Gladbeck. Während der Corona-Pandemie sitzen die meisten Restaurant-Gäste lieber draußen. So wollen Wirte in Gladbeck in die kalte Jahreszeit starten.

Allmählich laufen die Geschäfte wieder spürbar besser als in den ersten Wochen nach dem Lockdown, sagen Gladbecker Gastronomen – vor allem die, die ihren Gästen Sitzplätze im Freien anbieten können. Weil „draußen“ immer noch deutlich beliebter ist als „drinnen“, denken viele darüber nach, wie sie die Freiluftsaison verlängern können, damit die Umsätze nicht wieder einbrechen.

Goran Kosevic, der das Restaurant im Wasserschloss Wittringen betreibt, will auf jeden Fall elektrische Heizstrahler unter den Arkaden anbringen, damit es die Besucher dort warm haben. „Da sitzt man wunderschön, aber es gibt nur Platz für wenige Tische“, sagt er. Am liebsten würde er allen Gästen, die lieber draußen sitzen, „einheizen“. Er prüft gerade die Möglichkeit, den gesamten Außenbereich mit großen, miteinander verbundenen Schirmen zu überdachen und auch dort Heizstrahler zu installieren.

Unsicherheit bei Heizpilzen – auf sie wird erst einmal verzichtet

Gasbetriebene Heizpilze kommen für ihn nicht infrage – aus Umweltschutzgründen und weil er die Investition scheut: „In anderen Städten sind sie verboten, in einigen wegen der aktuellen Situation nur vorübergehend zugelassen. Wenn Gladbeck auch irgendwann ein Verbot ausspricht, würde sich die Anschaffung nicht lohnen. Dann investiere ich lieber mehr, aber zukunftssicher.“

Wolfgang Leitner, Wirt der Eckkneipe „Novelle“ an der Humboldtstraße, hat den eingezäunten Biergarten durch eine „Zeltstadt“ ersetzt.
Wolfgang Leitner, Wirt der Eckkneipe „Novelle“ an der Humboldtstraße, hat den eingezäunten Biergarten durch eine „Zeltstadt“ ersetzt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Noch ist das Wetter schön, noch hat Evangelos Vassiliou, Betreiber des Restaurants Artemis, Tische und Stühle auf dem Marktplatz stehen. Die will er allerdings abräumen, sobald es kälter wird. Ganz verzichten möchte er auf die Außengastronomie trotzdem nicht: „Wir werden direkt vor dem Haus vier bis fünf Tische aufstellen und elektrische Heizstrahler anbringen.“ Das sind zwar deutlich weniger Sitzgelegenheiten im Freien als jetzt, aber Evangelos Vassiliou ist trotzdem zuversichtlich, gut durch den Herbst und Winter zu kommen: „Viele Gäste trauen sich inzwischen auch wieder ins Restaurant.“

Überlegungen, die Sitzplätze auf der Hochterrasse der „Alten Post“ mit Zelten zu schützen

Wenn die Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) als Vermieterin ihr Ok gibt, möchte auch Seki Numanovic, Betreiber des Hotels und Restaurants „Alte Post“, Außengastronomie durchgehend anbieten. Die 120 Sitzplätze auf der Hochterrasse an der Postallee würde er gern mit Zelten schützen und beheizen. Ein Gespräch darüber ist für Montag geplant. Wenn er diese Pläne nicht umsetzen kann, sieht er trotzdem optimistisch in die Zukunft: „Im Hotel läuft zwar aktuell fast nichts, aber das Restaurant ist auch drinnen wieder gut ausgelastet. Es ist so groß, dass wir 200 Gäste unterbringen können, obwohl wir zwischen den Tischen mehr als die vorgeschriebenen 1,50 Meter Abstand halten.“

Stadtverwaltung hilft

Gastronomen müssen in diesem Jahr wegen der Coronapandemie und ihrer Folgen nichts für die Sondernutzung von Außenflächen bezahlen. Außerdem hat die Stadtverwaltung ihnen erlaubt, diese Flächen, wo es möglich ist, zu vergrößern, wenn Rettungs- und Feuerwehrwege frei bleiben.

Auch wenn es jetzt um Möglichkeiten geht, Außengastronomie auch im Herbst und Winter zu betreiben, wolle man großzügig sein, sagt Wirtschaftsförderer und Kommunikationschef Peter Breßer-Barnebeck: „Die Gastronomen mussten und müssen große Einnahmeausfälle verkraften. Wir werden ihnen das Leben nicht wieder erschweren.“

Wolfgang Thesing hat die Tische und Stühle neben seinem „Marktstübchen“ an der Wilhelmstraße schon wieder weggeräumt. „Es lohnt sich nicht mehr. Sobald die Sonne untergeht, will draußen niemand mehr sitzen, zumal es bei Wind hier sehr unangenehm ist. Da lohnt sich die Investition von mehreren tausend Euro für Heizstrahler nicht.“ Bei geschützten Terrassen sei sicher vieles möglich, sagt Thesing, „aber was ich nicht habe, kann ich nicht herbeireden – und meinen Kollegen gönne ich die verlängerte Freiluftsaison von Herzen.“

Am „Haus Surmann“ stehen Tische und Stühle das ganze Jahr über draußen

Und dann gibt es ja auch noch ein paar klassische Kneipen in der Innenstadt. Christian Ruczinski hat 2013 die Traditionsgaststätte „Haus Surmann“ am Europaplatz übernommen. Seine Gäste sind offenbar ausgesprochen „hartgesotten“: „Bei uns stehen Tische und Stühle immer das ganze Jahr über draußen. Richtige Winter gibt es ja gar nicht mehr. Mit entsprechender Kleidung kann man auch dann im Freien sitzen, wenn es nicht gerade regnet, und meine Gäste tun das auch.“

Wolfgang Leitner, Wirt der „Novelle“ an der Humboldtstraße, könnte ohne Außenbereich in der kalten Jahreszeit dichtmachen, denn in der kleinen Eckkneipe gibt es nur einen Tisch, und Thekenbetrieb ist noch untersagt. Leitner hat den eingezäunten Biergarten vor wenigen Tagen durch eine „Zeltstadt“ ersetzt.

Die Gastronomen sind also gerüstet. Herbst und Winter können kommen.