Gladbeck. Mitglieder vom Integrationsrat in Gladbeck kritisieren die Stadt. Es geht um Diskussion über Corona-Fälle bei Menschen mit Migrationshintergrund.
Die Berichterstattung über den Umstand, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Gladbeck besonders stark von Corona betroffen sind, hat bei einigen Mitgliedern des Integrationsrates für Irritationen gesorgt. Vertreter der Listen SGG (Sozial-Gerecht-Gemeinsam) und BRG (Bürger-Rechte-Gladbeck) beziehen jetzt Stellung dazu.
Menschen mit Migrationshintergrund sollen in ein schlechtes Licht gerückt werden
Das Thema, heißt es in der Stellungnahme, werde bundesweit kontrovers in der Presse diskutiert „und von Menschen mit einer fremdenfeindlichen Haltung instrumentalisiert, um Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund in ein schlechtes Licht zu rücken und in Sippenhaft zu nehmen“. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Anteil der Corona-Infizierten insbesondere bei Menschen aus sozialen Brennpunkten sowie in dichtbesiedelten Stadtteilen höher sein könne. Wie der Gesundheitsminister von NRW jedoch erklärt habe, sei der „entscheidende Faktor“ die „soziale Lage“ und „nicht die Herkunft“. Darauf solle man ich besinnen, „und Vorurteilen, wie es sie in Gladbeck gibt, keine Chance geben“.
Und weiter: „In einer ohnehin schon angeheizten Debatte wie dieser, sehen wir es als angemessener an, das Augenmerk auf die Ursachenbekämpfung zu legen und aktiv gegen die Verbreitung des Virus in der Stadt Gladbeck vorzugehen, anstatt das Thema Corona und Migranten aufzugreifen und basierend auf einer nicht repräsentativen „groben Betrachtung“ zu behaupten, Migranten in Gladbeck erkrankten tatsächlich häufiger an Corona.“
Mitglieder des Integrationsrates erwarten mehr Transparenz von der Stadt
Zudem wird nach den Maßnahmen gefragt, die neben der einzig genannten „umfangreichen Informationskampagne“ ergriffen worden sind, um die Verbreitung zielgerichtet zu bekämpfen. Dass der Stadt Gladbeck „Beweisfotos“ vorliegen würden, die Gruppen mit Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz zeigten, lasse die Vermutung zu, dass die zuvor genannte Maßnahme allein auf jeden Fall nicht ausreichend sei. Dass man die Menschen auf den Bildern zudem allein anhand ihres äußeren Erscheinungsbildes als Personen mit Migrationshintergrund einordne, sei verstörend.
„Noch verstörender ist, dass die Stadt Gladbeck in ihrer ,groben Betrachtung’ der Corona-Daten vom Kreisgesundheitsamt anhand der Namen differenziert haben will, bei welchen Infizierten es sich um Menschen mit Migrationshintergrund handelt“, heißt es weiter. Zudem stelle sich die Frage, wie sich die Ergebnisse der Betrachtung in den „Patientenanteilen auf der Intensivstation des St. Barbara-Hospitals“ widerspiegeln sollen. Das Krankenhaus habe doch erklärt, keine „statistische Auswertung zur Herkunft der Patienten“ vorzunehmen. Abschließend heißt es: „Wir erwarten uns mehr Transparenz von der Stadt Gladbeck, insbesondere wenn Pressemitteilungen abgegeben werden, die alle Bürger mit Migrationshintergrund betreffen.“