Gladbeck. Ein Schüler der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule ist mit Corona infiziert. Eltern fühlen sich schlecht informiert, kritisieren die Schulleitung.
Die Corona-Infektion eines Schülers sorgt jetzt für große Unruhe in der Schulgemeinde der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. Kern der Aufregung ist nicht der Fall an sich, sondern das Vorgehen der Schulleitung. "Viele Eltern und Elternvertreter sind stinksauer. Von der Direktorin gab es keine klare Information, sondern Elternbriefe, die wenig konkret werden und viel generelles Vorgehen bei einer Corona-Infektion auflisten", so eine Klassenpflegschaftsvorsitzende. Über den Flurfunk habe sich schon vorab herumgesprochen, "dass es eine konkrete Infektion gibt und auch die Lerngruppe sowie Lehrkräfte, die mit dem erkranken Jungen an der Schule in Kontakt waren, in Quarantäne geschickt worden sind". Seitdem brodele die Gerüchteküche, und der Ärger sei groß.
Die Direktorin kann den Ärger nicht nachvollziehen
Schulleiterin Alrun ten Have kann den Ärger auf Anfrage der WAZ nicht nachvollziehen. Die Elternbriefe seien unter Absprache und mit Lob der Gesundheitsbehörde als "ein guter Mittelweg der Information und Beruhigung der Eltern" verfasst worden. Zwei Anschreiben, die über die IDG-Homepage abrufbar sind. Am 9. Juni hieß es im ersten Brief: "Sehr geehrte Eltern, in Gladbeck gibt es eine Vielzahl infizierter Personen und natürlich gehört zu dieser Gruppe von Menschen auch mal ein Kind, das unsere Schule besucht." Konkret auf den Fall hingewiesen wird nicht. Beschrieben wird das allgemeine, amtliche Vorgehen bei einer Infektion.
Am Ende des Briefes lässt sich aber darauf schließen, dass ein IDG-Schüler erkrankt ist. Denn die Direktorin schreibt, die Einschätzung des Gesundheitsamtes habe dazu geführt, "dass lediglich die Mitschüler*innen und Lehrkräfte der Teilgruppe des infizierten Schülers in Quarantäne gehen mussten". Und weiter: "Sofern Sie nicht vom Gesundheitsamt kontaktiert wurden, besteht kein Risiko einer Infektion für Ihr Kind." Im zweiten Elternbrief vom 10. Juni bittet die Schulleitung indirekt um Verständnis: "Eine Information der Öffentlichkeit, bei uns also der Schulgemeinde, die einen Rückschluss auf eine infizierte Person ermöglicht, erfolgt nicht. Sie würden sich das sicherlich auch nicht für sich selbst oder Ihr Kind wünschen."
Die Eltern fühlen sich mit ihren Sorgen nicht ernst genommen
"Diese verschwurbelten Texte haben dazu geführt, das der Ärger bei vielen Eltern angewachsen ist", sagt Miriam Kaschny, deren Tochter die Gesamtschule besucht. "Wir fühlen uns nicht mit unseren Sorgen ernst genommen." Vielmehr sei so das Misstrauen gewachsen, dass Informationen von der Schulleitung zurück gehalten werden". Umso stärke brodele jetzt die Gerüchteküche, "dass weiterer Kinder an Corona erkrankt sein sollen". Bei ihr stehe jetzt "das Telefon nicht mehr still, weil besorgte Eltern anrufen", ergänzt die Klassenpflegschaftsvorsitzende, die aus beruflichen Gründe ihren Namen nicht genannt sehen möchte. Sie wisse auch, "dass viele ihre Kinder jetzt lieber nicht zur IDG schicken, weil sie Angst haben, dass sie sich anstecken".
Direktorin Alrun ten Have ärgert ihrerseits das Vorgehen einiger Eltern. Warum werde Stimmung über Foren in sozialen Netzwerken gemacht und nicht der Kontakt zur Schulleitung gesucht. "Mich hat dazu keiner dieser Personen direkt angerufen." Festzuhalten bleibe, dass alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen seien und die Schulleitung alle Corona-Maßnahmen im Rahmen der behördlichen Vorgaben umsetze, so das keine Eltern Grund zur Sorge haben müssten. "Der Fall des erkrankten Schülers ist uns gemeldet worden, daraufhin wurden die Kontaktpersonen ermittelt, getestet und eine Quarantäne angeordnet", bestätigt Kreis-Sprecher Jochem Manz. Seine beruhigende Antwort: "Dem Gesundheitsamt ist bisher kein weiterer erkrankter Schüler der IDG bekannt."
Die Stadt hat die Meldung am 4. Juni erhalten
Die erste Meldung der Gesundheitsbehörde zum geschilderten Fall sei bei der Stadt "am 4. Juni eingegangen", so Peter Breßer-Barnebeck vom Presseamt der Stadt. "Wir sind zunächst informiert worden, dass der Junge Kontakt zu einer infizierten Person in seiner Familie hatte. Am 5. Juni folgte dann die Mitteilung, dass der Schüler selbst infiziert ist." Als Folge seien als Kontaktpersonen "auch vier Lehrkräfte der IDG und eine Lerngruppe von etwa zehn Kindern ermittelt und unter vorsorgliche Quarantäne gestellt worden". Die interne Kommunikation mit den Eltern dazu liege aber nicht in der Zuständigkeit der Stadt, sondern dies sei Sache der Schulleitung.
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>>>Verwaltung hat Reinigungsplan verschärft
•Die Stadt Gladbeck ist als Schulträger auch für die Reinigung der Schulgebäude verantwortlich. Der normale Reinigungsplan sei aufgrund der Corona-Pandemie ergänzt worden, so Peter Breßer-Barnebeck vom Presseamt der Stadtverwaltung.
•Um den Hygiene-Standard in den Schulgebäuden zu erhöhen, fänden neben den regulären Putzintervalllen in Klassen und Fluren intensivierte Reinigungen der Kontaktflächen statt. An der Gesamtschule werden jetzt zum Beispiel Türklinken und Treppenläufe täglich mit Desinfektionsmittel gereinigt.