Gladbeck. Corona-Fallzahlen in Gladbeck bleiben sehr hoch. Michael Hübner hatte Feiern bei Migranten als Gründe genannt. Daran gibt es Kritik.

Das hohe Infektionsgeschehen in der Stadt treibt derzeit viele Menschen um. Auch am Mittwoch waren die Zahlen hoch, der Inzidenzwert erreichte mit 391,5 fast wieder die 400er-Marke. Kritik gibt es indes an den Äußerungen von SPD-Landtagsabgeordnetem Michael Hübner. Sowohl die Grünen als auch Bürgermeisterin Bettina Weist fragen nach seinen Erkenntnissen, die ihn zu der Aussage geführt hatten, dass der Anstieg der Infektionszahlen auf private Feiern von Menschen mit Migrationshintergrund zurückzuführen sei.

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"Diese Aussage deckt sich in keiner Weise mit Erkenntnissen, die uns oder dem Kreisgesundheitsamt vorliegen. Die aktuellen Zahlen belegen, dass sich in der jüngsten Vergangenheit überwiegend Menschen nicht-migrantischer Herkunft mit dem Coronavirus angesteckt haben. Dies ist vor allem auf die Weihnachtsfeiertage zurückzuführen", so Weist in einem Schreiben an Hübner. Sie fügt an: "Gerade wir politischen Entscheidungsträger sind in der Verantwortung, unsere Gesellschaft zu einen und nicht zu spalten. In einer Stadt wie Gladbeck, in der Menschen aus über 100 Nationen zusammenleben, ist dies besonders wichtig." Hübners "pauschale Aussagen" stigmatisierten zu Unrecht eine gesamte Bevölkerungsgruppe.

Grüne: Hübner hat Schuldigen für Corona-Misere gefunden

Die Grünen kritisieren, Michael Hübner habe in kurzen Parolen einen Schuldigen für die Corona-Misere gefunden und nehme damit eine ganze Bevölkerungsgruppe in Geiselhaft. "Solche Verallgemeinerungen sind gefährlich und für viele Mitbürger mit Migrationshintergrund, die genauso unter den Corona-Beschränkungen leiden, ein echtes Ärgernis", heißt es in einer Stellungnahme.

Hübner betont indes, dass er aus vielen Bürgergesprächen wisse, dass es immer wieder größere private Geburtstagsfeiern von Menschen mit Migrationshintergrund gegeben habe. Dabei erinnert er auch an größere Feiern, die zuletzt aufgelöst wurden und die "auf der Landstraße stattgefunden hatten". "Private Veranstaltungen müssen kontrolliert werden", fordert er. Ihm gehe es darum, dass Regeln für alle gelten müssten. Daher begrüße er, dass die Stadt nun mit mehrsprachigen Flyern aufklären wolle. "Sonst verliert man die Menschen", so Hübner.

Seniorenbeirat kritisiert, dass sich viele nicht an die Maskenpflicht halten

Hans Nimphius, Mitglied des Seniorenbeirats, pflichtet Hübner bei. "Viele ältere Menschen machen sich große Sorgen darüber, dass das Virus weitergetragen wird, auch aufgrund vieler Maskenverweigerer." So beobachte auch er in der Innenstadt regelmäßig vor allem junge Menschen mit Migrationshintergrund, die keine Maske tragen, oder sich an Bushaltestellen mit Küsschen und ohne Abstand voneinander verabschiedeten. "Es geht nicht um eine Nationalität, sondern um viele verschiedene, die sich nicht an die Regeln halten."

Wenn der Stadt Gladbeck doch Daten über die Infizierten vorliegen, warum legt sie sie dann nicht offen, fragt Michael Hübner. Auch die AfD, von der sich Hübner klar distanziert, fordert in einer erneuten Anfrage an die Stadt, alle Zahlen auszuwerten. Die Stadt habe "valides Zahlenmaterial des Kreisgesundheitsamtes vorliegen", so die AfD.

Die Stadt verweist nochmals darauf, dass eine genaue Analyse mit dem vorhandenen Personal derzeit nicht möglich sei. Die Infektionen treten in allen Altersgruppen und in allen Stadtteilen auf, so Kommunikationschefin Christiane Schmidt. Es gebe im Stadtsüden etwas mehr Fälle. "Dort leben die Menschen aber auch flächenmäßig enger zusammen und es gibt größere Familienverbunde", so Schmidt. Es gebe keine Häufung der Infektionen bei Migranten. "Derzeit sind überwiegend Deutschstämmige betroffen."

>>> Die AfD schlägt vor, in allen Gotteshäusern Präsenzgottesdienste zu untersagen.
Die evangelischen und katholischen Kirchen gingen mit gutem Beispiel voran und
lassen ihre Gottesdienste bereits online stattfinden. Auch Gotteshäuser anderer
Religionsgemeinschaften sollten diesem Beispiel folgen.

Außerdem fordert die Partei mehr Schwerpunktkontrollen des KOD und der Polizei an Kiosken, am Süd- und Nordpark sowie am Goetheplatz. Zudem schlägt sie vor, dass sich die Bürgermeisterin in Krisengipfeln mit den Regional- und Filialleitern der Nahversorger in Gladbeck trifft, um über gesonderte Einkaufszeiten für Risikogruppen zu sprechen. Des Weiteren sollten kostenlose FFP2-Masken für Risikogruppen sowie für finanziell schlecht stehende Menschen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden.

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