Gladbeck. Zehn Prozent der Einmal-Geimpften lassen im Zentrum Recklinghausen ihren Zweittermin platzen. Gladbecker können noch Zeiten buchen.
Was haben sich Impfwillige noch vor Wochen einfallen lassen, um sich in den Zentren den ersehnten Piks gegen das Coronavirus verpassen zu lassen! „Vordrängler“ wurden jene beschimpft, die sämtliche Strippen zogen, um schnell die Immunisierung zu erhalten. Und nun? Impfstoff wird in größeren Kontingenten geliefert – und Termine bleiben offen. Mehr als 2000 sind es im Impfzentrum Recklinghausen, die wider Erwarten noch nicht vergeben sind. Und das ist nicht die einzige Entwicklung, die Fachleute beschäftigt.
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„Wir haben Mitte vergangener Woche Impfdosen für 8000 Termine bekommen“, berichtet Svenja Küchmeister, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen. Und zwar nicht etwa mit dem viel geschmähten Wirkstoff von Astrazeneca; in den Fläschchen steckt ausschließlich Biontech, das in der Öffentlichkeit eigentlich als weniger problematisch gilt. Sei’s drum: Tausende Impftermine wurden laut Küchmeister bislang nicht vergeben. „Das war vielleicht bis Samstag erwartbar, weil bis dahin nur bestimmte Gruppen, beispielsweise Menschen über 60 Jahre, priorisiert waren“, so die Kreis-Sprecherin.
Interessenten können an mehreren Tagen zu verschiedenen Uhrzeiten Impftermine in Recklinghausen buchen
Doch danach habe es „freie Bahn“ für alle Interessierten aus Gladbeck, dem Kreis Recklinghausen und allen Regionen gegeben. Es habe „überrascht“, dass der Run, auf den sich Fachleute eingestellt hatten, ausblieb. Es können nun zu verschiedenen Uhrzeiten am Freitag, Samstag und Sonntag Termine über das Portal der Kassenärztlichen Vereinigung gebucht werden.
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Woran diese ungewohnte Zurückhaltung liegen könnte? Wahrscheinlich, so kann sich Küchmeister das Phänomen erklären, spielen Urlaubsreisen eine Rolle. Die Ferienplanung und Impftermine – das gehe nicht immer überein. Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass mittlerweile zehn Prozent der Einmal-Geimpften ihren Zweittermin nicht wahrnehmen.
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Was mit der Reiserückkehrwelle retour nach Deutschland – und damit auch in den Kreis Recklinghausen – schwappt, vermögen die Verantwortlichen nicht abzuschätzen. Wird tatsächlich die Delta-Mutante, als besonders gefährlich eingestuft, die Infektionszahlen rasant ansteigen lassen? Aktuell sei dem Kreis ein Fall bekannt. Wie sich die Lage weiter entwickelt, sei nicht absehbar, so Küchmeister. Impfwirkstoff unbegrenzt bunkern, das sei jedenfalls wegen der unerlässlichen Extremkühlung keine Option. Ein wichtiger Faktor: die Kontaktverfolgung: „Wir haben Teams gebildet, die den einzelnen Städten zugeordnet sind.“ In der Hoch-Phase waren mehr als 200 Beschäftigte mit dieser Aufgabe betraut, darunter 40 Soldaten. Hinzu kamen RKI-Scouts, „beispielsweise Studenten“. Derzeit arbeiten laut Küchmeister etwa 100 Kräfte in der Kontaktverfolgung: „Soldaten haben wir jetzt 15.“
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Aus verschiedenen Ressorts seien die Verwaltungsangehörigen zusammengezogen worden: „Sie werden nun sukzessive an ihre eigentlichen Arbeitsplätze zurückkehren.“ Aber im Ernstfall seien sie wieder für die Kontaktverfolgung einsetzbar.
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Regeln beherzigen
Landrat Bodo Klimpel: „Das Virus legt keine Pause ein, nur weil die Ferien vor der Tür stehen, und es wird dadurch auch nicht weniger ansteckend.“ Es sei wichtig, auch weiter Abstands- und Hygieneregeln umzusetzen.
In Übereinstimmung mit den Empfehlungen des RKI kann eine enge Kontaktperson eines positiv Getesteten in Quarantäne geschickt werden. Sogar mit der Folge, dass eine Reise dann ins Wasser fällt.
Auch die Stadt Gladbeck passt ihr Personal der jeweiligen Corona-Lage an. Stadtsprecher David Hennig: „Wir sind als Kommune für die Zustellung der Quarantäne-Verfügung zuständig.“ Küchmeister erklärt: „Wir bekommen den positiven Befund, und das Gesundheitsamt empfiehlt der betreffenden Kommune, Quarantäne auszusprechen.“ Für die Zustellung der Quarantäne-Anordnung hat die Stadtverwaltung laut Hennig ihr Team aufgestockt: „In Hoch-Zeiten waren es um die 25 Menschen bei uns, die diese Aufgabe nach Feierabend zusätzlich übernommen haben.“
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Angesichts einer drohenden Delta-Mutanten-Gefahr meint der Rathaus-Sprecher: „Wir rufen immer wieder dazu auf, Vorsicht walten zu lassen, so lange wir das Impfziel noch nicht erreicht haben.“ Hennig unterstreicht: „Es gibt genug Regeln, die wir beherzigen sollten. Wir dürfen nicht nachlässig werden.“