Gladbeck. Die Rechtslage für barrierefreie Museen ist eindeutig. Die Gladbecker Verwaltung will das Projekt verfolgen, sieht aber noch dringendere Aufgaben

Ein barrierefreier Zugang über einen Aufzug zum Museum der Stadt Gladbeck wird noch weiter auf sich warten lassen. Das wurde jetzt im Kulturausschuss deutlich, wobei die Vertreter der CDU der Verwaltung deutlich machten, dass ihre Geduld dazu erschöpft ist und dafür auch Zustimmung von der SPD erhielten. Denn ein Aufzugbau im oder am denkmalgeschützten Gebäude ist ja kein neues Thema. Seit Jahrzehnten ist es immer mal wieder diskutiert worden. Und die Rechtslage ist eindeutig.

Auch interessant

Letzteres stellte Ratsfrau Müzeyyen Dreessen (CDU) nochmal im Ausschuss am Montagabend fest: Nach dem Grundgesetz, dem Behindertengleichstellungsgesetz sowie der UN-Behindertenrechtskonvention müsse Menschen mit Behinderung gleichberechtigter Zugang zu kulturellen Einrichtungen ermöglicht werden.

Der Eintritt ist frei

Die Fundamente des Wasserschlosses Wittringen reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück, wobei der heutige Torbau 1706 sowie der Fachwerkbau 1929 (nach alten Unterlagen) errichtet wurde und das Ensemble seit 1984 unter Denkmalschutz steht.

Im Vorjahr haben 7.334 Personen das Museum der Stadt Gladbeck besucht und damit ähnlich viele wie in den Vorjahren 2017 (7.432) und 2016 (7.642). Dies geht aus einer aktuellen Antwort zur Anfrage von Ratsherr Süleyman Kosar (ABI) hervor.

Der Eintritt zum städtischen Museum ist entgeltfrei. Geringfügige Einnahmen werden nur über den Verkauf von Postkarten und Andenken erzielt. Sie beliefen sich im Jahr 2018 auf 939 Euro.

Die Christdemokraten hatten das Thema Aufzug und behindertengerechte Museums-Toilette deshalb bereits im April im Kulturausschuss auf die Tagesordnung gebracht, dabei auf aktuelle Fördermöglichkeit von bis zu 70 Prozent über ein Programm des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) verwiesen.

Aufzugsanlage im Inneren des Museums würde den Ausstellungsbereich einschränken

Auch interessant

Kulturamtsleiterin Gabi Stegemann hatte darauf in der Frühjahrssitzung gesagt, dass das Problem schon lange im Fokus sei und bereits an verschiedenen Planungsvarianten gearbeitet werde. Die erste stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Puschadel (SPD) ergänzte, dass dazu auch ein Förderantrag der Stadt beim (LWL) gestellt sei. Recherchen der WAZ ergaben, dass dies nicht der Fall ist. Dafür entschuldigte sich Brigitte Puschadel jetzt in der aktuellen Sitzung, sie habe da wohl etwas missverstanden.

Martin Plischek, Leiter Amt für Immobilienwirtschaft (Mitte), erläuterte den Ausschussmitgliedern, wo Aufzug und Toiletten positioniert würden, so dass etwa der Raum der Vestischen Küche für Ausstellungszwecke kaum noch zu nutzen wäre.
Martin Plischek, Leiter Amt für Immobilienwirtschaft (Mitte), erläuterte den Ausschussmitgliedern, wo Aufzug und Toiletten positioniert würden, so dass etwa der Raum der Vestischen Küche für Ausstellungszwecke kaum noch zu nutzen wäre. © Marcus Esser/ WAZ | Marcus Esser

Zu den Problemlösungen bezog dann Martin Plischek, Leiter des Immobilienamtes der Stadt, Stellung. Zunächst führte er den Kulturausschuss, der im Wasserschloss tagte, durch die Räume des Museums, um darzustellen, wo die Installation von Aufzug und Toiletten innerhalb des Gebäudes denkbar wäre. In anschließender Beamer-Präsentation mit Gebäudeplänen verdeutlichte Plischek, wo bei dieser Variante Ausstellungsfläche und alte Substanz verloren gingen. Noch völlig unklar sei zudem, ob die Pfahlrost-Gründung der alten Fundamente für die Belastung eines Aufzugbaus bis zum Dachgeschoss ausreiche. Die Kosten ließen sich deshalb noch nicht abschätzen, es müsse aber von einem sechs- bis siebenstelligen Betrag ausgegangen werden. Als vorteilhafter bewertet werde so vom Immobilienamt ein luftiger, dem Gebäude mit etwas Abstand vorgelagerter und über Querverbindungen angeschlossener Aufzugturm inklusive Toilettenanlage im Innenhof. Zu dieser Variante seien aber noch keine Vorplanungen erfolgt.

Deutliche Kritik der CDU, die sich über eine Hinhaltetaktik der Verwaltung beschwert

Auch interessant

Das führte zu deutlicher Kritik der CDU, die gar von einer Hinhaltetaktik sprach (Dreessen), da es doch unverständlich sei, warum statt komplizierter Innen- nicht gleich die machbarere Außen-Variante angegangen worden sei (Andrea Niewerth). Plischek ließ sich nicht dazu bewegen, sich auf einen Termin festzulegen, um zum Außenaufzug konkretere Planungen und Kostenberechnungen vorzulegen. Er begründete das damit, dass die personelle Kapazität seines Amtes derzeit mit drängenderen Aufgaben wie der laufenden Kita- und Ganztags-Ausbauoffensive sowie dem Heisenberg-Schulneubau ausgelastet sei.

Nach Wortmeldung von Brigitte Puschadel, als Kompromiss doch das kurzfristig Machbare anzustoßen, beschloss das Gremium einstimmig einen in Absprache neu formulierten Antrag der CDU: dass die Verwaltung bis zur übernächsten Sitzung 2020 zumindest ein Bodengutachten vorlegt, ob der Standort des Außenaufzuges für die barrierefreie Erschließung des Museums realisierbar ist.