Gladbeck. Der kalte April hat Auswirkungen auf die Natur, sagt ein Experte. Warum das vor allem Einfluss auf die Vermehrung bei den Mücken haben kann.

Der kälteste April seit 40 Jahren liegt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes gerade hinter uns. „Diese Witterung hat natürlich Auswirkungen auf die Natur: Sie ist insgesamt verspätet“, sagt Niels Ribbrock. „Die Obstbäume blühen später, auch die ersten Storchen-Jungen sind sonst früher geschlüpft. Und für die meisten Insekten war das Wetter problematisch: Die Wespen-Königinnen kommen durch die Kälte verlangsamt aus dem Winterquartier, auch die Bienen schwärmen zurückhaltender“, berichtet der Landschaftsökologe von der Biologischen Station Kreis Recklinghausen in Dorsten.

Für Mücken ist warmes und feuchtes Wetter ideal

Besonders stark betroffen von der April-Witterung sind die Mücken – bislang ist ein „Mücken-Sommer“ nicht in Sicht. „Der April war kalt und trocken: Beides ist eine Bremse für die Mücken, denn für sie ist warmes und feuchtes Wetter ideal“, sagt Niels Ribbrock. Mücken benötigen stehende Gewässer wie Teiche, Tümpel oder Pfützen für ihre Vermehrung. Dort legen sie ihre Eier ab, aus denen dann die Larven schlüpfen.

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Zum einen sind durch die geringen Niederschläge viele Pfützen ausgetrocknet. Ribbrock: „Das bedeutet dann Totalausfälle bei der Vermehrung.“ Zum anderen schlüpfen die ersten Insekten in diesem Jahr sehr spät: „Die erste Generation der Mücken überwintert als Ei bzw. Larve im Wasser, die Tiere schlüpfen dann bei warmen Wassertemperaturen. In den letzten sehr warmen Jahren war das in der zweiten April-Hälfte der Fall. Dieses Jahr sind die Mücken bei uns noch nicht so weit – auch hier sind wir mindestens zwei Wochen zurück. Und je später das Schlüpfen beginnt, desto weniger Mücken-Generationen gibt es in einem Sommer“, erläutert der 48-Jährige.

Kein gutes Start ins Mückenjahr

Drei Wochen dauert es etwa, bis der Entwicklungszyklus vom Ei über Larve und Puppe bis zur Stechmücke abgeschlossen ist. „Das ist kein guter Start ins Mückenjahr“, fasst der Landschaftsökologe zusammen. Die Aussicht auf eine geringe Zahl der stechenden Blutsauger wird viele Menschen durchaus freuen, doch Niels Ribbrock weist auch darauf hin, dass die Mücken eine wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tierarten wie zum Beispiel Vögel sind. „Und natürlich sind Insekten als Bestäubungshilfe für den Ertrag vieler Nutzpflanzen sehr wichtig und notwendig.“

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Doch auch wenn die Ausgangslage für die wasser- und wärmeabhängigen Mücken ungünstig ist, bedeutet das noch nicht zwingend, dass es in diesem Sommer sehr wenige Mücken geben wird. „Das kann durch die spätere Jahresentwicklung noch ausgeglichen werden. Wenn es zum Beispiel von Mai bis Juli feucht-warm ist, also ideale Bedingungen für die Mücken-Vermehrung herrschen, werden die Entwicklungszyklen etwas kürzer“, erklärt Niels Ribbrock. „Dann können die Tiere wieder aufholen.“