Gladbeck. Der Schützenverein Mitte hat treue Mitglieder und Anhänger. Sie alle müssen coronabedingt noch ein Jahr länger warten - aufs große Schützenfest.
Eigentlich gäbe es jetzt nur eins: Vorfreude pur. Stattdessen ist den Mitgliedern des Schützenvereins Gladbeck-Mitte 1652 eher wehmütig ums Herz. Der Höhepunkt im Vereinsleben, das große Schützenfest, das sie vom 18. bis zum 20. Juni auf dem Rathausvorplatz von Gladbeck feiern wollten, fällt wegen der Pandemie aus, wird auf das kommende Jahr verschoben.
Die Gladbecker Schützen wollen zeigen, dass es sie noch gibt
Diese Entscheidung haben die Schützen schon im Februar getroffen und bekanntgegeben, jetzt wollen sie trotzdem zeigen, „dass es uns noch gibt“, sagt der Vorsitzende Stephan Ostendorf. Fleißige Mitglieder haben in der Innenstadt 22 Fahnen und drei große Banner aufgehängt. Ein kleiner Trost für alle, die sich auf das Fest gefreut haben, und gleichzeitig eine Einladung: „Wir sehen uns im April 2022.“
Alle Vorbereitungen waren längst abgeschlossen, die Verträge mit Band, Blasorchester, Spielmannszug und Zeltwirt geschlossen, der Termin mit der Stadtverwaltung abgesprochen, der Sicherheitsdienst verpflichtet . Doch dann musste alles rückgängig gemacht und auf 2022 verschoben werden. Das hört sich einfacher an als es ist. Die Gladbecker Band „High Five“ beispielsweise, die im Festzelt für Stimmung sorge sollte, musste schon drei Jahre im Voraus verpflichtet werden. „Beim Fest im kommenden Jahr hat die Gruppe am Samstag, beim Krönungsball, schon einen anderen Termin. Jetzt sind wir auf der Suche nach Ersatz“, schildert der stellvertretende Vorsitzende Jörg Schwalvenberg die Probleme.
Viele Vereine haben ihre Feste auf das nächste Jahr verschieben müssen
Auch ein Zeltwirt sei so leicht nicht zu finden. „Wir sind ja nicht der einzige Verein, der sein Fest ins nächste Jahr verschieben musste.“ In den Startlöchern standen auch schon einige Anwärter, die am kommenden Samstag gern die Nachfolge von Schützenkönig Thorsten Nagel angetreten hätten. Darauf müssen sie ein weiteres Jahr warten. Der amtierende Schützenkönig will übrigens nicht noch einmal antreten. Den Vogel zwei Mal hintereinander von der Stange zu holen, um Kaiser zu werden, sei zwar nicht verboten, habe aber noch nie jemand versucht. „Vier, beziehungsweise jetzt sogar fünf Jahre, sind genug“, sagt Nagel. „Sonst wird das Ganze zur Routine.“ Seine Zeit als Schützenkönig genießt er, auch wenn seit Ausbruch der Pandemie die repräsentativen Aufgaben der Majestäten, so wie das gesamte Vereinsleben, quasi ruhen.
Künftig im Drei-Jahres-Rhythmus
Bisher feiert der Schützenverein Gladbeck-Mitte 1652, dem rund 350 Mitglieder angehören, seine Schützenfeste im Vier-Jahres-Rhythmus, früher auf dem Festplatz, seit 20 Jahren auf dem Rathausvorplatz.
Nach dem nächsten Fest, das auf April 2022 (22.-24.) verschoben werden musste, wollen die Schützen dann alle drei Jahre feiern.
An seinen Königsschuss vor vier Jahren erinnert sich Thorsten Nagel lebhaft: „Das war fast surreal. Die Reste des Vogels fallen, Menschen kommen angerannt, jubeln, gratulieren, Kameraden tragen dich auf ihren Schultern ins Zelt, die Blaskapelle spielt. Das ist wirklich bewegend.“ Die Inthronisierung, der Krönungsball, der große Ausmarsch mit allen Brudervereinen und einer jubelnden Menge am Straßenrand – „all das vergisst du nie“. Eigentlich hätten Thorsten Nagel und seine Königin Petra Schwalvenberg am kommenden Freitagabend zum letzten Mal auf dem Thron gesessen, beim Eröffnungsball nach dem Großen Zapfenstreich auf dem Rathausvorplatz zu ihrem Abschied. Am Samstag, nach dem Königsschießen, hätten sie und ihr Adjutant die Insignien ihren Nachfolgern übergeben.
An der Königskette hängt eine sehr alte, silberne Plakette
Darunter ist übrigens ein sehr wertvolles Stück. An der Königskette hängt eine silberne Plakette, die in Teilen noch aus dem Gründungsjahr 1652 des ältesten Gladbecker Vereins stammt, also fast 370 Jahre alt ist. All das muss bis April 2022 warten. „Wir hoffen und sind eigentlich auch optimistisch, dass die Pandemie dann überwunden ist und alle Königsanwärter bei der Stange bleiben“, sagt Stephan Ostendorf. „Und wir wünschen uns auch, dass wir das Vereinsleben bald wieder hochfahren können. Denn in unserem Verein sind längst nicht nur Sportschützen, er lebt natürlich auch von der Kameradschaft, der Geselligkeit und den sozialen Kontakten.“
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