Gladbeck/Essen. Junge aus Gladbeck hat zwei Jahre seine Haare wachsen lassen, um sie nun an krebskranke Kinder zu spenden. Friseur in Essen schneidet die Locken.
Can Efe Sever hat braune, lockige Haare. Und lang sind sie. Sie reichen dem Sechsjährigen aus Gladbeck bis zur Brust. Nun sollen sie ab. Und zwar für einen guten Zweck. Denn aus den Haaren sollen Perücken für krebskranke Kinder entstehen. Nur eines steht für den Jungen fest: „Ich möchte nicht so hässlich aussehen wie Papa.“
Auf die Idee zur Haarspende kam Can Efes Mutter über ihre eigene Friseurin. „Sie fragte mich, was wir mit Efes Haaren machen wollen, wenn sie abgeschnitten sind, und fragte, was wir denn von einer Spende hielten.“ Die Idee kam in der Familie an. Auch, wenn es bei Efe – so der Rufname des Sechsjährigen – zunächst doch einige Bedenken gab. Denn für den Jungen stand fest: „Ich möchte nicht so hässlich aussehen wie Papa.“ Der trägt Glatze, und das ist so gar nicht nach Efes Geschmack. „Ohne Haare sieht nicht schön aus.“
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Zum Schulbeginn sollten Can Efes Haare ohnehin abgeschnitten werden
Yasemin Sever hatte im Internet recherchiert, welcher Friseur bei Haarspende-Aktionen mitmacht und war auf den Salon Beautex Hairlounge in Essen gestoßen. Dort sollen die langen Locken am Samstag fallen. Die Mindestlänge für eine Spende liege bei 25 Zentimetern, bei ihrem Sohn seien die Haare aber doppelt so lang, so Yasemin Sever. „Efe kommt nun in die Schule, da sollten die langen Haare ohnehin ab“, berichtet Sever.
So funktioniert die Haarspende
Der Friseur Beautex in Essen ist Kooperationspartner der Spendenorganisation „It´s for Kids“. Sie sammelt keine klassischen Geldspenden, sondern entwickelt andere kreative Möglichkeiten, um Spenden zu generieren. Dazu gehört auch die Haarspende.
Der Friseur schickt das Haar an die Spendenorganisation, diese erhält mit dem Verkauf des Echthaars den entsprechenden Ankaufspreis, mit dem sie wiederum aktuelle, regionale Kinderschutzprojekte unterstützt.
Es gibt auch weitere Möglichkeiten, seine Haare zu spenden. Weitere Informationen gibt es etwa auf der Internetseite www.haare-spenden.de.
Eine Glatze aber muss es zur Beruhigung des Jungen nicht werden. „Wir haben uns schon gemeinsam eine Frisur ausgesucht“, sagt seine Mutter. Vor kurzem erst ist die Familie aus Gelsenkirchen nach Gladbeck gezogen. In der Gegend, in der sie nun lebt, gehe es recht „multikulti“ zu, und die Jungs aus arabischen oder türkischen Familien würden lange Haare bei Jungs nicht kennen, Jungs tragen kurze Haare, so Sever. „Hier hört er nun jeden Tag auf dem Spielplatz, warum er als Junge lange Haare trägt. Er muss sich immer rechtfertigen, das stört ihn langsam“, so die 45-Jährige.
Yasemin Sever ist stolz auf den Entschluss ihres Sohnes. „Der Name Efe bedeutet Retter, und dass er etwas Gutes tut. Dieser Name prägt ihn sehr. Wenn sich etwa ein Kind auf dem Spielplatz verletzt, läuft er schnell hin und fragt, ob es etwa ein Pflaster braucht. Er ist sehr sozial eingestellt.“
Auch in der Familie gab es Krebserkrankungen
Dass die von Can Efe gespendeten Haare zu Perücken für an Krebs erkrankte Kinder werden sollen, findet die Familie richtig und wichtig. Auch sie selbst hat Familienangehörige an Krebs verloren. „Meine Schwiegermutter ist daran gestorben. Das sitzt mir noch immer sehr tief in den Knochen“, berichtet Yasemin Sever. Can Efe war damals nur wenige Monate alt. „Wenn Efe hinfällt oder sich sonst verletzt, sagt er immer, dass Oma ihn beschützt hat.“ Natürlich wollte der Junge wissen, ob auch seine Oma Haare gebraucht hätte. „Die brauchte sie nicht. Ich erkläre ihm dann immer, dass sie eine andere Art Krebs hatte.“
Can Efe jedenfalls freut sich schon sehr auf den Friseurtermin am Samstag, ist gespannt und aufgeregt. Die langen Locken werden schließlich an eine Manufaktur geschickt, dort werden sie zu Perücken verarbeitet. Eine Urkunde wird der Gladbecker dann bekommen. Und eine seiner braunen Locken wird Can Efe sicher auch als Erinnerung behalten dürfen.