Gladbeck. Thoma Osygus stellt ganz spezielle Hüte her. Der Gladbecker hat sich auf Modelle spezialisiert, die denen des Filmhelden Indiana Jones gleichen.

Thomas Osygus ist quasi ständig unter Dampf - wie der Held, dem er seinen Erfolg verdankt: Indiana Jones, verkörpert von Schauspieler Harrison Ford, der in den erfolgreichen Kinofilmen als Schatzjäger von einem actionreichen Abenteuer ins nächste jagt. Wobei der Dampf des Gladbeckers ein ganz besonderes Geheimnis umgibt, das nur indirekt mit Schauspiel, aber ganz direkt mit seinem Beruf zu tun hat.

Der 39-Jährige ist Hutmacher und der Dampf sein wichtigster Helfer, um die von ihm hergestellten Kopfbedeckungen in Form zu bringen. Und die Hutmodelle, die er weltweit nicht nur an Indiana-Jones-Fans verkauft, sind aufwändige Unikate. Sie entsprechen bis ins Detail genau den Vorbildern, die Harrison Ford im Film „Jäger des verlorenen Schatzes“ und seinen Folge-Abenteuerstreifen lässig auf dem Kopf trägt. Seine Berufung hat der Gladbecker erst nach seiner Ausbildung gefunden, indem er sein Hobby und seine Interessen immer stärker als Profession zum Geldverdienen nutzte.

Harrison Ford in seinen Film-Rollen schon als Knirps bewundert

In seiner gut ausgestatteten Werkstatt stellt Thomas Osygus die Indiana-Jones-Hüte in fachkundiger Handarbeit her.
In seiner gut ausgestatteten Werkstatt stellt Thomas Osygus die Indiana-Jones-Hüte in fachkundiger Handarbeit her. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und Harrison Ford war von Anfang an mit dabei. „Als etwa Sechsjähriger durfte ich schon die VHS-Filme von meinem Vater schauen“, erzählt Osygus. Die Star-Wars-Episoden, mit Ford als unabhängigem Raumschiff-Freibeuter Han Solo oder eben als Schatzjäger Indiana Jones, faszinierten den Knirps. Eine Begeisterung, die anhielt. Als Fan habe er sich dann zunächst Film-Utensilien besorgt wie Star-Wars-Lichtschwerter oder -Rüstungen, „die ich dann auch selbst ein- und via Homepage weiterverkauft habe“, so der gelernet Großhandelskaufmann, der für einen der damals größten europäischen IT-Produzenten tätig war. Naheliegend, dass dann auch irgendwann Indiana-Jones-Hüte und Filmutensilien wie die lässige Indie-Umhängetasche hinzukamen.

„Die ersten, maschinell hergestellten Hüte habe ich von einer Firma aus England importiert“, erzählt Osygus. So genannte „Fedora“-Hüte wie sie in den 1930- und 40er-Jahren weltweit modern waren, „mit einer hohen Hutkrone und lässig geschwungener Krempe“. Dabei habe er sich irgendwann gedacht, „die kann man doch bestimmt noch besser machen und in weiteren Variationen herstellen wie sie Indiana Jones trägt“. Das Interesse war geweckt und der Gladbecker stieß bei seinen Recherchen auf antiquarische Bücher aus England, die in Text und Zeichnung die Herstellung von Filzhüten erklären.

Biberfilz ist die Grundlage der exklusiven Abenteurer-Hüte

Thomas Osygus mit Film-Prominenz beim Fan-Treff. Schauspieler Paul Freeman, der den Bösewicht Dr. Belloq im Jäger des verlorenen Schatzes mimte.
Thomas Osygus mit Film-Prominenz beim Fan-Treff. Schauspieler Paul Freeman, der den Bösewicht Dr. Belloq im Jäger des verlorenen Schatzes mimte. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn Filz ist das Grundmaterial der markanten Kopfbedeckung. Bei den Massenprodukten aus Kaninchenfell hergestellt, das günstig in China zu haben ist „unter fragwürdiger Haltung der Tiere“. Osygus setzt so auf Biberfilz, den er aus Portugal bezieht. Das feinere Material habe deutliche Vorteile, bleibe bei Nässe und Feuchtigkeit etwa formstabiler. Immer weiter verbesserte Holzmodelle für die Formen und Hutgrößen ließ Osygus über eine Fachfirma in England herstellen. Tipps von einem nicht mehr aktiven Hutmacher, den Osygus über ein Fan-Treffen kennenlernte, kamen hinzu, so dass er seine Handwerkskunst verfeinern und das Ergebnis bis hin zur Farbe, Breite und Kantenform des Hutbands immer weiter verbessern konnte. Da das Handwerk mit diverser Zwischentrocknung, Heißbügelphasen und Spezialbehandlungen mit Feuer und Flamme, die Firmengeheimnis sind, seine Zeit dauert, schafft Osygus drei bis vier Hüte pro Woche.

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Weitere Informationen auf der Homepage

Den Indiana-Jones-Schauspieler Harrison Ford hat leider noch kein Fantreff besucht, auf dem Thomas Osygus gewesen ist. Der Künstler mache das wohl generell nicht. Aber immerhin Paul Freeman, den Darsteller des Filmbösewichts und Indy-Gegenparts im Jäger des verlorenen Schatzes, Dr. René Belloq, hat der Gladbecker schon getroffen. Ein Beweis-Foto und Autogramm hängen in seiner Werkstatt.

Über die Homepage des Hutmachers (advintage.de) können seine Modelle bewundert und bestellt werden. Sie tragen abenteuerliche Namen wie Kingdom, Crusader oder Streets of Cairo. Wer besonders verwegen ausschauen möchte, kann sein Modell auch im gebrauchten Look bestellen. Dann wird der Filz besonders behandelt und sieht aus, als ob der Träger mit Indy in verstaubten Tempeln auf Schatzjagd gewesen ist.

Seine Qualität, handmade in Gladbeck Germany, hat sich herum gesprochen, so dass ihn mittlerweile Bestellungen aus der ganzen Welt erreichen. Aus Japan, Chile, Mexico oder Dubai, aber mit klarem Schwerpunkt Nordamerika und Europa - von Portugal bis Polen und Norwegen bis Griechenland. „Die Kunden nehmen gerne Wartezeiten von vier bis sechs Monaten in Kauf“, sagt Osygus, der auf seiner Homepage viele begeisterte Dankesbotschaften als Referenz auflistet. Die Standardversion des Harrison-Hutes ist für gut 300 Euro zu haben, für das am aufwändigsten gearbeitete Spitzenmodell müssen noch etwa 200 Euro drauf gelegt werden. Die Bestellungen hätten stetig zugenommen, „dank der Mundpropaganda und indirekter Werbung über Soziale Netzwerke, indem die begeistern Kunden Hutfotos von sich posten und auf mich als den Hersteller verweisen“, berichtet Thomas Osygus, so dass er mittlerweile von seinem Handwerk leben kann.

Penible Maßanfertigung als Vorteil für Kunden aus Gladbeck und Umgebung

Passend zum Hut ist für das stilechte Abenteurer-Outfit auch die aus den Filmen bekannte Indy-Tasche zu haben.
Passend zum Hut ist für das stilechte Abenteurer-Outfit auch die aus den Filmen bekannte Indy-Tasche zu haben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Kunden aus der näheren Umgebung haben derweil eine klaren Vorteil, sie können die gut ausgestattete Werkstatt im Keller des Hutmacher-Wohnhauses in Rentfort aufsuchen, und erhalten eine penible Maßanfertigung. Bei Regen oder Sonnenschein können so dann auch Gladbecker gut behütet auf Freizeitabenteuer gehen und sich ein bisschen wie Indiana Jones fühlen – etwa beim Ritt auf dem Drahtesel durch nicht ganz so wilde Haldenwelten.