Gladbeck. Das Rathauscafé Gladbeck sehnt die Wiederöffnung nach der Pandemie herbei. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, es bleibt nur der Fensterverkauf.
„Nachdem ich von diesem nächtlichen Beschluss zur sogenannten Osterruhe gehört hatte, habe ich in der Nacht darauf kaum schlafen können“, erinnert sich Sandra Schwarte, die gemeinsam mit ihrem Mann Heiner das Rathauscafé Schwarte am Willy-Brandt-Platz in Gladbeck führt, an ihre Sorgen nach den kurzzeitigen Plänen der Bundesregierung nach einer „Osterruhe“. „Die Ostertage sind für uns die umsatzstärksten des Jahres“, ergänzt ihr Mann, „da wären wir sicher fast an unsere Grenzen gekommen.“ So sind beide erleichtert über das Wendemanöver der Bundeskanzlerin. Zwar ist das Café seit November geschlossen, aber immerhin gebe es den Fensterverkauf, der wenigstens einen Teil des Umsatzes bringt.
Überhaupt bereiteten „Unsicherheit“ Sorgen, sagt der 62-jährige Konditormeister und Gastronom: „Wir müssen ja die Rohstoffe rechtzeitig vorbestellen, zum Beispiel für unsere Pralinen und die Schokoladen, aber auch für die Brote natürlich. Wenn wir darauf sitzenbleiben, wird es schwierig.“ Auch für Ostern sei schon alles bestellt gewesen, so Heiner Schwarte, „und jetzt hoffen wir einfach das Beste.“ Übrig gebliebene Backwaren werden ohnehin stets ans Barbara-Hospital gespendet.
Das Rathauscafé lebt seit November vom Fensterverkauf
Das Traditionscafé mitten in der Stadt hat sich bisher ganz gut geschlagen, auch wenn die Hauptlast jetzt auf den Schultern der beiden Inhaber liegt: „Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Arbeit zu sein“, sagt Sandra Schwarte, der die verordnete harte Lockdown-Pause auch aus diesem Grund gar nicht recht gewesen wäre. „Mir fehlen irgendwann die Gespräche mit den Kunden.“
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Von den elf Mitarbeitern in Kurzarbeit sind zwei Köchinnen im Schichtdienst abwechselnd vor Ort, alles andere übernimmt die Chefin und in der Backstube ist auch ihr Mann weitestgehend auf sich allein gestellt. Lediglich drei Auszubildende werden nach wie vor angeleitet. So kann per Fensterverkauf der traditionelle Mittagstisch weiter beibehalten werden: „Alles separat in extra Aluschalen“, wie der Chef betont, „sowohl im Backofen und in der Mikrowelle warm zu machen.“
Das Ehepaar Schwarte fürchtet, nur noch bis Ende des Sommers durchhalten zu können
Der Fensterverkauf laufe hervorragend, so Heiner Schwarte, „die Leute organisieren sich gut“, es gebe kaum eine Warteschlange. Gleichwohl empfiehlt er, für die Ostertage vorzubestellen, um Wartezeiten zu verkürzen. Die Eheleute sind froh über die positive Resonanz auf ihre Initiative, denn die sonst üblichen Bestellungen Gladbecker Firmen und Betriebe zum Beispiel seien so ziemlich alle weggefallen: „Wir zehren im Augenblick von unseren Rücklagen, das können wir maximal bis zum Ende des Sommers so durchhalten“, prognostiziert Heiner Schwarte.
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Dennoch bleibt er optimistisch, obwohl sein Café bereits seit dem 11. November 2020 geschlossen ist. Eventuell die Erlaubnis, wenigstens die Außengastronomie zu öffnen, hielte er für keine gute Lösung: „Der Schuss würde nach hinten losgehen“, meint der Unternehmer, „ich müsste die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen, das rechnet sich nicht.“ Erst sollte die Inzidenz unter 50 sein, dann könne man über Lockerungen reden.
Die Inhaber haben Angst vor dem, was noch kommen könnte
Sandra und Heiner Schwarte sind beide sehr vorsichtig, sie hätten schon etwas Angst vor dem, was noch komme, geben beide zu: „ Wir gehen nirgendwo hin und ich fahre morgens um fünf Uhr zum Großhändler, um meine Rohstoffe zu kaufen“, sagt Heiner Schwarte, „da bin ich dann fast immer der Erste.“
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Auch die Mitarbeiter werden zwei Mal in der Woche getestet, um auf der sicheren Seite zu sein. So wird auch Karfreitag das große Fenster von elf bis 14.00 und an den Ostertagen von elf bis 16.00 Uhr geöffnet sein. Ein Flyer gibt ab dieser Woche Auskunft über das Mittags- und Kuchenangebot.
Café wurde 1904 eröffnet
Das Rathauscafé ist bald 120 Jahre alt – 1904 wurde es von Johann Feldhaus eröffnet. Es war der Schick des aufstrebenden Gladbecks, dass er in dem genau gegenüber dem Rathaus neu gebauten Haus ein erstes kleines Café eröffnete.
Feldhaus führte das Café mit seiner Frau bis 1959. Ab dem Jahr 1960 leiteten Hugo Schwarte, einst Geselle bei Feldhaus, und seine Frau Maria als Pächter das Café.
1974, als sie Haus und Café erwarben, bauten die Schwartes den Betrieb auf 100 Plätze aus, 1980 durch einen Anbau sogar auf 150 Plätze plus Küche. 1991 stieg Sohn Heiner Schwarte in den Familienbetrieb mit ein, den er mit seiner Frau Sandra 1995 übernahm.