Gladbeck. Die als Horrorhaus bekannte Gladbecker Immobilie Steinstraße sollen Profis verwalten. Das sagt die stadteigene Wohnungsbau GmbH zum Vorschlag.

Eine professionelle Hausverwaltung für die auch als Horror-Hochhaus titulierte Problemimmobilie Steinstraße 72, um Ordnung ins Geschehen zu bringen. Konkret mit der stadteigenen Gladbecker Wohnungs-Gesellschaft mbH (GWG) am Ruder, die Mietverträge, Reparaturen, Reinigung und Abmahnungen strukturiert im Blick hat, damit sich die Verhältnisse in und um den Problemfall verbessern. Das sind Vorschlag und Wunsch der Ratsfraktion ABD, die jetzt dem Hauptausschuss vorlagen. Wobei mit Spannung erwartet wurde: Was sagt die GWG selbst zum Vorschlag?

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Die im Antrag aufgelisteten Fakten verweisen auf die Kernschwierigkeit, die viele Hochhaus-Immobilien - wie auch das jüngst abgerissene Problemhochhaus an der Schwechater Straße - haben: eine Vielzahl von Wohnungen, die unterschiedlichen Eigentümern gehören. An der Steinstraße sind es 120 Wohneinheiten mit Sanierungsbedarf und mit schwierigem Mieter-Klientel. GWG-Geschäftsführer Thomas Balke ging in seiner Stellungnahme vor dem Hauptausschuss genau darauf ein: Vorschlag sei es, mit den 67 Eigentümern der Wohnungen Kontakt aufzunehmen, mit dem Ziel diese künftig alle durch die GWG zu verwalten. Dies sei ein frommer Wunsch, den er nachvollziehen könne, so der Immobilienprofi, „er wird nur nicht gelingen“.

Man hätte den Eigentümern zunächst nur Verluste und Kosten zu bieten

GWG-Chef Thomas Balke bezog zum Vorschlag, das Problemhochhaus Steinstraß 72 zu verwalten, Stellung (Archivbild).
GWG-Chef Thomas Balke bezog zum Vorschlag, das Problemhochhaus Steinstraß 72 zu verwalten, Stellung (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Simon Gerich

Thomas Balke erklärte warum. Um die Immobilie verwalten und Entscheidungen treffen zu können, müsste ein Immobilienverwalter bei einer Teilungserklärung selbst bei einfacher Mehrheit „mit gut 40 der Eigentümer klarkommen“. Diesen hätte man dann aber zunächst nichts zu bieten, „außer Verluste durch Kosten“. Denn um vernünftige Mietverhältnisse hinzubekommen, seien einige Investitionen in Wohnungen und das Gesamtgebäude notwendig. Was aber selbst dann bleibe, sei das schlechte Image des Problemhochhauses. Das durch Medienberichte überregional bekannt geworden sei, so dass es generell schwer fallen werde, „überhaupt vernünftige Mieter zu bekommen“.

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Weiteres Problem, und letztlich ausschlaggebend für eine Absage der GWG, sei das absehbare Verlustgeschäft bei einer Verwaltungstätigkeit, so Balke. Denn man habe grob berechnet, dass bei Zustimmung der Eigentümer für die Verwaltungstätigkeit der GWG 42.000 Euro zur Verfügung stünden. Umgerechnet in die benötigten Personalkosten von 2-3 Mitarbeitern sei dies ein absehbares Verlustgeschäft, das einer GmbH so per se verbiete, dieses den Gesellschaftern überhaupt vorzuschlagen.

ABI-Ratsherr konnte die Absage der GWG nur schwer akzeptieren

Eine offenbar für ABI-Ratsherr Süleyman Kosar schwer zu akzeptierende Absage, der den Antrag der Fraktions-Koalition ABD (zudem DKP und BIG) noch weiter besprechen wollte - bis zur Beendigung der einseitigen Diskussion auf Antrag. Bürgermeisterin Bettina Weist verwies abschließend darauf, dass die Stadt die Problemimmobilie weiter im Blick habe und Maßnahmen ergriffen seien, um die Situation besser in den Griff zu bekommen. Der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliert zum Beispiel regelmäßig vor Ort, die Hausverwaltung ist gesprächsbereit, will auf die Mieter in Sachen Müll und Lärm einwirken, auch Angsträume sollen beseitigt und ein Quartiersmanagement mit Büro im Hochhaus ab 2022 eingerichtet werden.