Gladbeck. Der Bauingenieur kam als Kind aus der Türkei nach Gladbeck. Als Bürgermeister möchte er Bindeglied zwischen allen Bürgern und Parteien sein.
Habib Ay, Bürgermeisterkandidat der Alternativen Bürger Initiative Gladbeck, kurz ABI, versteht sich als Brückenbauer. Freilich im politischen Sinn und nicht bezogen auf seine Profession als Bauingenieur, mit seinem Bestreben, „sich für ein besseres Gladbeck in Zusammenarbeit mit allen politischen Lagern einzusetzen und als Bindeglied auch Vorurteile gegenüber Gladbeckern mit Migrationshintergrund abzubauen“.
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Ay ist engagiertes Mitglied der türkischen Ditib-Gemeinde und wohnt in Butendorf quasi mit Blick auf die Moschee. Er sei mit seinem Lebensweg für viele Gemeindemitglieder auch ein respektables Vorbild, sagt ABI-Vorsitzender Süleyman Kosar. Habib Ay erzählt, dass der Vater die Familie 1986 aus der Türkei nach Deutschland holte, zuletzt habe dieser als Schlosser im Bergbau auf Hugo gearbeitet. „Gladbeck ist meine Heimat geworden und hat mir vieles gegeben, so dass ich etwas zurückgeben möchte“, sagt Ay. Er habe durch Unterstützung seiner Eltern und eigenem Bestreben die Vorteile des deutschen Bildungssystems nutzen können, „um als Arbeiterkind nach der Hauptschule noch das Abitur zu machen und dann zu studieren.“
Ein Vertreter für die Menschen aller Bevölkerungsschichten
Er sei fast zwei Jahrzehnte Mitglied der SPD gewesen, habe sich dann aber der Migrantenliste ABI angeschlossen, um stärker die Interessen der türkischen Community im Integrationsrat zu vertreten. Die Bürger-Initiative verstehe sich aber „als Vertreter für die Menschen aller Bevölkerungsschichten in Gladbeck“. Zum Stichwort einer Gefahr der Parallelgesellschaften, durch den zu starken Blick Richtung altem Heimatland, sagt der 49-Jährige: „Wir leben hier alle zusammen in Deutschland, wir müssen sehen, dass wir hier als Teil der Gesellschaft gemeinsam weiterkommen, uns integrieren und Regeln einhalten, damit die Stadt gut funktioniert.“ Es gelte aber auch zu sehen, dass die verfehlte Integrationspolitik der Vergangenheit vielen Migranten das Gefühl gegeben habe, „ihr gehört nicht dazu, ihr werdet nicht ernst genommen“. Das hätte zum Beispiel auch er im Integrationsrat teils so empfunden. Andere hätten sich so enttäuscht wieder von der Politik abgewandt.
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Für ihn sei dies aber Ansporn, Vorbild zu sein, beim politischen Engagement nicht aufzugeben „und auch durch meine Kandidatur als Bürgermeister ein Zeichen zu setzen, dass alles möglich sein kann“. Wer hätte denn gedacht, „als ich vor 34 Jahren nach Deutschland gekommen bin, dass ich mal als Bürgermeisterkandidat antrete“, fragt Ay. Gründe, sich politisch zu engagieren gebe es genügend, sagt der Kandidat und verweist auf das Wahlprogramm von ABI. Es gebe zum Beispiel für viele Familien in Gladbeck ein Problem, bezahlbaren passenden Wohnraum zu finden. Daher gelte es, „den Sozialwohnungsbau zu fördern und darauf zu achten, dass der Mietspiegel nicht weiter steigt“.
Gute Bildung ist wichtig für das gesamte Leben
Mehr Sitze im Stadtrat
Die Alternative Bürger Initiative (ABI) tritt auch mit Kandidaten bei den Wahlen zum Stadtrat in Gladbeck an. Ziel ist es, dort mehr Plätze zu erhalten, um in Ausschüssen und Rat mit mehr Gewicht politisch agieren zu können. Bislang ist AB dort nur mit einem Sitz vertreten.
Weitere Kandidaten hat ABI für die Wahl des Integrationsrat aufgestellt. Bei der Kommunalwahl 2014 konnte die Initiative mit sechs Mandaten die meisten Plätze der Migranten-Organisationen holen. ABI ist über die Liste 12 DAL auch bei der Wahl zum Ruhrparlament vertreten.
Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit „zu jeder Zeit und im gesamten Stadtgebiet“, seien weitere Themen für ihn sagt Ay. Und gute Bildung sei ganz wichtig für das gesamte Leben, die durch frühe Förderung im Kindergarten beginne. „Hier möchte ich dafür sorgen, dass ausreichende Kitaplätze und ein flexibles Betreuungsangebot durch weiteren Ausbau zur Verfügung stehen. Die Digitalisierung der Schulen sei dann ein weiterer wichtiger Baustein einer modernen Ausbildung. „Hier müssen die Schülerinnen und Schüler auch besser mit digitalen Endgeräten wie Laptops oder Tablets ausgestattet werden“, so Ay. Auch die Innenstadt will der Kandidat „qualitativ weiter aufwerten“ und die Attraktivität weiter steigern, etwa durch kleine Programmpunkte an Markttagen.
Wie groß schätzt Habib Ay seine Chancen ein, als Bürgermeister gewählt zu werden? „Wenn nicht heute oder morgen, irgendwann wir es sicher einen Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin in Gladbeck mit Migrationshintergrund geben. Letztlich sollte es aber nicht wichtig sein, welchen familiären Hintergrund jemand hat, sondern, was er für die Stadt und ihre Bürger erreicht.“