Gladbeck. Bei der Bundestagswahl 2021 gab es in Gladbeck Gewinner und Verlierer. CDU-Chef: „Die SPD hat gewonnen. Ende“. Das müsse Laschet anerkennen.

Michael Gerdes geht als deutlicher Gewinner aus der Wahl hervor. Am Montag erreicht die WAZ Gladbeck ihn telefonisch, als er gerade im Zug auf dem Weg nach Berlin ist. „Die Arbeit ruft, und das finde ich auch schön“, so der alte und neue MdB: Bereits zum vierten Mal ist er für Gladbeck, Bottrop und Dorsten in den Bundestag eingezogen. Im Wahlkampf habe er bei den Bürgerinnen und Bürgern einen deutlichen Wunsch nach Veränderungen wahrgenommen. Und: „Auch die Querelen in der SPD Gladbeck haben zum Glück keine Rolle gespielt. Ich habe die volle Unterstützung von meiner Partei bekommen.“

Einen Tag nach der Wahl zeigt sich hingegen CDU-Chef Dietmar Drosdzol enttäuscht von dem Abschneiden seiner Partei, auch, wenn „die Überraschung darüber nicht so riesig“ sei. Gründe für die Wahlentscheidung sieht Drosdzol aber vornehmlich in Berlin, nicht in Gladbeck. „Diesen Schuh ziehen wir uns nicht an.“

CDU-Kandidat Sven Volmering verlor deutlich. Hier im Bild am Wahlabend mit Parteimitgliedern in Bottrop. Der Stadtverband Gladbeck rund um CDU-Chef Dietmar Drosdzol will am Montagabend gemeinsam mit Volmering noch einmal ins Gespräch kommen.
CDU-Kandidat Sven Volmering verlor deutlich. Hier im Bild am Wahlabend mit Parteimitgliedern in Bottrop. Der Stadtverband Gladbeck rund um CDU-Chef Dietmar Drosdzol will am Montagabend gemeinsam mit Volmering noch einmal ins Gespräch kommen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Er hoffe nun, dass Armin Laschet nicht „auf Biegen und Brechen“ versuche, eine Koalition zu ermöglichen, sondern Oppositionsarbeit macht. „Die SPD hat gewonnen. Ende.“ Drosdzol falle aber ein Stein von der Seele, dass es für Rot-Rot-Grün nicht reicht. „Am liebsten würde ich mir eine Koalition auch ohne die Grünen wünschen.“ Die Partei beschäftige sich auch in Gladbeck im Rat „lieber zweieinhalb Stunden mit dem Thema Gendern, als mit den wirklich wichtigen Problemen“.

AfD-Sprecher: „Gladbeck ist durch und durch SPD-geprägt und das wird sich auch so schnell nicht ändern“

Dass auch die AfD im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 abgerutscht ist, macht AfD-Fraktionsvorsitzender Marco Gräber, gleichzeitig Sprecher seiner Partei, ebenfalls nicht an Gladbeck fest. „Wir haben im Wahlkampf viel Zuspruch bekommen, etwa an Infoständen.“ Vor allem die Wahl-Trielle im Fernsehen hätten dazu geführt, dass das Hauptaugenmerk nur auf SPD, CDU und Grünen gelegen hätte. „Die kleinen Parteien wurden zerrieben. Die Linke trifft das noch härter als uns.“ Das Stadtbild in Gladbeck sei durch und durch SPD-geprägt. „Das sieht man bei allen Wahlen und das wird sich so schnell auch nicht ändern.“ Als Konsequenz aus den niedrigeren Werten für die AfD fordert Gräber, dass sich der Bundesvorstand neu und jünger aufstellt.

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Trotz Freude über die Verdoppelung des Wahlergebnisses sieht Grünen-Chefin Lisa Engineer noch Aufholbedarf. „Wir wären gerne drittstärkste Kraft geworden, wir liegen aber hinter der AfD. Steinstraße 72, islamisches Jungenwohnheim und Skaterpark: Das sind alles Themen, die der AfD in die Karten gespielt haben.“ Erklärtes Ziel der Grünen sei nun, bis zur Landtagswahl drittstärkste Partei zu werden. „Wir wollen verstärkt junge Themen besetzen“, kündigt Engineer unter anderem an. So gebe es in Gladbeck etwa keine eigene Fridays-for-Future-Gruppe. „Es ist noch einiges ausbaufähig.“

FDP-Vorsitzender: „Der Wunsch nach einem Wechsel ist groß“

FDP-Vorsitzender Michael Tack ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis seiner Partei, die zu 2017 etwas zulegen konnte. „Unsere Wähler sind vor allem Überzeugungswähler, sonst lägen wir bei den Erst- und Zweitstimmen weiter auseinander, wenn sie nur taktisch gewählt hätten“, freut er sich. Er hoffe, dass seine Partei in Koalitionsverhandlungen nun möglichst viel von ihrem Programm durchsetzen könne. Im Wahlkampf sei ihm aufgefallen, dass sich viele Leute eine Koalition von Grünen und FDP gewünscht hätten. „Das hat nun eine Umfrage unter Erstwählern bestätigt. Der Wunsch nach einem Wechsel ist also groß“, so Tack.

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Rüdiger Jurkosek, Parteivorsitzender der Linken, hatte sich ein besseres Ergebnis erhofft, sieht seine Partei aber ebenso im Bundestrend gefangen. „Wir müssen uns jetzt aufrappeln, so ein Ergebnis motiviert jedoch nicht.“ Es gelte nun, Kernthemen mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.