Gladbeck. Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen trifft die Hotelbranche besonders hart. Hoteliers in Gladbeck haben kaum noch Gäste.
Die Gäste- und Übernachtungszahlen sind in Zeiten von Corona deutlich eingebrochen. Die Hoteliers in Gladbeck kämpfen mit den Verlusten – und zum Teil ums Überleben.
„Tote Hose“ herrscht im Hotel der Alten Post, so Geschäftsführer Seki Numanovic. Fünf Übernachtungen seien im Schnitt derzeit pro Woche bei ihm gebucht, „das ist nichts.“ Nur Geschäftsreisende darf er im Moment beherbergen, also etwa Handwerker oder Ingenieure. „Wir machen nicht mal fünf Prozent von unserem regulären Umsatz.“ Zu normalen Zeiten habe das Hotel mit seinen 20 Zimmern eine Auslastung von knapp 90 Prozent. Jetzt ist ein Großteil seiner Mitarbeiter in ihren Heimatländern wie Bosnien, sie kommen zurück, sobald der Betrieb wieder starten kann.
68 Prozent weniger Übernachtungen im Kreis Recklinghausen
Die Zahl der Übernachtungen im Kreis Recklinghausen sank im vergangenen Jahr auf 12.805. Das ist ein Minus von 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts hervor. Zahlen speziell für Gladbeck liegen für 2020 nicht vor.
In Gladbeck gibt es wie bereits 2019 fünf Beherbergungsbetriebe, von denen momentan auch alle geöffnet haben. Laut Statischem Landesamt gibt es 557 Betten in der Stadt, von denen 472 angeboten werden (Stand Dezember 2020).
Die Auslastung im Hotel van der Valk ist von 85 auf nun 15 Prozent gesunken
Das Hotel van der Valk hat Glück im Unglück: „Unsere großen Konkurrenten in den umliegenden Städten, wie etwa das Courtyard an der Schalke-Arena in Gelsenkirchen, haben komplett geschlossen. Das ist ein kleiner Vorteil für uns“, sagt Jerry van der Valk, der das Hotel des Familienunternehmens in Gladbeck führt. Sein Hotel könne er nicht schließen, das Herunterfahren großer Maschinen, etwa für die Warmwasseraufbereitung, würde zu viel Geld kosten und sich daher nicht rechnen. Dennoch gibt es auch dort hohe Umsatzverluste: Normalerweise liege die Auslastung über das Jahr gesehen bei etwa 85 Prozent, im vergangenen Jahr waren es dann noch 25 bis 30 Prozent. Und in diesem Jahr bisher sogar nur bei 15 Prozent. Die Gäste sind auch dort überwiegend Bauarbeiter, die im Ruhrgebiet arbeiten.
Zehn Mitarbeiter kümmern sich nun noch um die Besucher, maximal 20 der 181 Zimmer sind täglich belegt. Der überwiegende Teil der eigentlich 55 Mitarbeiter ist in Kurzarbeit, zehn Kräften musste gekündigt werden. „Viele der Mitarbeiter, die jetzt in Kurzarbeit sind, fällt zuhause die Decke auf den Kopf, sie wollen unbedingt wieder zurück kommen“, so van der Valk. Er rechnet damit, ab dem 22. März zumindest wieder Service auf den Außenterrassen seines Hotels anbieten zu können. Das allerdings ist von der Entwicklung der Inzidenzzahlen abhängig.
Auch interessant
Auch wenn es möglich sein sollte: Jammerkrug wird Außenterrasse zunächst nicht öffnen
Selbst wenn das ab dem 22. März wieder möglich sein wird, für Jovan Gajic, Inhaber des Jammerkrugs, wird das für sein Restaurant nicht in Frage kommen. „Was ist, wenn es mal regnet, wo sollen die Gäste dann hin? Rein dürfen sie ja nicht.“ Auch er hat in seinen vier Hotelzimmern „keine zehn Prozent“ Auslastung. Im Januar habe er nicht einen Übernachtungsgast gehabt.
„Hotels, Pensionen, Restaurants und Kneipen sind schon seit Anfang November geschlossen. Wenn die Politik jetzt keine Öffnungsperspektive bietet, droht vielen Betrieben das Aus und den Beschäftigten Arbeitslosigkeit“, sagt Adnan Kandemir, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Ruhrgebiet. Entscheidend seien einheitliche Auflagen und detaillierte Hygienekonzepte in den Betrieben. Der Hotel- oder Restaurantbesuch dürfe unter keinen Umständen zum Infektionsherd werden. Viele Hotels und Gaststätten könnten auf bewährte Maßnahmen zurückgreifen, um das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren. Doch selbst wenn Hotels und Gaststätten schrittweise wieder öffnen dürften, sei ein Großteil der Beschäftigten noch monatelang auf Kurzarbeitergeld angewiesen. Ohne eine Aufstockung kämen die Menschen damit aber nicht länger über die Runden, so der Gewerkschafter.