Gladbeck. In der vergangenen Ratssitzung hatte es in Gladbeck Streit um das Thema Integration gegeben. Grüne schreiben nun einen offenen Brief an die CDU.
Die Grünen wenden sich nach der vergangenen Ratssitzung, in der es viel Streit um die Themen Integration und Flüchtlingspolitik gegeben hatte, nun in einem offenen Brief an die CDU. Darin kritisieren sie vor allem das Integrationsverständnis der Ratsfraktion. Und die CDU kontert prompt.
„Sie begrüßen uns mit genüsslicher Verachtung in der vergangenen Ratssitzung als „verehrte Diverse“, um gleich darauf deutlich zu machen, wie sich Ihr Männerbund Integration vorstellt. Die ist nicht von Diversität geprägt, sondern duldet nur Anpassung und Unterordnung“, heißt es in dem Schreiben. Der CDU sei die Unterscheidung zwischen Mehrheitsgesellschaft, die die Regeln festlege, und Minderheitsgesellschaft, die sie zu befolgen habe, wichtig. „Alles Neue, ein Austausch über die Welt hinter Ihrem Tellerrand scheint Ihrer Männerrunde fremd oder gar beängstigend. In Ihrer Angst fühlen Sie sich als Beschützer der Mehrheitsgesellschaft, fordern mehr Integration der Anderen und merken gar nicht, dass Sie die Spalter sind, die die Integration verweigern“, kritisieren die Grünen weiter.
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Grüne: Keine Angst vor Diversität, sie führt zu neuen Erkenntnissen
So habe die CDU Vertreter des IBG-Vereins, der an der Roßheidestraße den Bau eines islamischen Jungenwohnheims plant, bei der Bürgerversammlung im August gefragt, wie viele Deutsche das neue Bildungszentrum leiten und die Kinder unterrichten werden. „Indem man auch nach über einem halben Jahrhundert immer noch Grenzen zwischen Wir und Ihr zieht, kann man nicht integrieren“, schreiben die Grünen nun in ihrem offenen Brief weiter. Die CDU fühle sich von den Grünen zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt, „um gleich darauf mit den Verfassungsfeinden der AfD gemeinsam für deren Antrag zu stimmen. Eine klare Abgrenzung nach rechts stände Ihnen besser zu Gesicht“. Die CDU solle keine Angst vor Diversität haben, so die Grünen, sie führe zu Meinungsvielfalt und neuen Erkenntnissen.
Die CDU reagiert umgehend auf die Kritik. Seit der Kommunalwahl 2020 habe sich die Fraktion der Grünen erheblich vergrößert, „leider hat sich Ihre Toleranz gegenüber anderen Meinungen deutlich reduziert.“ Die Grünen dürften nicht erwarten, dass die CDU ihnen in bestimmten Punkten zustimme, so eben auch nicht beim Thema gendergerechte Sprache. Dazu hatten die Grünen im Juli einen entsprechenden Antrag im Rat gestellt. Bei der Ratssitzung am Donnerstag hatte CDU-Chef Dietmar Drosdzol dann in einem Redebeitrag die Ratsmitglieder auch mit „verehrte Diverse“ angesprochen.
Kritik am Abstimmungsverhalten weist die CDU zurück
„Sie kritisieren unseren Sprachgebrauch (verehrte Diverse), rücken uns aber gleichzeitig beim Tagesordnungspunkt „Seebrücke“ in die Nähe von Mördern“, wirft die CDU den Grünen vor. Ratsfrau Ramona Karatas hatte gesagt, dass sie nicht wie andere Fraktionen über Leichen gehe, die CDU hatte hinterher eine Entschuldigung gefordert, die jedoch nicht kam.
Kritik am Abstimmungsverhalten weist die CDU ebenso zurück: „Wir dürfen Sie daran erinnern, dass auch Sie bereits „gemeinsame Sache“ mit der AfD gemacht haben, übrigens gemeinsam mit der Partei „Die Linke“. So geschehen beim „Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 176 Feldhauser Straße/Brunnenstraße“.“ Wenn künftig miteinander gestritten werde, sollte dies auch in einer gegenseitigen Achtung unterschiedlicher Positionen erfolgen, so die CDU abschließend.