Gladbeck. Telefonisch oder online: So lief coronabedingt die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Nun soll es wieder Schulbesuche geben - auch in Gladbeck.

Nicht nur Schülerinnen und Schüler sehnen den Präsenzunterricht nach den Sommerferien herbei. Genauso geht es den Berufsberatern der Agentur für Arbeit im Kreis RE, die in den vergangenen Monaten quasi an PC und Telefon „gefesselt“ waren.

Beratung hat in der Corona-Krise nicht gelitten

Gespräche am Telefon, Videosequenzen im Chat, Online-Beratung – und das alles als Dauerlösung in den vergangenen Corona-Monaten. Das dürfte schon bald vorbei sein. „Und wir freuen uns riesig darauf, schon bald wieder in den Schulen und Berufskollegs die Berufsberatung für Schülerinnen und Schüler live vor Ort anbieten zu können“, sagt Berufsberaterin Nicole Grossart stellvertretend für wohl alle Kolleginnen und Kollegen der Agentur für Arbeit im Kreis Recklinghausen. Und das natürlich auch in Gladbeck.

Doch wie sind die 52-Jährige und die anderen Teammitglieder, die den Jugendlichen Perspektiven aufzeigen, Studienberatung betreiben oder auch einfach nur Fragen beantworten, durch die Zeit gekommen? Kein direkter Kontakt mit den Menschen, die ihnen wichtig sind, keine soziale Nähe in gewohnter Weise – leidet darunter nicht auch die Beratung? „Keineswegs“, sagt Claudia Paetz von der Hertener Geschäftsstelle, „es ist halt anders. Doch unser Arbeitgeber hat recht schnell die Voraussetzungen geschaffen, dass wir über die verschiedenen Kanäle unsere Beratung anbieten können.“ Zudem habe es geholfen, die Digitalisierung bei einer Bundesbehörde schneller umzusetzen, als es sonst vielleicht gegangen wäre.

Die Schüler haben ein recht auf eine professionelle Beratung

Dennoch sei man natürlich auch auf die Hilfe der Schulen angewiesen. Es handelt sich ja nicht um eine Pflichtaufgabe. Ein anderes Hindernis war die Frage des Datenschutzes. Dort waren enge Grenzen gesetzt, weshalb es anfangs vielleicht etwas holprig lief. „Dennoch bleibt natürlich, dass wir vor Ort besser Vertrauen zu den jungen Menschen herstellen können als über das Telefon. Das ist wichtig, denn die Schüler haben schließlich ein Recht auf professionelle Beratung“, sagt Nicole Grossart, die bereits seit 2012 in der Berufs- und Abiturberatung aktiv ist. Schließlich sei es für die kommenden Azubis und Studenten nicht einfach, immer den Durchblick bei mehr als 300 Ausbildungsmöglichkeiten und rund 8500 Studiengängen zu behalten. Claudia Paetz ergänzt: „Gerade für die Jüngeren, die teils ja auch mit den Eltern in der Beratung sind, ist der unmittelbare Kontakt wichtig. Dabei kann ich auch viel besser erkennen, ob die vermittelten Inhalte verstanden werden.“

Viele Online-Angebote

Noch gibt es freie Stellen, aber auch Jugendliche, die noch keine Ausbildungsstelle haben. Dass nun Ferien sind, macht laut Cordula Cebulla den Teams keine Sorgen: „Wir haben neue Formate entwickelt und unsere Servicezeiten auch mal bis 20 Uhr abends ausgedehnt. Außerdem könne man so vielleicht auch die Nichtschüler erreichen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren oder einfach nicht mehr schulpflichtig sind.

Und nicht alles ist schlecht an der Pandemie. Denn einen Vorteil hat Corona Schülern und Beratern gleichermaßen gebracht: Das Portfolio ist durch das Online-Angebot deutlich größer und flexibler geworden. Und davon dürften am Ende vor allem die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Schulen profitieren. Weitere Informationen www.arbeitsagentur.de

Zudem könnten bei einer Übertragung auf ein Smartphone nicht die Inhalte so komfortabel präsentiert werden, als wenn es über einen Beamer gezeigt werde. „Online haben wir zwar auch mit spielerischen Elementen gearbeitet, Emojis, eingesetzt, Umfragen angestoßen und anderes mehr. Das kam gut an. Aber ich glaube, die reale Lebendigkeit kann das nicht ersetzen“, ist sich Nicole Grossart sicher. Und in dem Zusammenhang, so Cordula Cebulla, müsse man aufpassen, dass sich Schüler nicht zunehmend zurückzögen oder abtauchten.

Es gibt noch 1500 offene Ausbildungsstellen im Kreis

Aber ganz gleich, in welchem Format beraten würde – entscheidend sei, dass Jugendliche in die Berufsausbildung gebracht würden. Da sind sich die beiden Beraterinnen mit ihren Kollegen einig. Und wenn jemand in Zukunft per Video-Chat beraten werden möchte, dann ist das ja auch möglich. Dass die Online- und Videoberatung dann aber genauso zum Erfolg führen können, zeigen die aktuellen Zahlen. „Wir haben im Vergleich zum vergangenen Jahr in 2021 rund 400 Ausbildungsstellen mehr gemeldet bekommen. Das zeigt, dass die Arbeitgeber unsere Arbeit anerkennen, die wir in der Beratung leisten – auch während Corona“, sagt Pressesprecherin Cordula Cebulla. Daher die gute Botschaft der Agentur: Es gibt jetzt noch 1500 offene Ausbildungsstellen in allen Branchen und damit 1.500 Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben. Diese Chancen sollten unbedingt genutzt werden. Denn die Arbeitgeber setzen wieder auf Ausbildung, die coronabedingte Delle ist längst mehr als ausgeglichen.

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