Gladbeck. Die Stadt hat an allen Kindertages- und Jugendeinrichtungen in Gladbeck nachgefragt. Ergebnis: Oft fehlen Tablets und schneller Internetzugang.
Nach den weiterführenden Schulen und den Grundschulen soll künftig in Gladbeck ein stärkerer Fokus auf die digitale Ausstattung der Kindergärten und Jugendeinrichtungen gerichtet werden. Grund: Eine aktuelle Abfrage der Stad ergab, dass an vielen Einrichtungen Tablets und Laptops fehlen, zudem der Zugang zum schnellem Internet oft noch problematisch ist.
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Der Jugendpolitische Sprecher der SPD, Benedikt Kapteina, hatte um Auskunft der Verwaltung im Jugendhilfeausschuss gebeten, wie es mit der Internetanbindung und medienpädagogischen Konzepten in den Kitas und Jugendeinrichtungen in Gladbeck bestellt ist, und ob es Ausbaupläne zur digitalen Infrastruktur gibt. „Wir sind bei der Digitalisierung der Kitas auf dem Weg - mit Luft nach oben“, fasste Christine Hellebrand, Leiterin des Jugendamtes, die Ist-Situation zusammen. Denn die Abfrage bei den Kitas und Jugendeinrichtungen hat ergeben, dass zwar alle über Internetzugang verfügen. Die Datenbandbreite im Schnitt aber nur bei maximal 50 Mbit/s liegt, teils darunter. Zudem ist der Zugang zum Internet-Router via Funkanbindung (Wlan) von den Gruppenräumen nicht immer gegeben. Auch moderne Endgeräte (Tablets) stehen nicht allen Einrichtungen in ausreichender Zahl zur Verfügung.
Die Digitalisierung in Kitas bietet auch Chancengleichheit
Christine Hellebrand informierte die Ausschussmitglieder, dass durch die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie weitere Möglichkeiten und Entwicklungen durch die digitale Technik erkennbar wurden beziehungsweise Erfahrungen gemacht wurden. Die Nutzung digitaler Medien hätte auch die Chance zu Teilhabe an Bildung durch Distanzlernen ermöglicht und sei so auch ein Bestandteil von Chancengleichheit. Kita-Leiter Michael Wiechert (CDU) forderte so, alle Kitas in Sachen Digitalisierung und Medienerziehung im Primarbereich gut aufzustellen, „denn das ist die Zukunft“.
Digitalisierung mit Augenmaß
Sozialdezernent Rainer Weichelt empfiehlt, die Digitalisierung der Kitas „mit Augenmaß zu betreiben“. Entscheidend sei die Qualität der Didaktisch-Methodischen-Nutzung. Ein Ausbau an den Kitas werde im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des gesamtstädtischen Haushalts erfolgen.
Jugendamtschefin Christine Hellebrand informiert abschließend im Jugendhilfeausschuss, dass „ein Fachberaterteam jetzt an einem Konzept zur weiteren Digitalisierung der Kitas arbeitet“.
Der Umgang mit digitalen Medien gehöre für viele Kinder zum Lebensalltag, „die so als Digital Natives in diesen Bereichen oft viel weiter als Erwachsene sind“, führte Christine Hellebrand weiter aus. Der Einzug digitaler Medien in Kindergärten und noch viel mehr in Jugendeinrichtungen sei ein ganz natürlicher oder besser zwangsläufiger Prozess sei, den es anzunehmen und zu gestalten gelte. Altersbedingt erfolge der Einsatz von digitalen Medien in Kindertageseinrichtungen aber sehr verhalten. Dies hatten Einrichtungsleitungen in ihren Antworten auch deutlich gemacht. Dass sie digitale Medien, etwa Tablets, zwar in ihre Arbeit mit den Kindern einbinden (Bilderbücher, Entspannungsmusik, Informationsquelle, Lern- oder Vorlese-App), es aber in der frühkindlichen Bildung vorrangig um die Vermittlung eines verantwortungsbewussten Umganges mit den Medien selbst gehe.
Zweijähriges Kind spielte über Stunden Computer-Spiel für 16-Jährige
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Denn in einigen Familien erfolge der Zugang der Kinder zu Internet und Co. offensichtlich ohne ausreichende elterliche Kontrolle und Alternativangebote, so dass Kita-Leitungen auch als wichtige Aufgabe angaben, „die Kinder von technischen Geräten abzuhalten und ihnen andere Medien zur Verfügung zu stellen“. Konkret: Den kindlichen Horizont in Richtung Bücher, auch Sachbücher zu öffnen, mit denen sich die Kinder neue Wissens- und Erfahrungswelten erschließen können.
Von einem Negativbeispiel in Sachen Medienkompetenz hatte dem Ausschuss kurz zuvor Saskia Schimpe, die Gesundheits- und Bildungslotsin des Bildungsträgers Rebeq, dem Ausschuss berichtet. Sie sei bei einem Familienbesuch auf ein zweijähriges Kind getroffen, das bereits im Besitz eines eigenen Smartphones war, auf dem es ein Computerspiel spielte. Vier Stunden würde es damit so am Tag spielen, erfuhr die entsetze Expertin. Ein Spiel, das - wie sich herausstellte - „eigentlich erst ab 16 Jahren frei gegeben war“.