Gladbeck. Die Stiko empfiehlt die Impfung ab zwölf Jahren. Aber es gibt weitere Gründe, warum sich nun mehr junge Menschen in Gladbeck impfen lassen.

Ärzte in Gladbeck beobachten, dass sich aktuell deutlich mehr junge Menschen gegen das Coronavirus immunisieren lassen. „Die Jugendlichen kommen nun vermehrt“, sagt etwa Stephan Arntz, Mediziner im Hausarztzentrum Rentfort. Es gibt bereits schon wieder erste Wartelisten für Zwölf- bis 17-Jährige. Und auch die Stiko empfiehlt die Impfung nun ab zwölf Jahre.

„Ich habe in den vergangenen Tagen eine Warteliste aufgesetzt, die kann ich ab dem heutigen Tag sofort umsetzen“, sagt Kinderarzt Stefan Kusserow, der seine Praxis am Markt hat. Denn: Am Montag hat die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Empfehlung der Impfung für alle Zwölf- bis 17-Jährigen abgegeben. Daher erwartet Kusserow in der kommenden Zeit noch einmal eine steigende Nachfrage aus dieser Altersgruppe. Er sieht aber ohnehin schon jetzt: „Auf die bevorstehenden Freiheitseinschränkungen für Ungeimpfte wird reagiert.“ Er habe nun deutlich mehr Anfragen von Eltern für Kinder und Jugendliche.

Einige Schüler wollen mit einer Impfung der Testpflicht in den Schulen entkommen

Das merkt ebenfalls Stephan Arntz, Mediziner im Hausarztzentrum Rentfort. „Wir impfen nun ganz viele Zwölf- bis 17-Jährige.“ Auch er führt das auf bevorstehende Regelungen für Ungeimpfte zurück, die künftig ab einer Inzidenz über 35 etwa in Restaurants und bei Friseuren einen Negativ-Test vorweisen müssen. Der wiederum wird ab Oktober nicht mehr kostenlos sein.

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„Wenn man ins Restaurant geht und vorher 15 Euro für einen Test zahlen muss, ist man bei drei Kindern schnell viel Geld los“, sagt Arntz. Er sieht aber noch einen weiteren Grund, der für viele Jugendliche von Bedeutung ist: Einige wollen mit einer Impfung gegen das Coronavirus der Testung in den Schulen entkommen. „Nach der neuen Coronabetreuungsverordnung, die seit Freitag gilt, müssen sich Geimpfte nicht testen lassen. Das gilt also auch für Schüler“, bestätigt Ulla Lütkehermölle, Sprecherin der Bezirksregierung Münster, auf Anfrage. Der Schulunterricht startet am Mittwoch wieder.

Die meisten Infektionen gibt es bei jungen Menschen

Mit dem Ende der Ferien, und damit der Urlaubssaison, sowie mit der Empfehlung der Stiko hofft Hausarzt Stefan Arntz auf viele weitere Anfragen. „Für die Pandemie ist es gut, dass sich jetzt auch viele junge Menschen impfen lassen.“ Jeden ungeimpften Patienten – egal ob jung oder alt – fragen die Mediziner, ob sie sich nicht impfen lassen möchten. „Allein 32 haben in der vergangenen Woche diese Nachfrage verneint“, berichtet Arntz. Einige brächten Verschwörungstheorien als Gründe vor, andere wollten „sich vom Staat nichts vorschreiben“ lassen.

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Aktuell ist die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen am stärksten von Corona-Infektionen betroffen (Inzidenz: 77,0), Zehn- bis 19-Jährige liegen mit einer Inzidenz von 66,8 an zweiter Stelle. Dass derzeit mehr junge Menschen infiziert sind, sieht der Hausarzt in seiner Praxis nicht. „Sie haben ja oft keine Symptome, die Infektion fällt dann nur bei Testungen, etwa bei Sportveranstaltungen, auf. Trotzdem tragen sie das Virus weiter an Ungeimpfte.“

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Impfzentrum registriert gestiegene Nachfrage

Auch im Impfzentrum registriert der Kreis Recklinghausen immer mehr Nachfragen nach der Impfung für Kinder und Jugendliche. Daher wird es nun auch weitere Termine für die Immunisierung dieser Altersgruppe geben. „Besonders jetzt so kurz vor Ferienende wollen wir das Angebot mit einem zusätzlichen Termin ausweiten, um möglichst vielen die Chance zu geben, mit einem ersten Impfschutz in den Unterricht zurückzukehren“, so Patrick Hundt, Leiter des Impfzentrums. Auch er gehe davon aus, dass die neue Empfehlung der Stiko die Nachfrage weiter erhöhen wird.

Aber auch Erwachsene ließen sich aktuell verstärkt nach den Ankündigungen von Verschärfungen impfen. „Wir merken, dass es nun einige gibt, die sich doch noch für eine Impfung entscheiden“, so Kreissprecherin Lena Heimers.