Gladbeck. Trotz drohenden Lockdowns halten sich die Gladbecker am vielleicht letzten verkaufsoffenen Adventssamstag zurück. Diese Bilanz ziehen Händler.

Je näher Weihnachten rückt, desto voller sind normalerweise die Einkaufsstraßen – und auch in Corona-Zeiten läuft das Weihnachtsgeschäft. Da vermutlich schon in der kommenden Woche ein Lockdown und damit Ladenschließungen bevorstehen, erwarteten die Händler an diesem Samstag einen großen Andrang in den Einkaufsstraßen. Die Gladbecker Innenstadt war am Samstag zwar gut besucht und vor manchem Geschäft mussten die Kunden wegen der Beschränkungen auf den Einlass warten, der große Ansturm in der Fußgängerzone blieb allerdings aus.

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Auch wenn Weihnachtsmusik vom Sparkassenturm schallt: Richtige Weihnachtsstimmung macht sich in der Gladbecker Innenstadt nicht breit. Schnell die Einkäufe erledigen und dann wieder nach Hause, das scheint die Devise vieler Passanten zu sein. „Die Leute sind hektisch und manchmal wird’s auch aggressiv. Das hat nichts mit Weihnachten oder Besinnlichkeit zu tun“, findet etwa Regina Herold, die einen Lockdown ab Montag erwartet, und nur noch letzte Besorgungen erledigt hat.

Die Lage in Gladbeck ist entspannter, als viele erwartet hatten

Wie sie, erwarteten viele, dass die Menschen am Wochenende in die Einkaufsstraßen strömen, um vor drohenden Geschäftsschließungen noch alle Weihnachtsbesorgungen zu machen – obwohl dann wegen Menschenansammlungen das Infektionsrisiko höher ist. Zumindest in Gladbeck ist die Lage dann doch entspannter.

Vor einigen Geschäften bildeten sich zwischenzeitlich Schlangen.
Vor einigen Geschäften bildeten sich zwischenzeitlich Schlangen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Wir haben damit gerechnet, dass es voller wird. Wie in der vergangenen Woche ist die Stadt gut besucht, aber nicht überfüllt“, so die Mitarbeiter der Stadthalle, die als Unterstützung für das Ordnungsamt durch die Innenstadt patrouillieren. Bei Nieselwetter wie am Samstag seien vermutlich eher die Einkaufszentren überlaufen, vermuten sie. „Derzeit möchte ich nicht in ein überfülltes Centro gehen, da kommt mir die Gladbecker Innenstadt sehr gelegen. Die kann ich zu Fuß erreichen und dazu den lokalen Handel unterstützen. Manches kaufe ich dann aber auch online ein“, sagt Sandra Kreul, die einen Stimmungswechsel in der Innenstadt beobachtet. „In der Stadt ist es irgendwie ruhiger als sonst, die Leute sind nicht mehr so ausgelassen“, findet die Gladbeckerin.

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Einzelhändler ziehen eine durchwachsene Bilanz des Weihnachtsgeschäftes

Auch die Stimmung der Einzelhändler in der Innenstadt dürfte sich verändert haben, sie ziehen bisher eine durchwachsene Bilanz des Weihnachtsgeschäfts. „Im Allgemeinen sind wir zufrieden. Wir haben viele Stammkunden, die uns die Treue halten und in diesem Jahr haben wir auch einen Online-Shop aufgebaut“, berichtet Gabi Katzewski-Heib, Inhaberin des Haushaltswarengeschäfts Home-Stores. Mit Dekorationsartikeln und Haushaltswaren biete ihr Geschäft vor allem Artikel, mit denen man es sich zuhause gemütlich machen kann – was vielen derzeit besonders wichtig ist. Katzewski-Heib relativiert aber auch: „Die vergangenen sechs Wochen fehlen einfach. Das Zimtsternfest ist normalerweise ein sehr starker Tag, sowas kann man nicht aufholen. Man merkt, dass insgesamt weniger Leute die Innenstadt besuchen.“

Kein Hamstern in den Supermärkten

Mit einem bevorstehenden Lockdown wächst die Sorge vor erneuten Hamsterkäufen, besonders da langsam die auch sonst großen Weihnachtseinkäufe anstehen. Doch die Gladbecker scheinen entspannter zu sein: Am Samstag waren die Supermärkte zwar gut besucht, klassische Hamsterkauf-Artikel wie Toilettenpapier oder Nudeln aber nicht besonders begehrt.

Da die Supermärkte die Kundenzahl im Laden regulieren müssen, kam es etwa bei Edeka Zurheide oder vor Rewe an der Hornstraße zur Schlangenbildung. Nach kurzer Wartezeit stand dem normalen Wochenendeinkauf dann aber nichts im Weg.

Im Falle eines Lockdowns können Annette Bachmann und ihr Team bei Hagemann-Moden schnell reagieren und wie im Frühjahr auf das Fußmattengeschäft umsteigen. Verkauf und Beratung an der Türschwelle federn die Umsatzeinbrüche aber nur gering ab. Schließungen vor dem letzten Adventswochenende wären „gelinde gesagt eine Katastrophe. Der November und Dezember sind unsere stärksten Monate“, betont Bachmann. Wenn das Weihnachtsgeschäft frühzeitig abbricht, fehle ein wichtiger Teil des Jahresumsatzes. Dazu bleibe die Laufkundschaft aus. „Die Leute sind verunsichert und bleiben dann lieber zuhause. Diese Frequenzverluste zeigen sich in der ganzen Innenstadt“, weiß die Mode-Expertin. Ein Lichtblick: Viele Kunden bleiben Hagemann-Moden treu: „Vor allem ältere Kunden weichen selten ins Internet aus. Kleidung muss man fühlen und auch mal anprobieren“, so Bachmann.