Gladbeck. Gladbecker Arzt rät, Menschen in Problemimmobilien wie der Steinstraße 72 ein Impfangebot zu machen. Warum das aber gerade nicht machbar ist.

Auch wenn die Infektionszahlen momentan niedrig sind und weiter sinken – überwunden ist die Corona-Pandemie noch nicht. Um das zu erreichen, muss so vielen Menschen wie möglich ein Impfangebot gemacht werden. Es geht um das Erreichen der sogenannten Herdenimmunität, um den Kampf gegen Corona zu gewinnen. In einigen Städten im Ruhrgebiet haben deshalb in jüngster Zeit auch Sonder-Impfaktionen in Corona-Hotspots und Problemvierteln stattgefunden. In Gladbeck war das bislang noch kein Thema. Nun allerdings heißt es von Seiten der Stadt, man prüfe aktuell, unter welchen Voraussetzungen generell Sonderimpfaktionen durchführbar wären.

Auch im Sozialausschuss war das Impfen in Gladbeck Thema

Das Thema Impfen stand auch im jüngsten Sozialausschuss auf der Tagesordnung. Dr. Gregor Nagel vom Gladbecker Ärztenetzwerk gab der Politik im Ausschuss einen Überblick über den Stand beim Impfen in den niedergelassenen Praxen in der Stadt. Dabei regte der Mediziner auch an, im Umfeld von Problemimmobilien wie zum Beispiel der Steinstraße 72 auch in Gladbeck Sonderimpfaktionen zu organisieren. Dafür würden mehrere Gründe sprechen. Einmal ist absolut nicht einzuschätzen, wie sich die Infektionssituation in so einem Haus aktuell darstellt. „Dann kommt noch hinzu, dass die Menschen sich oft überhaupt nicht an die Corona-Schutzmaßnahmen halten, also weder eine Maske tragen, Abstand halten und die Hygienemaßnahmen beachten“, so Nagel. Dieses Verhalten stelle dann immer auch eine Gefahr für das Umfeld da. Mit einem entsprechenden Impfangebot minimiere man diese Risiken zumindest.

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Allerdings: Sehr wahrscheinlich ist es nicht, dass es in Gladbeck in absehbarer Zeit zu so einer Aktion kommen wird. „Wir haben das Thema in der vergangenen Woche und auch jetzt wieder im Krisenstab erörtert“, erklärt Stadtsprecher David Hennig auf Anfrage. Fakt sei, eine Sonderimpfaktion stehe und falle „weiterhin mit der verfügbaren beziehungsweise der durch das Land zur Verfügung gestellten Menge an Impfstoff“. Und da herrsche bekanntlich derzeit weiterhin Knappheit.

Im Impfzentrum darf aktuell nicht einmal Restimpfstoff für Erstimpfungen verwendet werden

Wie knapp der Impfstoff aktuell ist, davon kann auch Kreissprecherin Lena Heimers ein Lied singen. Bekanntlich sind genau aus dem Grund ja in den nächsten Wochen im Impfzentrum Recklinghausen ausschließlich Zweitimpfungen möglich. „Wir dürfen noch nicht einmal Restimpfstoff für Erstimpfungen einsetzen, weil allein schon nicht sichergestellt ist, ob für diese Personen dann auch die Zweitimpfung möglich sein wird“, so Heimers.

Impfen der Wohnungslosen im Kreis läuft noch

Zur Verfügung stehen im Moment auch im Kreis Recklinghausen vier Impfstoffe: Biontech, Astrazeneca, Moderna und Johnson & Johnson.

Mit dem Vakzin von Johnson & Johnson werden gerade ausschließlich die Wohnungslosen in den Städten des Kreises geimpft. Diese Aktion ist auch noch nicht abgeschlossen.

Weitere Informationen zum Thema Corona und zum Impfen gibt es auf der Homepage des Kreises, www.kreis-re.de/corona

Die Sonderimpfaktionen, die beispielsweise auch in Gelsenkirchen in vergangener Zeit in Problemvierteln stattgefunden haben, seien durch Impfstoff-Sonderkontingente möglich gewesen, die das Land NRW dafür zur Verfügung gestellt hat. Für die Zuteilung ausschlaggebend gewesen seien dabei zwei Kriterien: Die Höhe der Inzidenz sowie der Anteil der sozial schwachen Bevölkerung. Heimers: „Und bei dieser Zuteilung ist der Kreis Recklinghausen eben nicht berücksichtigt worden.“

Das Land NRW ist Chef in Sachen Impfstoff

Sollte sich die Situation beim Impfstoff in absehbarer Zeit wieder entspannen, dann bestehe durchaus auch die Möglichkeit, in Absprache mit den in Frage kommenden Städten im Kreis eine solche Aktion in bestimmten Vierteln oder im Umfeld von Problemimmobilie zu erörtern. „Dagegen würden wir uns auch garantiert nicht sträuben“, betont die Kreissprecherin. Grundsätzlich habe aber auch bei der Planung eines solchen Impfangebotes das Land NRW das Mitspracherecht und vor allem auch das letzte Wort. „Das Land ist nämlich Chef in Sachen Impfstoff.“

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