit einem festen Kern von 15 Aktiven und ausschließlich ehrenamtlichem Engagement werkelt der Gladbecker in seiner Freizeit, um das Rex für die Gladbecker Stadtgesellschaft als Veranstaltungsort mit lokaler Geschichte zu erhalten. „Wir haben zunächst das Kino-Foyer und die Kneipe Rex-Klause, die wir mit einem Wanddurchbruch räumlich verbunden haben, als Kulturzentrum im Fokus, da wir den Aufwand hier überblicken und stemmen können“, erklärt Euler.

Der große Kinosaal ist ein teurer Sanierungsfall

Der Blick in den 660 Quadratmeter großen Kinosaal mit einst 597 Plätzen verrät, was er meint. Von der alten Pracht ist nach dem Brand, der sich hier 1998 nach der Schließung ereignete, nichts mehr zu sehen. Die Bestuhlung, und Wandverkleidungen sind entfernt worden, Teile der verbrannten Deckenverkleidung sind herabgefallen. „Damals hat ein Gutachter der Versicherung geschätzt, dass die Sanierung zur Wiederherstellung des alten Zustandes 330.000 D-Mark kostet“, berichtet Euler. Eine abgespeckte Variante wäre heute wohl auch mit einer geringeren Investition möglich, für den Förderverein sei das aber ohne Investoren utopisch.

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Das einstige Kino-Foyer wird der erste Veranstaltungssaal des Kulturzentrums.
Das einstige Kino-Foyer wird der erste Veranstaltungssaal des Kulturzentrums. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Der Verein sei mit ihm als Vorsitzendem gegründet und via Notar beim zuständigen Vereinsgericht in Gelsenkirchen unter dem Namen „Träger- und Förderverein Rex Kino Gladbeck e. V.“ zur Eintragung eingereicht. „Normalerweise dauert das sechs Wochen, in der Coronazeit aber wohl länger“, vermutet Euler. „So dass wir bislang noch kein Vereinskonto einrichten konnten, um auch Geldspenden entgegenzunehmen und Mitglieder werben zu können.“ Die Renovierung mit Sachspenden beziehungsweise Geschenken zu unterstützen, sei aber kein Problem. „Mörtel, Wandputz, Rigipsplatten oder Trockenbauständerwerk, die von privaten Renovierungsprojekten übrig geblieben sind“, seien deshalb willkommen. Entsprechende kostenlose Angebote hätten die Rex-Aktiven schon via Ebay-Internetanzeigen genutzt, um Material für ihr Projekt zu sammeln.

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Kleinkunst soll dem alten Lichtspielhaus neues kulturelles Leben einhauchen

Sobald der Förderverein eingetragen ist, hoffen Euler und Co. auf viele Vereinsmitglieder (Jahresbeitrag 30 Euro, ermäßigt 24 Euro), die durch ihren Beitrag das Projekt unterstützen. Um das finanzielle Polster aufzupeppen, denkt Euler auch schon über Stuhl-Patenschaften für Veranstaltungen im Rex-Foyer nach. Hier stehen rund 80 Quadratmeter zur Verfügung, um eine portable Bühne aufzubauen und Bestuhlung aufzustellen. Wenn Rex-Klause und Foyer fertig renoviert sind, könnte Kleinkunst wie Lesungen, Konzerte oder Comedy dem alten Lichtspielhaus dann neues kulturelles Leben einhauchen.

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Stadt unterstützt Projekt bei der Miete

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Gladbeck begrüßt die Reaktivierung des Rex-Kinos. „Wir finden das Vorhaben, hier ein Kulturzentrum in privater Trägerschaft zu eröffnen, ausgesprochen spannend“, so Amtsleiter Peter Breßer-Barnebeck. Vielen Menschen in der Stadt gehe es ebenso, „die ganz viele private Erinnerungen mit dem Kino verbinden“.

Die Stadt habe jetzt einen Förderantrag beim Land gestellt, wonach die Beseitigung von Leerstand in Innenstädten über bezuschusste Mietzahlungen unterstützt werden könne. Über einen Verfügungsfond könne zudem der Besitzer der Rex-Immobilie bei der Stadt Gelder beantragen, um die Hausfassade zu renovieren.

„Wir sind auch schon in Kontakt mit Künstlern, um ein erstes Programm für 2021 zusammenzustellen“, verrät Euler, schränkt aber ein: „Auch wenn wir in zwei bis drei Monaten mit der Renovierung fertig sind, werden wir erst öffnen, wenn gelockerte Corona-Einschränkungen wieder mehr Publikum zulassen“. Denn nur für eine Handvoll Menschen das Kulturzentrum zu öffnen, lohne den Aufwand nicht. Man habe da aber glücklicherweise auch keinen Zeitdruck, „da wir als Ehrenamtler damit ja kein Geld verdienen müssen, sondern schon zufrieden sind, wenn das neue Rex gut angenommen wird und sich selbst tragen kann“.

Kontakt zum Träger- und Förderverein Rex Kino Gladbeck e. V. ist telefonisch möglich über 0176-76714245 oder via EMail posteingang@rex.ruhr