Gladbeck. Michael Gerdes holt im Wahlkreis 125 für die SPD zum dritten Mal das Direktmandat. Die CDU zeigt sich enttäuscht. Grüne verdoppeln ihr Ergebnis.
Die SPD gewinnt die Bundestagswahl in Gladbeck mit rund 37,17 Prozent der Stimmen und holte 3,6 Prozentpunkte mehr als bei der Bundestagswahl vor vier Jahren. Um 21.16 Uhr waren alle 84 Stimmbezirke ausgezählt und das vorläufige Ergebnis lag vor. Die Wahlbeteiligung pendelte sich bei 71,06 Prozent ein – niedriger, als zunächst gedacht und sogar knapp unter der von 2017, als 72,41 Prozent der Wähler abstimmten.
Auffallend beim Ergebnis sind die Grünen, die ihr Ergebnis verdoppeln und auf knapp zehn Prozent kommen (genau: 9,78 Prozent). Die CDU verliert deutlich und sackt um 3,4 Punkte auf 22,48 Prozent ab. Federn muss aber auch die AfD lassen, die 4 Prozentpunkte abgeben muss, aber noch die Zehn-Prozent-Marke nimmt und 10,66 Prozent erreicht. Die Linken halbieren bei der Bundestagswahl in Gladbeck ihr Ergebnis und kommen nur noch auf gut 3,14 Prozent. Die FDP legt leicht zu, kommt auf 9,49 Prozent.
Wahl in Gladbeck: Michael Gerdes holt für die SPD mit Abstand das Direktmandat
Das Direktmandat über die Erststimmen holt zum vierten Mal in Folge und mit deutlichem Abstand zum CDU-Kandidaten Sven Volmering Michael Gerdes für die SPD mit knapp 39 Prozent (im Wahlkreis, Stand 21.30 Uhr: 232 von 238 ausgezählten Stimmbezirken). 2017 waren es 36,8 Prozent.
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In Gladbeck schneidet Gerdes noch besser ab: Das Stadtergebnis weist exakt 41 Prozent für den Bottroper aus. Er legt damit etwa 2,5 Prozentpunkte zu. CDU-Kandidat Sven Volmering kommt in Gladbeck auf 23,46 Prozent, auf Wahlkreisebene zieht er gut 27 Prozent der Wählerstimmen auf sich – deutlich weniger als vor vier Jahren, als er 33,6 Prozent holte. Gerdes ist damit klarer Sieger um das Direktmandat.
CDU-Kandidat Sven Volmering sieht Verantwortung für schlechtes Ergebnis in Berlin
Enttäuscht zeigte sich CDU-Kandidat Sven Volmering. „Der Bundestrend war ausschlaggebend, großes Wasser zieht kleines Wasser hinterher.“ Das CDU-Ergebnis sei ein Debakel, der Kanzlerkandidat der CDU sei ein Mühlstein gewesen. Volmering wies darauf hin, dass seine Verluste geringer als die im Bundesschnitt gewesen seien. „Die Verantwortung liegt in Berlin.“
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SPD-Parteichef Jens Bennarend sieht einen Grund in dem guten Abschneiden des SPD-Kandidaten. „Michael Gerdes war im Wahlkampf sehr nahbar und präsent.“ Seine Partei habe im Wahlkampf aber auch gut verdeutlichen können, dass sie einen Wechsel hinbekommen wolle – „gemeinsam mit den Grünen“. Denn in der GroKo sei die SPD häufig von der CDU ausgebremst worden, so Gladbecks Parteivorsitzender.
Zudem habe die CDU im Wahlkampf Positionen verkauft, die sie schon vor 20 Jahren vertreten habe. Und: „Herr Laschet hat in seiner Zeit als Ministerpräsident sehr deutlich gemacht, wie gut er als Kanzler sein würde. Das hat NRW zur Kenntnis genommen.“ Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) freute sich über das „gute Abschneiden“ von Gerdes und der SPD. „Gladbeck ist damit wieder etwas mehr rot geworden“, so Weist.
Grüne freuen sich, hatten sich aber mehr von der Wahl erhofft
CDU-Parteichef Dietmar Drosdzol findet die deutliche Wahlniederlage „schade“ für den CDU-Kandidaten Volmering. „Gerdes profitierte vom Bundeshype der SPD.“ Auch den Wahlverlust der CDU bei der Zweitstimme sieht der CDU-Ortsparteichef der „Großwetterlage“ geschuldet. Drosdzol: „Das hat sich abgezeichnet, in Gladbeck wurde auch schon immer mehr rot als schwarz gewählt.“
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Die Grünen freuen sich, dass sie im Gegensatz zu 2017 ihr Ergebnis verdoppeln konnten. „Das tut gut und freut uns sehr“, so Parteivorsitzende Lisa Engineer. Dennoch, gibt Engineer zu, habe sich ihre Partei mehr erhofft. „Alleine, wenn man bedenkt, wie viele Menschen in Deutschland am Freitag für Klimaschutz auf die Straße gegangen sind.“ Sie sagt aber auch: „Gladbeck war nie ein einfaches grünes Pflaster.“ Im Bund, so ist sich die Parteivorsitzende sicher, führt indes nun kein Weg mehr an den Grünen vorbei. Linke-Ratsfraktionschef Olaf Jung bezeichnete für seine Partei das Abschneiden als „nicht sehr schön“. Jung: „Wir Linken sind aber auch im Wahlkampf untergegangen, ähnlich wie die Grünen mit der Klimapolitik.“ Eine Klatsche für die örtlichen Linken sieht Jung in dem Ergebnis nicht.