Gladbeck. Haus- und Fachärzte in Gladbeck kritisieren die starre Impfreihenfolge. Sie würden gerne deutlich mehr Menschen impfen. Das stellen sie sich vor.
Haus- und Fachärzte in Gladbeck kritisieren das Festhalten an einer starren Impfreihenfolge. Frauenarzt Rainer Kleine-Besten etwa geht davon aus, dass die Impfkampagne erst dann richtig Fahrt aufnehmen wird, wenn die Impfreihenfolge gelockert wird „und wir dann jeden impfen können, der in die Praxis kommt“. Zudem könnten Mediziner deutlich mehr Menschen impfen, wenn sie denn genügend Impfstoff hätten.
In der Frauenarztpraxis von Dr. Anton Fechtig, Rainer Kleine-Besten und Sinem Seemann steht derzeit das Telefon nicht still, unglaublich viele Kontaktpersonen von Schwangeren fragen nach einer Impfung. „Wir haben dann das Paradox, dass schwerkranke Frauen über 60 nach Biontech fragen, für die aber Astrazeneca vorgesehen ist, und wir dann gesunde junge Männer mit dem Vakzin impfen“, so Kleine-Besten. Auch seine Praxis bekommt in der kommenden Woche weniger Dosen als ursprünglich vorgesehen. Bestellbar waren zunächst maximal 50. Jetzt gebe es pro Arzt nur sechs Dosen von Biontech, zehn von Astrazeneca. „Das ist ein bisschen mau. Aber solange es nur diese eine Woche ist, ist es ok“, so der Mediziner.
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Die Ärzte in Gladbeck setzen vor allem auf Biontech
Allgemeinmediziner Stephan Arntz von der Gemeinschaftspraxis im Gesundheitszentrum Rentfort an der Kirchhellener Straße rechnet in der kommenden Woche indes nicht mit weniger Impfdosen, nur das Verhältnis der Impfstoffe von Biontech und Astrazeneca sei nun 50 zu 50. Für die Woche ab dem 26. April sollen Hausärzte erstmals aussuchen können, welchen Impfstoff sie bestellen. Die Ärzte in Gladbeck setzen dann vor allem auf Biontech. „Ich werde versuchen, primär Biontech zu bekommen“, sagt Arntz. Schon alleine deswegen, weil der auch für unter 60-Jährige freigegeben ist und somit an eine größere Gruppe zu verimpfen ist. Gleichwohl gebe es auch nach wie vor Vorbehalte gegen diesen Wirkstoff. „Jetzt hat Bundeskanzlerin Angela Merkel sich ja mit Astrazeneca impfen lassen, vielleicht gibt das dem Vakzin PR-technisch noch einen kleinen Schub“, hofft der Mediziner.
Denn der Wirkstoff von Astrazeneca sei gar nicht schlechter als etwa die Produkte von anderen Unternehmen. Forscher aus Großbritannien hätten jetzt herausgefunden, dass Hirnvenenthrombosen bei den Impfstoffen von Biontech und Moderna fast genauso häufig seien wie beim Astrazeneca-Vakzin, so Hausarzt Markus Jordan von der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Markus Jordan, Christof Czaja und Nicole Thomas. Viele glaubten, dass Astrazeneca ein Impfstoff zweiter Klasse sei, so der Hausarzt. Aber: „Das ist nicht so. Wir sollten froh sein, dass es ein Impfangebot gibt.“
Mediziner: „Durch den April müssen wir jetzt noch durch“
Oft sei er in Diskussionen mit seinen Patienten verwickelt. „Die Menschen sind verunsichert.“ Dosen des Wirkstoffs blieben in den Praxen dennoch nicht übrig. „Es gibt immer noch genug Menschen, die Astrazeneca haben möchten.“ Von den rund 300 Impfungen bisher in seiner Praxis sei bei der Hälfte der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers verwendet worden. Auch bei einer Sonder-Impfaktion mit Astrazeneca waren in der vergangenen Woche 440 des Vakzins in der Gemeinschaftspraxis von Stephan Arntz geimpft worden.
Jüngere ohne Vorerkrankungen seien indes noch nicht zu impfen, selbst wenn Dosen übrig blieben. „Formal dürfen wir sie nicht impfen, wir plädieren aber dafür, das bald machen zu dürfen“, sagt Jordan. Denn: Um die Pandemie in den Griff bekommen zu können, müssten „alle mal geimpft werden.“ Dr. Stephan Arntz geht davon aus, dass es etwa im Mai/Juni mehr Impfstoff geben wird und dann die Impfkampagne an Fahrt aufnimmt. „Ich sage meinen Patienten immer: Durch den April müssen wir jetzt noch durch.“