Gladbeck. Die Inzidenz im Kreis steht kurz vor Überschreiten des Grenzwertes. Bei einem Wert von anhaltend 200 müssen auch Gladbecker Schulen schließen.
Dass der für Montag anvisierte Schulstart in den Wechselunterricht ein Rohrkrepierer wird, davon sind einige Schulrektoren in Gladbeck schon jetzt überzeugt. Sie gehen davon aus, dass alles in der Vorbereitung stecken bleibt, weil der Inzidenzwert im Kreis Recklinghausen (Donnerstag 189,7) wohl anhaltend über den Grenzwert von 200 steigen werde.
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Kein Wunder, ist doch allein in Gladbeck die Inzidenz von Mittwoch auf Donnerstag geradezu sprunghaft von 173 auf 226 angestiegen. Das trifft auch auf weitere Kreiskommunen zu, die sich dem Grenzwert annähern (Datteln, Waltrop) oder ihn ebenfalls übersprungen haben (Castrop-Rauxel, Herten, Recklinghausen). „Der Stopp für den Präsenzunterricht, das wird voraussichtlich in der kommenden Woche passieren“, ist sich Daniel Kroll sicher. „Laut Schulministerin muss dann unmittelbar der Schulbetrieb eingestellt werden“, so der Rektor der Werner-von-Siemens-Realschule. Das sei ärgerlich, „weil wir extra Pläne vorbereitet hatten, um Klassenarbeiten durchzuführen“, so Kroll. Auch auf die Schüler-Selbsttest habe man sich eingestellt. Wobei es sehr ärgerlich sei, dass, vermutlich aus Kostengründen, jetzt Testkits angeliefert wurden, „die nicht mehr vorkonfektioniert sind, sondern deren Reagenzgläschen noch mit Pufferlösungen aus großen Gebinden vorbereitet werden müssen“. Das koste zusätzliche Zeit, „die dem Unterricht fehlt“, so Kroll.
Hauptschul-Kollegium befürwortet eigentlich den Präsenzunterricht
„Die aktuelle Entwicklung zunehmender Infektionen spricht eigentlich gegen eine Schulöffnung“, sagt Hauptschulrektor Peter Washausen. Generell sei das Lehrerkollegium der Erich-Fried-Schule sehr daran interessiert, „Präsenzunterricht durchführen zu können“ und befürworte diesen. Denn gerade das Schülerklientel der Hauptschule benötige eine enge pädagogische Begleitung und Anleitung. Das Selbstlernen und die Eigenmotivation falle vielen schwer. „Wir versuchen seit Beginn der Coronakrise den Schaden, bezogen auf wichtige Lerninhalte, zu begrenzen“, so der Rektor. Es falle aber mit jedem Distanzunterricht schwerer, „das Ziel aufrecht zu halten, das Erreichen eines ordentlichen Hauptschulabschlusses sicherzustellen“. Es sei so „eine bittere Geschichte“, wenn die Schulen wieder geschlossen werden müssten.
Alrun ten Have sieht ihr Kollegium an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule dafür aber gut gerüstet und erprobt. „Dann switchen wir eben wieder auf den Distanzunterricht um.“ Das sei je nach Inzidenzentwicklung von heute auf morgen machbar. Dass Schulen Ansteckungsherde sind und der Virus dort stark verbreitet wird, was gegen den Präsenzunterricht spräche, das sieht die Direktorin nicht. „Bei uns wurde zuletzt zweimal pro Woche getestet, und alle Schülerinnen und Schüler waren negativ.“ Ihrer Ansicht pflichten auch Rektor Daniel Kroll und Peter Washausen bei. Auch an ihren Schulen sei es in der Vergangenheit so gewesen, „dass das Virus von Schülern aus der Familie in die Schule getragen wurde“. Die Testung von Banknachbarn sei dann negativ gewesen.
Aktuell Corona-Ausbruch in einer Gladbecker Firma
Landrat und Bürgermeister fordern Distanzunterricht
Auch Landrat Bodo Klimpel und die Bürgermeister der zehn kreisangehörigen Städte gehen davon aus, dass wir kreisweit „spätestens am Wochenende die Inzidenz von 200 überschreiten werden“. Dies teilen sie in einem Schreiben NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer mit. Sie bitten darin zudem um die Zustimmung des Landes, die Schulen auch ab dem kommenden Montag weiterhin in Distanzunterricht zu belassen.
Ziel des Vorstoßes sei es, „Eltern und Schulen aufgrund der absehbaren Entwicklung frühzeitig Planungssicherheit zu geben“, so Landrat Klimpel, der eine kurzfristige Rückmeldung erwartet. Die Bundesregierung hat sich mit Beschluss vom 13. April 2021 für eine unmittelbare gesetzliche Untersagung des Schulbetriebs in allen Ländern ausgesprochen, wenn eine Inzidenz von 200 überschritten wird.
Dass zuletzt eher selten größere Infektionsherde die Inzidenz nach oben getrieben haben, bestätigt Lena Heimers aus der Pressestelle der Kreisverwaltung. „Auch in Gladbeck ist es generell ein diffuses Infektionsgeschehen, da sich das Virus meist innerhalb von Familien verbreitet.“ Dies geschehe „aufgrund der ansteckenderen Covid-Mutationen nun einfacher“, so dass sich das Virus auch innerhalb von Familien rascher ausbreite. „Und jetzt schlagen die Infektionen, die innerhalb der Ostertage und Ferien aufgrund erfolgter Familienbesuche geschehen sind, zusehends immer stärker in steigenden Infiziertenzahlen durch.“ Aktuell gebe es aber einen anderen kleinen Coronaherd: In einer Gladbecker Firma sei das Virus ausgebrochen. In dem Unternehmen wurden „Beschäftigte in knapp zweistelliger Anzahl infiziert“.