Gladbeck. Statistisch fehlen in Gladbeck für 927 Kinder Betreuungsplätze. Die Stadt sagt, in welchen Stadtteilen vorrangig neue Kitas gebaut werden sollen.

Der mit Hochdruck vorangetriebene Kindergarten-Ausbau zeigt noch nicht den beabsichtigten Erfolg. Steigende Geburtenzahlen sorgen dafür, dass die zusätzlichen Plätze nicht ausreichen, um die Situation zu entspannen. Trotz eines Rechtsanspruchs fehlen in Gladbeck statistisch im neuen Kindergartenjahr für 286 Kinder im Alter über und für 641 Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze. Nur in einem Stadtteil stehen im August zumindest mehr Kita-Plätze als dort lebende Drei- bis Sechsjährige zur Verfügung.

Allein in Butendorf gibt es einen Überhang für Kinder im Alter über drei Jahren (41 Plätze). In allen anderen Stadtteilen fehlen Plätze (siehe Grafik). Auf die Statistik bezogen stehen für 2474 über Dreijährige im Sommer 2188 Betreuungsplätzen zur Verfügung. Damit liegt die Versorgungsquote bei 88,4 Prozent. Die Stadt kommt auf eine bessere Zahl von 90,2 Prozent, da sie von einer realen Nachfragequote für nur 98 Prozent der Kinder ausgeht.

So viele Kita-Plätze fehlen in den einzelnen Stadtteilen. 
So viele Kita-Plätze fehlen in den einzelnen Stadtteilen.  © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Ab dem vollendeten ersten Lebensjahr besteht Anspruch auf einen Kita-Platz

Schon ab dem vollendeten ersten Lebensjahr besteht ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Die Versorgungsquote für die unter Dreijährigen Jungen und Mädchen ist in Gladbeck aber noch schlechter. Sie liegt bei nur 27 Prozent. Zum Start des neuen Kindergartenjahrs am 1. August stehen 641 U3-Plätze in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege (201 Plätze) für 2374 unter Dreijährige zur Verfügung. Die Unterversorgung der jüngeren Kinder ist nicht so gravierend, da hier der Betreuungsbedarf nicht so hoch ist wie bei den Drei- bis Sechsjährigen. Die Stadt hat aufgrund der bekannten Nachfrage festgelegt, dass der Bedarf gedeckt werden kann, wenn in dieser Altersgruppe eine Versorgungsquote von 40 Prozent erreicht wird. Dies bedeutet eine Anzahl von 941 Betreuungsplätzen, so dass perspektivisch weitere 278 U3-Plätze fehlen. Entlastung im laufenden Kindergartenjahr soll die geplante Randzeitenkita der Diakonie an der Heringstraße in Brauck bringen, die im März 2022 betriebsbereit sein soll (53 Plätze, davon 17 U3).

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619 Kinder bleiben unversorgt

Zum Start des neuen Kindergartenjahres im August diesen Jahres können sich 607 Kinder freuen. Ihre Anmeldung für einen Kindergartenplatz war erfolgreich. Letztlich können damit aber weniger als die Hälfte der Kinder versorgt werden, für die ihre Eltern einen Betreuungsplatz „gebucht“ hatten. 619 angemeldete Kinder haben eine Absage erhalten.

Die Nachfrage im U3-Bereich ist deutlich gestiegen. Für mehr als 50 Prozent der Zweijährigen in Gladbeck wird schon ein Betreuungsplatz gesucht. Hintergrund ist zumeist der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und einer beruflichen Tätigkeit. Seit dem vergangenen Jahr erfolgt die Anmeldung für einen Platz online über den Kita-Navigator.

In den Kindergartenbedarfsplan, den Michael Freudiger, Abteilungsleiter Frühe Bildung und Erziehung im Jugendamt, jetzt dem Jugendhilfeausschuss präsentierte, sind bereits die Kitaplätze eingerechnet, die über den laufenden Ausbau entstehen. Dies sind rund 200 Plätze über das Notausbauprogramm der Stadt in den Modulkitas an der Uhlandstraße (Stadtmitte, Fertigstellung im April) sowie an der Berliner- (Rentfort-Nord) mit je 75, und der Vehrenberg-/Holthauser Straße mit 50 Plätzen (Rosenhügel). Letztere sollen im Sommer fertig werden. Zum neuen Kita-Jahr soll auch die Dietrich-Bonhoeffer-Kita mit 65 Plätzen starten, die neben der Christuskirche entsteht.

Neue Festbaukita an der Breukerstraße wird erst im Sommer 2022 fertig

Weitere Entlastung für Brauck wird die Festbaukita mit vier Gruppen bringen, die an der Breukerstraße geplant ist. Sie wird aber wohl erst zum Start des nächsten Kitajahres im August 2022 fertig sein. Der Kita-Ausbau reicht bislang insgesamt nicht aus, um die Situation deutlich zu entspannen. Michael Freudiger geht aufgrund steigender Geburtenzahlen davon aus, dass bis 2024 pro Jahr mit 800 neugeborenen beziehungsweise hinzugezogenen Kindern in Gladbeck gerechnet werden muss. Erst in der Zeit 2025 bis 2030 sei nach bisher möglichen Prognosen ein leichter Rückgang zu erwarten.

Michael Freudiger kündigte an, dass das Ausbauprogramm weiter vorangetrieben wird. Gemäß des Fehlbedarfes in den Stadtteilen würden nun vorrangig Standorte für drei zusätzliche Einrichtungen in Rentfort, Zweckel und der Stadtmitte gesucht, um die Versorgungsquote in den kommenden drei bis fünf Jahren zu verbessern.