Gladbeck. Die Stadt Gladbeck wird künftig auf eine gendergerechtere Sprache achten. Der Stadtrat diskutierte ausgiebig über einen Antrag der Grünen.
Die Stadt wird ihren Schriftverkehr und ihre Kommunikation auf gendergerechte Formulierungen überprüfen und der Politik anschließend „Harmonisierungsvorschläge“ unterbreiten. Außerdem will die Stadtverwaltung in Gladbeck sämtliche Ratsmitglieder anschreiben und abfragen, in welcher Form sie künftig angeredet werden wollen: als Ratsfrau, Ratsherr oder Ratsmitglied. Darauf einigte sich der Rat der Stadt am Donnerstagabend nach weit mehr als einer Stunde Diskussion, zwei Sitzungsunterbrechungen und einem heftigen Schlagabtausch zwischen AfD und SPD.
Bürgermeisterin Bettina Weist hatte zu Beginn der Diskussion betont, dass die Stadt sich grundsätzlich an den Empfehlungen des Landesgleichstellungsgesetzes halte, also weibliche wie männliche Bezeichnungen und Anreden verwende oder geschlechtsneutrale. Sie gab angesichts des Antrags der Grünen allerdings zu, dass es durchaus noch unterschiedliche Formulierungen und auch Lücken gebe. Man wolle dies aufarbeiten und Leitlinien entwickeln, versprach sie.
Bündnisgrüne plädieren für „konsequente Umsetzung“ einer gendergerechten Sprache
Auslöser der Diskussion war ein Antrag der Grünen gewesen, die Verwaltung auf eine „konsequente Umsetzung“ gendergerechter Formulierungen bei ihrem Schriftverkehr, ihren Publikationen und im Internet zu verpflichten sowie eine neue Anrede anstelle Ratsfrau und Ratsherr zu finden und anzuwenden. Ziel müsse es sein, so die Grünen, alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten gleichermaßen anzusprechen und Frauen wie Männer mit „nichtbinärer Geschlechtsidentität grundsätzlich sprachlich sichtbar zu machen“.
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Im Sprachbild favorisieren die Grünen den Gender-Doppelpunkt – auch weil er von Vorleseprogrammen erkannt werde. Grünen-Ratsfrau Elke-Marita Stuckel-Lotz unterstrich, auch mit der Sprache verschaffe man der Vielfalt in der Gesellschaft Ausdruck. Ein moderner Sprachgebrauch dürfe niemanden ausschließen, mahnte sie. Eine gendergerechte Sprache stehe für Gleichberechtigung, ergänzte Grünen-Fraktionschefin Ninja Lenz, aufs Gendern zu verzichten, sei Diskriminierung.
Redebeitrag der AfD bringt die SPD-Ratsfraktion auf die Palme
Die anderen Ratsfraktionen zeigten sich zunächst reserviert bis ablehnend. CDU-Fraktionschef Peter Rademacher sagte, die Empfehlungen des Landesgleichstellungsgesetzes reichten völlig aus, und er vermutete hinter der Forderung nach einer deutlicheren gendergerechten Sprache mit Doppelpunkt oder Sternchen einen politisch-ideologisch motivierten Prozess, „den wir nicht teilen“. Ein Redebeitrag aus der AfD-Fraktion, der ebenso von einer Ideologie sprach, die Klarheit der deutschen Sprache lobte, vom fehlenden Respekt sprach und eine Kampagne gegen den Bürgerwillen witterte, brachte die SPD-Fraktion auf die Palme. Fraktionschef Wolfgang Wedekind sprach von „Pseudo- und Nazigedöns“ der AfD, die verquere Gedanken in die Welt setze.
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Nach zwei Sitzungsunterbrechungen und Korrekturen an dem Beschlussentwurf der Grünen war die SPD-Fraktion, wie alle kleinen Fraktionen, bereit, die deutlich abgeschwächten Forderungen mitzutragen. Offensichtlich ging es vor allem darum, nicht mit der AfD zusammen die Initiative der Grünen abzulehnen. Die CDU blieb jedoch bei ihrer ablehnenden Haltung. Rademacher: „Bei diesem Thema muss man die Leute mitnehmen, nicht Dinge verordnen.“