Als Anette Bachmann Hagemann in Gladbeck übernahm, entdeckte sie 1500 Hüte im Bestand. Modernisierung des Betriebes ging sie ganz behutsam an.

Folgt man dem Wegweiser „Ins Gehölz“, gelangt man geradewegs – in den Wald? Weit gefehlt – es geht in eine der Umkleidekabinen von Anette Bachmann, Inhaberin des Traditionsgeschäftes Hagemann Moden an der Horster Straße. Der Kleiderhaken in dieser Kabine besteht denn auch stilecht aus Messingästen. Nebenan geht’s „Zum Böckchen“, verziert mit einem Hirschgeweih als Kleiderhaken. Diese Idee zaubert der Kundschaft garantiert ein Lächeln ins Gesicht.

1998 übernahm Anette Bachmann Hagemann in Gladbeck

1998 übernahm die Einzelhandelskauffrau aus Marl das Geschäft, das noch als „Hut Hagemann“ firmierte und als solches in Gladbeck ein Begriff war.

Ein Geweih als Kleiderhaken: Die Umkleidekabinen sind modern gestaltet.
Ein Geweih als Kleiderhaken: Die Umkleidekabinen sind modern gestaltet. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Anette Bachmann wollte sich selbstständig machen und hatte ein Angebot aus Warstein erhalten, als sie erfuhr, dass sich Familie Hagemann in der nahen Nachbarstadt zur Ruhe setzen wollte und eine Nachfolge suchte. „Ich bin dann nach Gladbeck gefahren und habe mich auf eine Bank gegenüber gesetzt, von der aus ich genau sehen konnte, wer ins Geschäft geht und wer rauskommt“, erzählt die heutige Inhaberin. Danach habe sie sich entschieden, „auch wenn ich wusste, dass es ein Wagnis war.“

Sehr behutsam, Schritt für Schritt, hat sie mit der Modernisierung des Geschäfts begonnen. „Ich fand rund 1500 Kopfbedeckungen vor, als ich die erste Bestandsaufnahme machte. „Ich wusste, dass ich das ändern wollte, aber bei einer gewachsenen Stammkundschaft darf man dabei das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.“ Zuerst verschwand der „Hut“ aus dem Firmennamen und aus den Regalen. Den bestens bekannten Geschäftsnamen Hagemann behielt Anette Bachmann bei: „Das ist hier in Gladbeck wie eine Marke.“ Zunächst baute Anette Bachmann die Geschäftsräume um und es gelang ihr, die Stammkunden auch weiterhin an sich zu binden.

Das Sortiment wurde verjüngt

Ein Jahr später folgte die Umgestaltung der Schaufenster. Das Sortiment verjüngte sich um moderne Marken: „Die konservativen Anbieter haben wir aus dem Programm genommen“, erinnert sich Anette Bachmann.

Brax, Rabe und Comma heißen jetzt die Modelabels, mit denen sie „jung gebliebene Menschen in der Lebensmitte“ ansprechen möchte. „Auf 75 Quadratmetern geht eben nicht alles“, sagt Anette Bachmann und so hat sie sich auf Damenoberbekleidung außer Mäntel und Jacken spezialisiert sowie bei der Herrenmode auf alles „oberhalb der Gürtellinie“. Doch das besondere Markenzeichen des Modegeschäfts Hagemann ist die freundliche und kompetente Beratung, für die sie und ihre fünf Mitarbeiterinnen sich viel Zeit nehmen. „Wir setzen ganz stark auf Serviceorientierung“, erklärt Anette Bachmann das Konzept.

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So habe sie im vergangenen Jahr rund 1500 Sonderwünsche erfüllt „und Stammkunden kriegen immer eine Extrawurst“, lacht die Inhaberin. „Das ist unser Vorteil gegenüber dem Internet, aber der Zufallskunde geht uns trotzdem verloren.“ Letztes Jahr hat Anette Bachmann das 20-jährige Bestehen von „Hagemann Moden“ unter ihrer Leitung gefeiert und als Geschäftsfrau identifiziere sie sich natürlich mit ihrer Stadt - „weil wir auch eine soziale Verantwortung haben“, ist sie von ihrer Rolle überzeugt: „Die Inhaber hauchen dem Geschäft die Seele ein.“