Gladbeck. Die Humboldt-Buchhandlung in Gladbeck hat die Patenschaft für Kollegen im Hochwasser-Katastrophengebiet übernommen. Und: Jeder kann mitmachen.
Die schrecklichen Bilder aus den Überschwemmungsgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben Menschen deutschlandweit und darüber hinaus erschüttert. Die Hilfs- und Spendenbereitschaft ist riesig. Auch Oliver Jäger, der neue Inhaber der alteingesessenen Humboldt-Buchhandlung an der Humboldtstraße in Gladbeck, und seine Geschäftsführerin Daniela Maifrini wollten und wollen helfen – und sie haben einen ganz eigenen Weg gefunden.
Bücher liegen beiden sehr am Herzen. Deshalb kamen sie auf die Idee, Kolleginnen und Kollegen aus dieser Branche zu unterstützen. Spontan starteten sie eine Sammelaktion in der Belegschaft, und die zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Niederlassungen Gladbeck, Bottrop und Kirchhellen spendeten spontan 1000 Euro.
Spende an Buchhandlung in der Eifel, von der nur noch die Fassade steht
Jetzt galt es, einen Adressaten für das Geld zu finden. Oliver Jäger und Daniela Maifrini nahmen Kontakt zum Börsenverein des deutschen Buchhandels auf, dessen Sozialwerk unverschuldet in Not geratene Buchhändler unterstützt. „Weil dieser eingetragene Verein sich aber an Regularien halten muss, dauert alles etwas lange. Darauf wollten wir nicht warten“, erzählt Daniela Maifrini. Sie recherchierte auf eigene Fast und stieß im Internet auf die Buchhandlung von Kirsten und Thomas Pavlik in Kall im Kreis Euskirchen in der Eifel. „Von dieser einzigen Buchhandlung in der 11.000 Einwohner zählenden Kleinstadt ist nichts geblieben. Nur die Fassade steht noch“, beschreibt Daniela Maifrini die Folgen der Flutkatastrophe. „Die vielen treuen Kunden unterstützen das Ehepaar nach Kräften, eine Crowdfunding-Kampagne wurde im Internet gestartet, und wir fanden, dass unsere Spende dort genau an der richtigen Stelle ist.“
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Sie nahm auch per Mail Kontakt zu Kirsten und Thomas Pavlik auf, für die mittlerweile 20.000 Euro zusammengekommen sind. „Wir haben ihr Geschäft quasi zu unserer Patenbuchhandlung gemacht“, erzählen Jäger und Maifrini. Am vergangenen Samstag haben sie eine neue Spendenaktion gestartet, an der sich jeder beteiligen kann, dem Bücher und das Schicksal der Buchhandlung in Kall am Herzen liegen. Im Eingangsbereich der Humboldt-Buchhandlung haben sie ein „Antiquariat“ aufgebaut. Wer den guten Zweck unterstützen möchte, kann sich dort, gegen eine Spende in beliebiger Höhe, bedienen. Vom Roman über das Sachbuch bis hin zu Kinderbüchern ist alles dabei.
Dank der Kollegen kam bereits per Mail
Eigentlich wären die Bücher bei der alljährlichen Blind-date-Aktion am Welttag des Buches an den Mann und die Frau gebracht worden (auch für einen guten Zweck), die Aktion aber musste in diesem Frühjahr wegen der Pandemie und des Lockdowns ausfallen. „Rund 180 Euro sind bis jetzt schon zusammengekommen“, freuen sich Jäger und Maifrini und hoffen, dass sich noch viele Menschen mehr beteiligen. Je 50 Prozent des Erlöses wollen sie ihrer Patenbuchhandlung und der Aktion „Deutschland hilft“ zukommen lassen.
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Welch große Freude sie ihren Kollegen in der Eifel mit ihren Aktionen machen, zeigt deren jüngste E-Mail eindrücklich: „Das ist ja super, was Sie für uns auf die Beine stellen und bewegen. Wir sind total gerührt!!!! Wie schön, dass es so eine Solidarität aus dem Ruhrgebiet gibt. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich und in dieser Form wahrscheinlich nur in der Buch-Branche anzutreffen. Wir sind stolz, Ihre Patenbuchhandlung zu sein!!!“