Zur Kommunalwahl am 13. September treten in Gladbeck elf Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters an. So viele wie nie zuvor.
Zur Kommunalwahl am 13. September treten so viele Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters in Gladbeck an wie nie zuvor. Am vergangenen Donnerstag tagte der Wahlausschuss der Stadt und er hat nach eingehender Prüfung elf der zwölf gemeldeten Kandidaten zur Wahl zugelassen. Man hört viel darüber, dass Kommunalpolitiker gerade über die sozialen Medien oftmals heftiger Kritik ausgesetzt seien und es gibt überregional abschreckende Beispiele dafür, dass sie manchmal gefährlich leben in diesen Zeiten. Umso bemerkenswerter ist die hohe Zahl der Bewerber und Bewerberinnen in Gladbeck.
Elf Kandidaten sind letztlich zur Wahl zugelassen worden
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Auf zehn Parteien kommen elf Kandidaten für die Wahl zum Gladbecker Stadtoberhaupt. Sie stellen mit Ausnahme der Gladbecker Bürger Liste (GBL) jeweils einen Bürgermeisterkandidaten: Bettina Weist (SPD), Dietmar Drosdzol (CDU), Olaf Jung (Linke), Simone Steffens (Grüne), Michael Tack (FDP), Udo Flach (BIG), Habib Ay (ABI), Gerhard Dorka (DKP) und Marco Gräber (AfD). Als parteiunabhängige Einzelbewerber wurden Markus Kellermann und Ulas Polat zugelassen. Auch Nilüfer Akcay (FDP) wollte als unabhängige Bürgermeister-Kandidatin antreten. Sie legte bis zum Stichtag aber nicht die erforderlichen Unterstützer-Unterschriften vor. Nach Auskunft der Stadtverwaltung Gladbeck habe es bisher noch keine so hohe Bewerberzahl bei einer Wahl zum Bürgermeister gegeben (2014: 10, 2009: 7, 2004: 8 Bewerber).
Wie denken die Gladbecker über die Kandidatenvielfalt, denn sie sind es, die letztendlich die Qual der Wahl haben? Tiang Chhun lebt seit 41 Jahren in Gladbeck, hat die deutsche Staatsbürgerschaft und ist Mitglied der FDP: „Aber ich bin ganz neutral in dieser Frage“, bekräftigt die Einzelhandelskauffrau. Sie ist ein echter Fan von Bürgermeister Ulrich Roland: „Ich finde, der richtige Bürgermeister ist ja schon im Amt, er ist total super.“ Er, Roland, habe „für Gerechtigkeit gesorgt, so dass alle zufrieden sind.“ Da er nun nicht mehr kandidiere, will sie ihre Wahl davon abhängig machen, wem sie es am ehesten zutraut, „auch das zu halten, was er oder sie verspricht. Aber meistens halten sie das nicht ein.“ Dies sei ihre ganz persönliche Meinung, bekräftigt die 51-Jährige.
Hohe Bewerberzahl ist ein gutes Zeichen für die Demokratie
Mit dem Fahrrad kommt Frederik Surmann (32) vom Markt. Eigentlich hat er gar keine Zeit, aber die Frage interessiert ihn: „Je größer die Auswahl ist, desto mehr fühlt sich der Bürger in seinen Interessen bestätigt“, sagt er. Er ist davon überzeugt, die hohe Bewerberzahl sei ein gutes Zeichen für die Demokratie: „Definitiv.“ Ganz anderer Meinung ist Kurt Drzeniek (81): „Wir brauchen keine elf Kandidaten“, ist er überzeugt. Nach seiner Meinung reichten zwei oder drei Bewerber: „Da sind doch Parteien dabei, die kennt kein Mensch.“ Er plädiert dafür, nur Kandidaten aus den bekannten Parteien aufzustellen: „Die kleinen Parteien werden ohnehin nicht gewählt.“
Nicole Sondermann (50) lebt in Gladbeck und arbeitet als Kauffrau in einem Autohaus in Heiligenhaus. Sie hat sich die Kandidatenliste bereits angeschaut, wie sie berichtet, „aber ich kenne zu wenige von denen.“ Kandidaten der größeren Parteien würden sich auf Kosten der anderen „in den Vordergrund schieben.“ Zur Kommunalwahl würde viel diskutiert in ihrer Familie, berichtet Nicole, die es sehr gut fände, „ wenn es einmal ein Kandidat ohne Parteihintergrund“ schaffen würde. Dies wäre auch ein „wichtiges Kriterium“ für ihre Wahlentscheidung.
Pastor lässt sich mit seiner Wahl noch Zeit
Ein echtes Sonnenplätzchen haben sich Pastor Jochen Walter und Pastoralreferentin Louisa Moosbauer vor der Lambertikirche ausgesucht. „Ich weiß noch nicht, wen ich wähle“, bekennt Walter. „Mir scheint allerdings das politische Interesse in Gladbeck sehr groß zu sein“, betont er, der „auf eine Stärkung der Demokratie“ hofft. Pastor Walter wird sich bis zum Wahltag entschieden haben: „Ich habe ja die Möglichkeit, mich schlau zu machen, da ich zwei Dinge wähle: Eine Person und das, wofür sie steht.“
Pastoralreferentin Louisa Moosbauer hat einen anderen Blick auf die Stadt, denn sie lebt in Recklinghausen, ist nur beruflich mit Gladbeck verbunden. So hat sie den direkten Vergleich, denn in der Kreisstadt sind es etwa fünf bis sechs Kandidaten, die sich der Wahl stellen. Die umfangreiche Gladbecker Kandidatenliste zeige nicht nur das „hohe politische Interesse bei den Bürgern“, sondern auch eine „große politische Pluralität“, ist sie überzeugt. Dies sei ein positives Zeichen für die Stadt.