Gladbeck. Seit März bestimm die Corona-Pandemie den Arbeitstag von Gregor Wirgs. Wie er das Jahr erlebt hat - und was er sich für 2021 wünscht.
Bis zum Jahreswechsel sind es nur noch wenige Tage. Gregor Wirgs wünscht sich für das Jahr 2021 vor allem wieder „ein bisschen Normalität – und mehr Zeit für die Familie“. Dabei liegt die Betonung auf „ein bisschen“, denn der Leiter des Ordnungsamtes geht fest davon aus, dass die Pandemie auch in den kommenden Monaten das Leben der Menschen weiter bestimmen wird.
Die Maskenpflicht, davon ist er überzeugt, „wird uns noch lange begleiten, bestimmt das ganze Jahr über“. Und bis das Impfen Wirkung zeigen werde, müssten wohl noch einige Monate überbrückt werden.
Corona hat den Arbeitsalltag von Gregor Wirgs komplett auf den Kopf gestellt
Aber: Ein wenig mehr Normalität würde dem 54-Jährigen schon völlig reichen, denn in den vergangenen Monaten hat das Coronavirus seinen Arbeitsalltag komplett auf den Kopf gestellt.
Ende April, Anfang März, erinnert sich Wirgs, nahm das ganze langsam Fahrt auf. Der Hotspot im Kreis Heinsberg, die ersten Fälle im Kreis Recklinghausen, die ersten Treffen des Krisenstabs... Und auf einmal war nichts mehr so wie vorher.
Viel von der üblichen Arbeit seines Amtes musste liegenbleiben, weil es immer mehr Zeit und auch Mitarbeiter beanspruchte, die coronabedingten Aufgaben zu erledigen. Täglich waren die Mitarbeiter im ersten Lockdown unterwegs, um Ansammlungsverbot, Abstandsgebot und Maskenpflicht zu kontrollieren, um regelmäßig auch im Einzelhandel und in den Gastronomiebetrieben nach dem Rechten zu schauen.
Die Grillplätze in Wittringen wurden 2020 gar nicht erst geöffnet
Das Wetter wurde immer besser, die Menschen zog es ins Freie. Also, sagt Wirgs, war der Kommunale Ordnungsdienst regelmäßig auch in den Parks, den Wäldern und auf Spielplätzen unterwegs. Die beliebten Grillplätze in Wittringen wurden erst gar nicht geöffnet, um die Leute nicht noch zusätzlich in die Anlage zu locken. „Um die 300 Verstöße wurden in der Zeit mit einem Bußgeld in Höhe von 200 bis 250 Euro geahndet“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Das tat schon richtig weh im Portemonnaie – und das sollte es ja auch. Um die Uneinsichtigen zur Vernunft zu bringen. „Doch es ging und geht nicht nur ums Bestrafen. Wir haben auch immer versucht, mit den Menschen zu reden, sie dafür zu sensibilisieren wie wichtig es ist, sich an die Corona-Regeln zu halten.“
Der KOD erhält Unterstützung aus der Verwaltung
13 Mitarbeiter zählt der Kommunale Ordnungsdienst (KOD). Allein hätte das Team die Kontrollgänge nicht meistern können, zumal ja auch am Wochenende keine Pause eingelegt werden konnte. Unterstützung kam von anderen Abteilungen der Stadtverwaltung. „Für die Mitarbeiter dort fiel ja Arbeit weg, weil auch der Publikumsverkehr im Rathaus untersagt war, und in der Stadthalle, in den Jugendeinrichtungen nichts stattfinden konnte“, so Wirgs. Also unterstützen diese Kollegen die Teams.
Dann kam der Sommer, die großen Ferien begannen. Und beim Ordnungsamt kehrte ein bisschen mehr Ruhe ein. Allerdings nicht für lange Zeit: „Mit Schulbeginn stiegen die Infektionszahlen wieder. Erst langsam, dann aber leider immer schneller.“ Ab Mitte Oktober sollte der Lockdown light die zweite Corona-Welle brechen. Da das aber keinen Erfolg brachte, kam Mitte Dezember der harte Lockdown – auch in Gladbeck steht das öffentliche Leben seitdem wieder mehr oder weniger still. Dennoch schauen die Experten mit Sorge auf Weihnachten und Silvester, weil die Infektionszahlen weiter in die Höhe schnellen. Der KOD ist schon seit Wochen wieder im Dauereinsatz. Ein Sicherheitsdienst unterstützt das Team, und auch andere Verwaltungsmitarbeiter sind wieder mit dabei.
Gregor Wirgs ist regelmäßig mit den KOD-Teams unterwegs
Gregor Wirgs macht seinen Job auch nicht nur vom Schreibtisch aus. Er begleitet die Kontrollen regelmäßig. „Das ist mit wichtig“, betont er. Und es sei auch wichtig für das Team, das einfach einen guten Job macht. „Da hat noch keiner gesagt, das sei ihm zu gefährlich, das macht er nicht“, betont der Ordnungsamtsleiter nicht ohne Stolz. Gemeinsam meistere man die schwere Zeit. Zu den regelmäßigen Kontrollen ist längst auch noch eine Flut von Quarantäne-Verordnungen gekommen. Die werden alle vom KOD persönlich zugestellt. Im Fall einer Infektion, so Wirgs, müssen sie sogar persönlich ausgehändigt, nicht nur wie bei den Kontaktpersonen in den Briefkasten gesteckt werden. „Bis zum Sommer waren es um die 3000 Verordnungen, mittlerweile bewegen wir uns bei der Zahl im fünfstelligen Bereich“, sagt Wirgs.
"Natürlich nimmt man vieles nach Feierabend mit nach Hause"
Dass die Arbeit auch emotional belastend ist, gibt der 54-Jährige unumwunden zu. „Natürlich nimmt man vieles davon auch nach Feierabend mit nach Hause.“ Seiner Familie – der Ehefrau und den beiden erwachsenen Söhnen – ist er sehr dankbar, weil sie die Situation nun schon seit Monaten akzeptiert so wie ist ist. Die Wochenenden, die schon lange kaum noch Familienzeit hergeben. Die Tatsache, dass sein Job ihn seit Monaten immer mal wieder auch in brenzlige Situationen bringt. Ganz zu schweigen von dem erhöhten Infektionsrisiko, dem das KOD-Team ausgesetzt ist.
Gregor Wirgs wünscht sich deshalb auch vor allem anderen weiterhin gesund zu bleiben.
Und er hofft, dass der größte Teil der Gladbecker sich auch weiterhin an die Corona-Regeln hält. Damit dann, vielleicht schon bald, wieder ein wenig mehr Normalität möglich ist...