Gladbeck.
Über 1100 Jahre alt ist der Hof, einer der ältesten Ansiedlungen der Stadt: der Bauernhof Schulte-Pelkum. Noch im Frühjahr stand er dem heiß diskutierten A-52-Ausbau im Wege, waren die Schulte-Pelkums nach langen Überlegungen bereit, schweren Herzens zu gehen. Doch jetzt wollen sie nicht mehr weichen – falls die Debatte nochmal aufflammen sollte.
In all den Jahrhunderten ist der Hof, direkt an der A-2-Auffahrt an der B 224 gelegen, in Familienbesitz. Seit etwa 1810 steht das Bauernhaus, ein wunderschönes Fachwerkhaus, in dem Ursula und Johannes Schulte-Pelkum wohl als einzige in Gladbeck noch mit dem Vieh unter einem Dach leben. „Das soll jetzt auch so bleiben, irgendwann muss man sich aufs Alter einrichten“, sagen die 68 und 66 Jahre alten Eheleute.
Aber auch ein wenig Enttäuschung über die „Behandlung“ der Behörden schwingt in ihren Worten mit: „Sechseinhalb Jahre haben sie uns bedrängt, immer und immer wieder waren sie hier, sprachen mit uns, jeder Baum, jeder Meter Grund wurde gutachterlich vermessen“, erzählt Ursula Schulte-Pelkum. „Sechs Hektar wollten sie von uns, für die B-224-Verbreiterung und das Autobahnkreuz“, erklärt Johannes Schulte-Pelkum. Die Verträge waren im Frühjahr unterschriftsreif. Die Familie wollte drauf eingehen, auch weil ihr ein Ersatz für einen neuen Hof an der Kösheide auf eigenem Grund in Aussicht gestellt wurde.
„Aber seit dem Bürgerentscheid ist Funkstille, kein Mensch meldete sich mehr bei uns.“ Einmal riefen sie an in Bochum, beim Landesbetrieb Straßen. „Da hat man uns gesagt, wir sollten uns mal wieder melden, wenn weißer Rauch in Gladbeck aufsteigt.“ Die Schulte-Pelkums fühlen sich benutzt, als Spielball – wollen jetzt nicht mehr.
Zumal sie das Ganze Ende der 80er Jahre schon einmal ähnlich erlebten. „Da gab es schon mal eine Ausbaudebatte, da waren sogar drei Bosse aus Berlin bei uns und verhandelten hier“, erinnert sich das Ehepaar. Nach Mauerfall und Einheit, als die Straßenbaugelder in den Osten flossen, brach der Kontakt ohne Begründung ab.
34 Hektar Ackerfläche gehören zum Hof, der Rinderzucht und Schweinemast betreibt. Er ist einer der wenigen Höfe, die sämtliche Flächen rund um den Hof haben – hauptsächlich zwischen A 2, B 224 und der Kösheide gelegen.
Mehr als 30 Generationen haben seit der ersten urkundlichen Erwähnung um 900 den Hof bewirtschaftet. Wie es künftig bei den Schulte-Pelkums, die drei Kinder haben, weiter geht, ist noch offen. Eines ist aber für die Eheleute sicher: Es geht weiter. Und: „Wir bleiben jetzt hier am Stammsitz.“
Historisches zum Hof Schulte-Pelkum
Ursprünglich war der Hof Schulte-Pelkum Teil einer Gruppe von drei Höfen – die Höfe to Pelkum und Möllmann to Pelkum wichen schon in der 1930er Jahren dem Autobahnbau. Die Höfe waren die „Pelkumer Höfe“. Die erste Erwähnung stammt aus der Zeit um 900 – eine Schenkung der Hofstelle an die Benediktinerabtei Essen.
Schon früh kam der Hof Schulte-Pelkum aus der Leibeigenschaft raus: Von 1714 datiert der Freibrief der Theodora v.Galen an Johann Bernard Schulte-Pelkum. Hinrik to Pelkum ist 1561 der erste, der namentlich in Urkunden auftaucht. Seit 1660 gibt es eine lückenlose Stammliste der Familie, die auch den Flurnamen „Pelkumer Feld“ begründete.