Gladbeck. Pia Kleine (29) will als Quartiersmanagerin in Gladbecks Süden Hemmschwellen abbauen. Für ein schöneres Miteinander hat sie einiges geplant.
Quartiersmanagement – der Begriff klingt spröde und sperrig. Dabei verbirgt sich hinter der Vokabel ein lebendiges Engagement mit handfesten Anliegen. Die Ziele, die sich Pia Kleine gesteckt hat, lassen sich unter der Überschrift „Gute Nachbarschaft“ zusammenfassen. Das ist wohl simpler gesagt als getan. Denn für ein gedeihliches Miteinander muss man etwas tun – und die junge Quartiersmanagerin hat sich für den Süden in Gladbeck einiges vorgenommen.
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Das neue Projekt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Gladbeck sei gedacht für Brauck/Rosenhügel, sagt die gebürtige Dortmunderin. Setzt aber sogleich hinzu: „Das ist nicht trennscharf ausgelegt, sondern umfasst den gesamten Gladbecker Stadtsüden.“ Und dann wird die Sozialwissenschaftlerin doch etwas theoretisch: „Die Quartiersentwicklung ist nach umfangreicher Sozialraumanalyse und Bedarfserhebung an den Start gegangen.“ Soll im Klartext heißen: Es besteht Nachfrage auf einigen Gebieten. „Wir haben die Menschen vor Ort gefragt, was sie wollen“, erzählt Pia Kleine.
Gladbeck: Ganz stark im Stadtsüden nachgefragt sind interkulturelle Begegnungsangebote
„Wir“, das sind das DRK, Stadtverwaltung und die Vonovia. Die Quartiersmanagerin berichtet, die Wohnungsgesellschaft habe in den Häusern Informationen ausgehängt und Mieter befragt. Und was kam heraus? Pia Kleine antwortet: „Ganz stark nachgefragt sind interkulturelle Begegnungsstrukturen.“ Deswegen liegt ihr auch am Herzen: „Ich bin für sämtliche Altersgruppen, Geschlechter und Kulturen Ansprechpartnerin.“ Sie wolle ein Netz von Kooperationen knüpfen, Vereine, Verbände und gleichfalls Privatleute einbinden. Mit einigen habe sie bereits Kontakte geknüpft, beispielsweise mit dem Kneipp-Verein Gladbeck. Die 29-Jährige will dazu beitragen, „dass das Zusammenleben schöner wird“.
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So fasst Pia Kleine beispielsweise Freizeitfahrten für Senioren ins Auge – wenn denn die Corona-Pandemie solche Aktivitäten wieder zulasse. Geplant hat die Quartiersmanagerin unter anderem ebenfalls mehrsprachige Online-Beratungen und Digitalisierungskurse – „die waren von mehr als 90 Prozent der Befragten gewünscht.“ Eine Pflegeberatung zieht sie auch in Erwägung.
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Kennenlern-Tüten zum Einstieg
Um das neue Quartiersprojekt beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Gladbeck im Stadtsüden bekannt zu machen, haben Kreisverbands-Geschäftsführer Stefan Walter und Pia Kleine in der Nachbarschaft „Care-Pakete“ verteilt. In den „Quartierstüten“, die in Zusammenarbeit mit dem Interkulturellen Büro bestückt wurden, steckten unter anderem ein Lesezeichen, ein Malbuch für Kinder, ein Lolli sowie ein Notizblock samt Kugelschreiber. Zudem enthielt das Kennenlern-Angebot einen Informationsflyer. Pia Kleine: „Er ist in mehreren Sprachen verfasst, zum Beispiel Rumänisch und Bulgarisch.“
Das Quartiersbüro an der Horster Straße 402 ist noch nicht geöffnet, weil einige Arbeiten fertiggestellt werden müssen. Aber schon jetzt sind alle Menschen im Quartier eingeladen, sich mit ihren Anliegen an Pia Kleine zu wenden. Telefonsprechzeiten: montags von 10 bis 13 Uhr; donnerstags von 13 bis 16 Uhr. Die Rufnummer lautet 02043/484671. Ein Kontakt ist ebenfalls per Mail möglich: quartier@kv-gladbeck.drk.de
Nicht zu vergessen: Deutsch als Zweitsprache. Pia Kleine: „Meine Vollzeitstelle wird von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert.“ Vollzeit bedeutet: Sie hat viel Zeit, sich um die Menschen vor Ort zu kümmern. „Ich habe eine offene Tür für alle. Bei mir wird niemand abgewiesen“, betont die Quartiersmanagerin. Sie wolle bei jedem Anliegen versuchen, eine Lösung zu finden.
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„Mit Gladbeck war ich bisher nicht so vertraut“, räumt die 29-Jährige ein. Aber eines ist ihr sonnenklar: „Die Demografie und sozialen Probleme kenne ich aus dem Dortmunder Norden.“ Ein Migrantenanteil von 62 Prozent, 75 Prozent Kinder und Jugendliche: „Eine große Herausforderung!“ Gravierenden Sprachbarrieren und Vorbehalten, überhaupt Hilfe anzunehmen, will Pia Kleine begegnen, indem sie unbürokratisch handelt. Sie meint: „Wenn irgendwo der Stempel ,Stadt’ oder ,Behörde’ draufsteht, zögern die Menschen. Ich will Hemmschwellen abbauen und zwischen den Kulturen Brücken schlagen.“ Unkompliziert und direkt, so will die Quartiersmanagerin für die Menschen im Stadtsüden dasein.