Gladbeck. Bemühungen um reduzierte Verbräuche für Immobilien der Stadt Gladbeck machen sich bezahlt. Zentrale Rolle beim Energiemanagement: Klimanotstand.

Diese Zahlen müssten umweltbewusste Zeitgenossen strahlen lassen, zeigen sie doch Fortschritte im Bemühen um Naturschutz und Nachhaltigkeit in Gladbeck. Eine Reduktion des Heizenergieverbrauchs in städtischen Immobilien von knapp 54 Prozent in den vergangenen 43 Jahren; die CO2-Emissionen gingen zwischen 1978 und 2018 um mehr als 60 Prozent zurück. Konkret sanken sie von 16.870 Tonnen auf 6697 Tonnen.

Gladbeck: „Seite 2015 beschaffen wir zu 100 Prozent Ökostrom“

Diese Zahlen legt das Amt für Immobilienwirtschaft im Energiebericht 2019 vor. Die Werte beziehen auf städtische Objekte, also von A wie Altes Rathaus und Artur-Schirrmacher-Sporthalle über M wie Museum und S wie Schulen bis zu Z wie Zentraler Betriebshof Gladbeck (ZBG). Martin Plischek: „Es ist der 42. Energiebericht seit 1978.“ Bereits in der Vergangenheit habe es brandaktuelle Probleme gegeben, wie zweimal eine Ölkrise, „heutzutage haben wir den Klimanotstand“.

Der Leiter des Amtes für Immobilienwirtschaft sieht im Vergleich zu früher Verhaltensänderungen: „Man hat damals das Fenster aufgerissen und die Heizung aufgedreht.“ Anno 2020 wohl schlichtweg undenkbar . . .

Bürgermeister Ulrich Roland weist in seinem Vorwort zum Energiebericht darauf hin: „Mit dem Ausrufen des Klimanotstandes haben wir 2019 ein deutliches Zeichen für noch mehr Umwelt- und Klimaschutz in Gladbeck gesetzt. Natürlich fangen wir nicht bei Null an. Bereits seit 1978 betreiben wir ein aktives Energiemanagement.“

Und das macht sich nach Plischeks Ausführungen bezahlt – nicht nur mit Blick auf die Natur, sondern auch in Euro und Cent. So sank beispielsweise der Stromverbrauch in den vergangenen 23 Jahren um gut 28 Prozent, die CO2-Emissionen wurden in dieser Zeit um knapp 30 Prozent gemindert. Der Anteil der regenerativen Energie lag in den Jahren 2008 bis 2014 bei 30 Prozent. „Seit 2015 beschaffen wir zu 100 Prozent Ökostrom“, so Plischek. Der Amtsleiter: „Die Kosten für Strom haben wir auf 860.000 Euro reduziert.“ Er führt das auch darauf zurück, „dass wir keine überheizten Übergangsheime mehr haben“.

Zurückgegangen ist im Zeitraum 1996 bis 2018 ebenfalls der Wasserverbrauch – um fast 47 Prozent. Allerdings räumt Plischek ein: „Er hat sich 2018 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20 Prozent gesteigert.“ Dafür gebe es mehrere Gründe. So habe ein Wasserrohrbruch am Schulzentrum Brauck einen erhöhten Wasserbezug von etwa 8000 Kubikmetern verursacht. „Ferner bedingt die neue Trinkwasserverordnung durch ihre Vorgaben (vermehrtes Spülen) einen erhöhten Verbrauch“, so die Argumentation. Hinzu komme, dass die Grünanlagen im trockenen Hitzesommer 2018 intensiv bewässert werden mussten.

Ein Beispiel für Dachbegrünung konnten die Teilnehmer eines Stadtteilspaziergangs in Rentfort-Nord sehen.
Ein Beispiel für Dachbegrünung konnten die Teilnehmer eines Stadtteilspaziergangs in Rentfort-Nord sehen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Ein „nachhaltiges Energiemanagement“ bezeichnet Bürgermeister Roland als „Daueraufgabe und ständige Herausforderung“. Und Plischek belegt diese Aussage anhand von Beispielen: Die beginnen schon im Kleinen. Da wäre beispielsweise ein geändertes Handeln im Alltag: eben nicht das sperrangelweit geöffnete Fenster bei einer Heizungsleistung auf Hochtouren. „Hausmeister, Schulen und Kitas bekommen Mitteilungen zum richtigen Lüftungsverhalten“, so der Experte. Weitere Bausteine: die dauerhafte Überwachung von Raumtemperaturen, Verbräuchen und Anlageneinstellungen.

„Bei baulichen Maßnahmen sind wir stärker unterwegs gewesen“, sagt Plischek. Beispielhaft genannt seien an dieser Stelle Gebäudesanierungen an der Anne-Frank-, Werner-von-Siemens- und Erich-Kästner-Realschule sowie die Dachsanierung des Stadthallen-Foyers. Plischek: „Der Klimanotstand ist auch bei uns in der Immobilienwirtschaft angekommen.“

Darauf werde nicht nur im Altbestand, sondern auch bei Neubauten, zum Beispiel Heisenberg-Gymnasium, geachtet. So stehen unter anderem energetische Aspekte wie Dämmung, Anpassung der Standards, die Optimierung der Anlagentechnik und Dachbegrünung – „soweit wirtschaftlich darstellbar“ – auf der Agenda.