Gladbeck. Das Angebot „Kurs auf Ausbildung“ richtet sich an junge Leute, die wegen Corona keine Lehrstelle finden. Robin Schiel aus Gladbeck macht mit.
Robin Schiel (21) aus Gladbeck nimmt „Kurs auf Ausbildung“ – und als einer der ersten im Kreis Recklinghausen am gleichnamigen Förderprojekt des Landes NRW teil. Dessen Ziel ist es, landesweit knapp 1000 junge Leute individuell zu coachen und in eine betriebliche Ausbildung zu vermitteln. Und zwar speziell solche, die im vergangenen Jahr ihren Schulabschluss gemacht haben – und dann wegen der Corona-Pandemie keine Lehrstelle finden konnten.
Robin Schiel möchte Industriekaufmann werden. Der 21-Jährige hat 2020 sein Abitur am Berufskolleg Gladbeck „gebaut“. Seitdem bewirbt er sich um einen Ausbildungsplatz. „Aber ich habe kaum Antworten bekommen. Und wenn, dann waren es Absagen.“ Jetzt nutzt der Gladbecker seit Mitte April das Angebot „Kurs auf Ausbildung“ beim Bildungszentrum des Handels. Dabei geht es im Rahmen eines „Profilingverfahrens“ in Einzelgesprächen und Potenzialanalysen um seine Interessen, seine Stärken und Schwächen, seine Wünsche – und auch mögliche Alternativen dazu. Um so dann gemeinsam ein realistisches Berufsziel festlegen zu können. „Wir haben zum Beispiel geguckt, ob ich den Industriekaufmann auf die Kette kriegen würde“, sagt Schiel lächelnd. Ergebnis: Er würde.
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Das Angebot „Kurs auf Ausbildung“ richtet sich an junge Menschen, die 2020 auch wegen Corona keinen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben, und jetzt etwa einen vollzeitschulischen Bildungsgang am Berufskolleg besuchen oder bei Arbeitsagentur/Jobcenter als „unversorgte“ Bewerber registriert sind.
Infos zum Projekt gibt es bei der Hotline: 02361 / 4806333. Auch die Berufsberatung der Arbeitsagentur hilft weiter: 02361 / 402021.
Zwei Coaches unterstützen den jungen Mann bei der Suche und der Bewerbung
Nun erhält der 21-Jährige Unterstützung bei der Suche nach Ausbildungsplätzen und bei der Bewerbung. „Ich habe zwei Coaches. Die sind sehr sympathisch. Bei denen kann ich mich immer melden“, sagt er. „Das hilft mir auf jeden Fall.“ Es geht um individuelles Coaching und Vermittlung „Kurs auf Ausbildung“ gibt es in zwölf Agenturbezirken NRWs. In Recklinghausen wird es vom Bildungszentrum des Handels in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter durchgeführt. Landesweit sollen bis zum 30. September 2022 insgesamt 960 Ausbildungsverhältnisse initiiert werden – davon alleine 120 im Kreis Recklinghausen. Das Land stelle dem Vest dafür einen siebenstelligen Betrag zur Verfügung, so Jobcenter-Leiter Dominik Schad. „Der Kreis Recklinghausen ist eine von zwei Regionen, die von diesem Projekt besonders profitieren“, sagt Petra Giesler von der Regionalagentur Emscher-Lippe.
Aber dass er so bedacht werde, habe auch Gründe. „Der Ausbildungsmarkt ist hier sehr schwierig.“ Statistisch gesehen stehen auch in diesem Jahr jedem Bewerber nur 0,7 Stellen zur Verfügung. „Außerdem funktioniert das Matching nicht“, so Gerster: Die jungen Menschen und die offenen Ausbildungsplätze finden nicht zueinander. Das Problem ist nicht neu, hat sich durch Corona aber verschärft. So sei die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse im Vest im vergangenen Jahr um mehr als 16 Prozent zurückgegangen, sagt Arbeitsagentur-Chef Frank Benölken: „Das hat uns schon sehr weh getan.“
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Vieles findet aufgrund der Pandemie nicht statt
Ein Grund dafür war, dass Ausbildungsmessen, Praktika oder Tage der offenen Tür wegen der Pandemie nicht stattfinden konnten. Dass die jungen Leute verunsichert waren – wie Robin Schiel erzählt. Und dass angesichts der Pandemie „auch manch‘ Unternehmen gesagt hat: ‚Wir warten lieber erst mal ab‘“, so Gabriele Bültmann vom Bildungszentrum des Handels. Die Geschäftsführerin hofft, dass sich das jetzt wieder ändert: „Der Fachkräftebedarf ist ja weiter vorhanden, wird sogar eher größer.“
Ihr Ziel ist es, die „Kurs-auf-Ausbildung“-Teilnehmer in eine ganz normale duale Ausbildung zu vermitteln. Dabei ist durchaus vorgesehen, auch auf andere Programme wie „Ausbildungsplätze sichern“ zurückzugreifen. Das Projekt beinhaltet für den Notfall aber auch einen Plan B: Eine trägergestützte Ausbildung, die im zweiten Jahr in eine betriebliche mündet. Robin Schiel setzt auf Plan A und darauf, dass die Zeit der Absagen dank Coaching und Vermittlung vorbei ist: „Ich hoffe und denke, dass es jetzt besser laufen wird.“