GLADBECK. . Quartiersmanager Norbert Dyhringer arbeitet mit Partnern daran, die Lebensverhältnisse in Rentfort-Nord zu verbessern und Kontakte zu knüpfen.

Quartiersmanager – was ist das denn für ein sperriger Begriff!? Dabei verbirgt sich hinter diesem Wort-Monstrum ein handfester Job, der alles andere als abgehobene Schreibtischtäter-Arbeit bedeutet. Aber was sind die Aufgaben und Ziele eines Quartiersmanagers? Die WAZ sprach darüber mit Norbert Dyhringer. Der 62-Jährige ist seit Februar 2016 Quartiersmanager für Rentfort-Nord.

Woher „kommt“ der Quartiersmanager?

Beim Quartiersmanagement handelt es sich um ein bundesweites Projekt, an dem verschiedene Organisationen beteiligt sind. In meinem Falle sind dies die Arbeiterwohlfahrt und das Deutsche Hilfswerk.

Ganzheitliche Versorgung vor Ort

Welche Thematik steht im Zentrum des Quartiersmanagements?

Der Fokus liegt auf der Altersklasse der Senioren. Dabei drehen sich die Aktivitäten um die Frage: Wie lässt es sich machen, dass die ältere Generation möglichst lange im eigenen Umfeld leben kann. Behalte ich mein Haus? Ist es behinderten- oder seniorengerecht? – Diese Probleme beschäftigen die Menschen. Ziel des Projektes ist die ganzheitliche Versorgung der Menschen vor Ort.

Altern mit dem Stadtteil

Aus welchem Grund war Rentfort-Nord besonders prädestiniert für ein Quartiersmanagement?

Der Stadtteil wurde in den 1960er Jahren auf die grüne Wiese gesetzt. Damals zogen hier junge Familien ein. Diese sind mit dem Stadtteil gealtert.

Und auf diese veränderte Lebenssituation will das Quartiersmanagement reagieren?

Genau. Was ich mache, ist, Themen aufzugreifen, die die Menschen bewegen. Der erste Schritt war, Vertrauen aufzubauen und den Bedarf zu ermitteln. Dann geht es darum, Lösungen zu suchen.

Das „ Projekt Zirkuszelt“ hatte der Runde Tisch Rentfort im Jahr 2016 auf die Bühne gebracht – eine Ergänzung des kulturellen Angebots in dem Gladbecker Stadtteil.
Das „ Projekt Zirkuszelt“ hatte der Runde Tisch Rentfort im Jahr 2016 auf die Bühne gebracht – eine Ergänzung des kulturellen Angebots in dem Gladbecker Stadtteil. © Heinrich Jung

Was waren die Themen, die den Menschen in Rentfort-Nord auf den Nägeln brennen?

In Interviews wurde die Menschen im Quartier gefragt, wo Verbesserungen erwünscht sind. Ganz klar stellte sich heraus, dass es einen Bedarf an Einkaufsmöglichkeiten gibt. Auch mehr kulturelle Angebote sind gefragt. Im Bereich Einkaufen haben wir eine Zwischenlösung erreicht, bis das Hochhaus an der Schwechater Straße 38 abgerissen ist: Wir bieten einen Einkaufsservice an. Der Fahrer wird von der Stadt finanziert, das Fahrzeug vom Awo-Unterbezirk. Der Service umfasst nicht nur die Fahrten zu den Geschäften und zurück, sondern auch die Begleitung und – falls nötig – das Taschetragen. Das läuft seit etwa einem Jahr, und wir haben etwa 30 Kunden im Monat.

Lösungen mit Partnern gesucht

Sie sprechen von ,wir’ – was heißt das konkret?

Ich plane Lösungen mit Partnern vor Ort, beispielsweise mit Vereinen, Gemeinden und Quartiersbewohnern. So bestand auch eine Zusammenarbeit mit der Gesamtschule: Schüler erklären Senioren das Internet und den Computer. Wir werden dieses Angebot neu aufleben lassen und planen auch einen Handy-Kurs. Den runden Tisch im Stadtteil gab’s schon lange: Da konnte ich andocken.

HINTERGRUND

Das Quartiersmanagement Rentfort-Nord ist auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt – bis Dezember 2018. Eine Verlängerung des Projektes um zwei Jahre ist möglich.

Ein wesentliches Ziel dieses Projektes ist, möglichst viele Bewohner im Einzugsbereich in die Aktivitäten einzubinden.

Quartiersmanager Norbert Dyhringer nutzt neuerdings das Nachbarschaftsnetzwerk „nebenan.de“, um Kontakte zu und unter den Menschen in Rentfort-Nord zu knüpfen – und zwar Bewohner jeden Alters.

Bei Ihnen laufen also die Fäden zusammen?

Richtig. Wir haben eine Steuerungsgruppe mit allen Beteiligten, in der wir überlegen: Was kann man machen, ohne Geld bezahlen zu müssen? In Arbeitsgruppen gibt es Absprachen, um Doppelungen zu vermeiden. Die Frage ist: Wie können wir Orte, die wir haben, sinnvoll nutzen, ohne dass sie sich Konkurrenz machen. Das Projekt soll allen im Stadtteil, nicht nur Senioren, etwas bringen.

Welche Angebote wollen Sie als nächstes realisieren?

Geplant ist ein Repair-Café. Dort sind Spezialisten wie ein Elektriker ehrenamtlich im Einsatz. Man kann beispielsweise mit einem kaputten Toaster unterm Arm kommen und gucken, ob er zu retten ist. In Vorbereitung mit dem Seniorenbeirat und dem Jugendrat ist eine Taschengeldbörse: Jugendliche erledigen kleine Besorgungen und Handreichungen. In Zusammenarbeit mit den Schulen könnte dieses Engagement sogar im Zeugnis aufgeführt werden.