Gladbeck. Danny-Tristan Bombosch aus Gladbeck schreibt den Soundtrack für eine historische Filmserie. Der 25-Jährige hat noch weitere Projekte in petto.
Die Corona-Krise geht an Musikern und Sängern, Orchestern und Ensembles nicht sang- und klanglos vorüber. Konzerte sind abgesagt, bestenfalls ins Internet verlegt. Um Danny-Tristan Bombosch, Komponist aus Gladbeck, wird’s vielleicht leiser, weil er auf direkte Kontakte in der Branche verzichten muss. Aber ansonsten hat der 25-Jährige viel zu tun. So schreibt er gerade die Musik für eine historische Filmserie.
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„Das ist momentan mein größtes Projekt“, sagt der Gladbecker und verspricht: „Es wird sehr emotional und modern, was die Rollenbilder angeht.“ Auch wenn die Handlung im Jahr 1945, direkt nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, spielt. Entsprechend werde an historischen Stätten gedreht, so Bombosch. Allerdings hüllt er sich noch in Schweigen, wo genau sich diese Orte befinden (werden). Er soll ja nicht alles vorweggenommen werden.
Gladbeck: Das Café Goethestraße war schon Kulisse für eine Film-Szene
Aber ein bisschen lässt sich dann doch aus Bombosch herauskitzeln. Er erzählt: „Film-Schaffende aus Hamburg kamen mit der Idee auf mich zu. Mit dabei ist Malin Steffen aus der bekannten Fernsehserie ,Rote Rosen’.“ In sechs Mal 25 Minuten werde der Zuschauer in die Weihnachtszeit 1945 versetzt – und berührt, wie der Gladbecker hofft. „Einsamkeit wird deutlich und die Situation, als alles in Schutt und Asche lag“, so der 25-Jährige.
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Sein Part als Komponist gestalte sich bei diesem Projekt einmal ganz anders als üblich. Bombosch erklärt: „Schon bevor das Drehbuch feststeht, fange ich mit der Musik an.“ Das sei sonst anders herum. Klassisch-orchestral, das ist seine Vorstellung vom Serien-Sound. Die Adaption eines französischen Chansons will er ebenfalls einbauen. Wann und wo diese Produktion zu sehen sein wird, vermag der Notensetzer aktuell nicht zu sagen.
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In seinem Zuhause am Scheideweg arbeitet der 25-Jährige im stillen Kämmerlein. Na ja, still ist es eigentlich nicht, wenn sich der Gladbecker an die Tasten setzt. Die Noten und Melodien, die Einsätze diverser Instrumente wandern aus seinem Kopf über die Finger zum Digital-Piano, so dass Klang-Kreationen hörbar werden. Wenn es Bombosch einfällt, kann er im Nu ein ganzes Orchester erdröhnen oder auch ganz, ganz leise zarte Weisen schweben lassen. Über ein modernes Programm und mehr als 5000 Tonspuren steht ihm die Welt der Musik offen.
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Der Film ist sein Metier, etliche Projekte hat Danny-Tristan Bombosch bereits tonmäßig „in den Kasten“ gebracht. Man erinnere sich an den Kurzfilm „Hier und Jetzt“. Szenen-Schauplatz war das Gladbecker Café Goethestraße, schon die Dreharbeiten stießen bei Passanten auf beachtlichen Anklang.
Passionsspiel verschoben
Die Musik für das große Passionsspiel in Gelsenkirchen-Rotthausen hat Danny-Tristan Bombosch in der Schublade liegen. Bislang kennen nur Eingeweihte den Sound, denn die Aufführung in der evangelischen Kirche an der Steeler Straße wurde wegen der Corona-Krise verschoben. Und das Publikum bekommt die Komposition auch in Jahr 2 der Pandemie nicht zu Ohren und muss sich gedulden.
Der Gladbecker Komponist: „Es gibt Pläne, dass wir im Jahr 2022 spielen werden. Die Termine sind aber noch nicht fix.“ Doch so viel sei bereits jetzt gesagt: „Musiker und Schauspieler haben alle noch Lust.“
Das Publikum, so lässt Bombosch durchblicken, darf sich auf eine beeindruckende Darbietung freuen. „Das Projekt ist sehr groß geworden, aber die Handlung dreht sich ja nicht nur um zwei Leute, sondern um ein ganzes Volk“, so Bombosch. Die zentrale Figur ist Jesus. Der 25-Jährige verrät: „Die Stimme von Gott, die Verbindung zu Jesus, ist weiblich.“
Auf der Agenda des Ton-Tüftlers steht aktuell ein Projekt, das ebenfalls mit der Heimatstadt des einstigen Schülers am Ratsgymnasium verknüpft ist: das Theaterstück „Der Weibsteufel“, eine Produktion des hiesigen Ensembles „Glassbooth“, soll von den Bühnenbrettern auf die Mattscheibe kommen. Auch seinerzeit hatte Bombosch den Sound kreiert. Der 25-Jährige sagt: „Die Musik setze ich in der Verfilmung nicht 1:1 um. Sie wird sehr viel klassischer, nicht so experimentell.“ Das Hauptthema will der Komponist wieder verwenden, daneben jedoch die Musik an die veränderten Bedingungen anpassen. Der Experte erläutert: „Ich muss von Grund auf neu strukturieren. Alles muss anders werden, denn es gibt ja im Film keine Umbaupausen wie auf der Bühne.“ Wann die Produktion auf Sendung geht, „das ist noch unklar“. Denn: „Wir müssen eine Location finden, gucken, wie es mit der Corona-Krise weitergeht. Mit einem Lockdown ist alles superschwierig.“
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Ein gesellschaftspolitisches Thema greift der Kurzfilm „Esma“ auf, zu dem die Musik ebenfalls aus Bomboschs Feder stammt. Die biografisch dargestellte Handlung nimmt Aspekte wie „Zwangsverheiratung“ in den Blick. In dem Soundtrack verwebt der Komponist Anklänge an türkische Musik und schafft ein atmosphärisches Klangbild. Der Streifen hat, so der Gladbecker, auf internationalen Festivals große Resonanz gefunden, bekam den „Istanbul Film Award“. Nun gehe die Produktion erst einmal auf Internet-Festivalreise durch mehrere Länder: „Danach wird der Film auf einer Streaming-Plattform laufen.“