Gladbeck. Gladbecks Bürgermeisterin Weist und Ratsherr Tix stellten den Nachbarn des Hochhauses Steinstraße Maßnahmen vor. Es gab Beifall – und Kritik.
Auf großes Interesse der Nachbarschaft stieß am Mittwochabend ein Info- und Diskussionsabend zum Thema Problemimmobilie Steinstraße 72 in Gladbeck, zu dem der Butendorfer SPD-Ratsherr Dustin Tix in die Hofeinfahrt eines betroffenen Nachbarn an der Schachtstraße eingeladen hatte. Knapp 60 Interessierte hörten zunächst aufmerksam zu, was Tix, vor allem aber Bürgermeisterin Bettina Weist, zu berichten und zu erklären hatte. Danach kamen die Anwohner zu Wort.
Weist und Tix nutzten die Gelegenheit, noch einmal kundzutun und aufzulisten, was die Stadtverwaltung, aber auch die Politik, in den vergangenen Monaten seit dem vergangenen Sommer, als die problematische Lage an der Steinstraße erstmals intensiv in den öffentlichen Fokus gelangt war, unternommen habe und unternehmen werde. Es geht um Probleme wie Ruhestörungen, Vermüllung, soziale Missstände und Sicherheitsdefizite, die in der Regel auf die Lebens- und Verhaltensweisen vieler Hochhaus-Bewohner zurückgehen, die aus den osteuropäischen Ländern Bulgarien und Rumänien zugewandert sind, und über die vielfach berichtet wurde.
Bürgermeisterin Weist erläutert ein „Bündel von Maßnahmen“ für die Steinstraße
Weist sprach von einem „Bündel von Maßnahmen“, die man ergriffen habe und noch ergreifen werde, und erinnerte an die täglichen KOD-Einsätze, an Schwerpunkt-Kontrollen, an die vorübergehende Einsetzung eines „Problemimmobilienkoordinators“ und die zeitlich befristete Beschäftigung eines Security-Dienstes. Aber auch an die Einrichtung des Runden Tisches, die Vorbereitung eines Quartiersmanagements, an Kontakte von Sozialarbeitern, aber auch an Haustürbesucher, die Brückenschläge zu den Bewohnern in deren Muttersprachen suchten, an mögliche Patenschaften oder an Flyer in den Sprachen der Hausbewohner. Die Besuche hätten auch der Schulpflicht und dem regelmäßigen Schulbesuch der Kinder gegolten, dies in Zusammenarbeit mit der Moisaikschule.
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Die Bürgermeisterin betonte auch, dass die Stadt auf die Eigentümer (67 an der Zahl) und deren Hausverwaltung zugegangen sei, um sie an ihre Pflicht zu erinnern, dafür zu sorgen, dass ihre Mieter Hausregeln einzuhalten haben. Die Stadt stehe nun kurz davor, so Weist, selbst eine Eigentumswohnung im Hochhaus Steinstraße zu kaufen, um erstens im Haus direkt Sozialarbeit leisten zu können, andererseits im Kreise der Eigentümer mitreden und initiativ werden zu können. Weist versicherte der Nachbarschaft: „Wir wissen, dass die Situation nicht hinnehmbar ist, und wir lassen Sie auch nicht allein.“ Man brauche für die Wirksamkeit der Maßnahmen aber einen langen Atem, bat die Bürgermeisterin um Geduld.
SPD-Ratsherr Tix lobt die Nachbarschaft für ihr Engagement zur Konfliktlösung
Auch SPD-Ratsherr Tix, der selbst im Schatten des Hochhauses am Heimannshof groß geworden ist, versicherte, „am Ball zu bleiben“. Man sei noch „weit weg“ vom gewünschten Zustand, man wolle aber gemeinsam die Wohnsituation verbessern. Ihm sei wichtig, unterstrich der Butendorfer SPD-Politiker, im ständigen Austausch mit den Nachbarn zu stehen und offen mit der Thematik umzugehen.
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Der Ratsherr wies vor allem auf die Missachtung der Eigentumsverpflichtung der Wohnungsbesitzer hin, den die Allgemeinheit im Moment ausgleiche. Das sei nicht hinnehmbar. Tix, wie zuvor auch Weist, lobte das Engagement und den Einsatz der Anwohner, die Situation zu verbessern – auch durch die Mitarbeit am Runden Tisch, wo sie sich in in verschiedenen Arbeitsgruppen einbringen und an dem Abend über Zwischenergebnisse berichteten (siehe Kasten).
Nachbarn der Steinstraße fordern Mittun der Hochhausbewohner ein
Weist und Tix ernteten durchweg Beifall für ihr Vorgehen, auch für die Info-Offensive am Mittwochabend. Es gab nur einige wenige kritische Anmerkungen. Bei den Äußerungen der Nachbarn überwog eher Skepsis, ob all die Maßnahmen, die viel Kraft und Geld kosteten, „bei denen da drüben“ überhaupt ankämen. „Wir werfen alle zusammen viel in eine Waagschale, was landet in der anderen Schale?“, fragte ein Anwohner.
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Ohne ein Mittun der zugewanderten Familien sei eine Lösung kaum vorstellbar. Die Frage nach den Kosten für KOD-, Polizei- und Feuerwehreinsätze konnte Bürgermeisterin Weist aus dem Stand nicht beantworten. Nur soviel: Es gebe keine Immobilie in der Stadt, die enger betreut und „bearbeitet“ werde – was eine erhebliche Belastung für den Steuerzahler darstelle.
Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen
Erste Ergebnisse gibt es aus den Arbeitsgruppen des Runden Tisches. Zum Thema Müll soll es einen mehrsprachigen Flyer geben, für Sperrmüll wurde ein Sammelplatz eingerichtet, der ZBG sortiert übrigen Müll extra nach.
Beim Thema Lärm wurde eher noch einmal der dramatische Ist-Zustand beschrieben („Man kann nicht draußen sitzen, nicht bei offenem Fenster schlafen“). Weist: „Das gravierendste Problem!“ Angeregt wurden lärmreduzierende Veränderungen an den Laubengängen, auch ein Unterstand hinterm Haus zu Grillen („lärmreduzierender Umzug“).
In Sachen Sicherheit will man einen Zaun Richtung Wäldchen bauen und Kellerräume für Jugendliche als Treffpunkt einrichten. Zum Thema Soziales wird vorgeschlagen, die Kinder der osteuropäischen Bewohner „an die deutsche Sprache“ heranzuführen, etwa durch eine Art Vorschule in einem eventuell zu reaktivierenden Karo an der Schachtstraße. In einem „Walking-Bus“ sollen die Kinder morgens zur Schule mitgenommen werden.