Gladbeck. Verstöße gegen die Auflagen in der Corona-Pandemie waren an einem Hochhaus in Gladbeck die Regel. Darum scheint im Moment dort Ruhe zu herrschen.
Es scheint ein wenig Ruhe eingekehrt zu sein am Hochhaus an der Steinstraße 72. In den vergangenen Wochen haben viele Bewohner der Problemimmobilie immer wieder gegen die Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus´verstoßen, sich vor allem fast täglich in großen Grüppchen vor dem Haus getroffen. So, als gäbe es keine Kontaktbeschränkungen und auch keine Abstandsregeln. „Doch in den vergangenen Tagen war es dort relativ ruhig. Es hat keine Vorkommnisse gegeben, bei denen der Kommunale Ordnungsdienst einschreiten musste“, erklärt Stadtsprecherin Christiane Schmidt jetzt auf Anfrage der WAZ.
Der KOD war gemeinsam mit der Ausländerbehörde und zwei Dolmetschern am Hochhaus Steinstraße im Einsatz
Bei der Stadtverwaltung führt man das auf eine veränderte Taktik im Umgang mit der brisanten Situation am Hochhaus Steinstraße zurück: Teams des Ordnungsamtes sind Anfang und Mitte Mai an zwei Tagen gemeinsam mit Kollegen der Ausländerbehörde und zwei Dolmetschern zur Steinstraße gefahren, um die Mieter des Hochhauses für die Corona-Pandemie-Problematik zu sensibilisieren.
In mehreren Sprachen wurden Themen wie die Corona-Schutzmaßnahmen, das Kontaktverbot in der Öffentlichkeit sowie die Pflicht zum Tragen einer Mund-/Nasenbedeckung in bestimmten öffentlichen Bereichen angesprochen.
Dabei gingen die städtischen Mitarbeiter Etage für Etage vor und sprachen die Bewohner, die sie auf den Fluren und den Balkonen antrafen, gezielt an. Gut 50 Gespräche führten die Teams auf diese Weise. Die meisten der angesprochenen Personen, so Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs, hätten Verständnis für die Maßnahmen gezeigt.
„Wir hatten den Eindruck, dass wir einen Teil der Bewohner bei der Aufklärungsaktion auch inhaltlich erreichen konnten. Ob sich eine Verbesserung einstellen wird, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Wir werden die Entwicklung an der Steinstraße jedenfalls genaubeobachten und weiterhin vor Ort Präsenz zeigen“, hatte der Ordnungsamtsleiter kurz nach den beiden „Besuchen“ an der Steinstraße erklärt.
Pfingstsonntag herrschte tagsüber Ruhe an der Problemimmobilie
Und tatsächlich scheinen die Gespräche etwas bewirkt zu haben: Zumindest am Pfingstsonntag war es am frühen Nachmittag trotz des sonnigen Wetters tatsächlich ausgesprochen ruhig an der Problemimmobilie: Keine spielenden Kinder, keine Frauen, die im großen Kreis vor dem Haus zusammen sitzen und auch keine Männergruppen auf dem Parkplatz vor dem Haus.
In den Wochen vor den „Sensibilisierungsmaßnahem“ waren KOD und Polizei regelmäßig an der Steinstraße 72 im Einsatz. Fast täglich hatten sich Anwohner aus dem Umfeld des Hochhauses im Rathaus über die Situation dort beschwert. Und fast immer ging es um die Missachtung der Regeln in der Corona-Pandemie. Aber auch die abgemeldeten Autos, teils mit erheblichen Unfallschäden, die auf dem Hochhaus-Parkplatz abgestellt sind, führten immer wieder zu Ärger.
Es wurden etliche Bußgelder wegen Verstößen gegen die Auflagen in der Corona-Pandemie verhängt
In insgesamt 25 Fällen wurden deshalb Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet und viele Bußgelder wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung verhängt. Die Notwendigkeit der Maßnahmen seien den Bewohnern leider nur schwer zu vermitteln gewesen, hatte Gregor Wirgs erklärt. Dabei sei vor allem die Verständigung bei den Kontrollen ein großes Problem. An der Steinstraße 72 leben 235 Menschen mit 14 unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten. Mehr als die Hälfte der Bewohner hat einen bulgarischen oder rumänischen Pass.
Steinstraße Thema im Hauptausschuss
Am Montag, 8. Juni, tagt der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Gladbeck. Die Sitzung findet ab 16 Uhr coronabedingt in der Mathias-Jakobs-Stadthalle statt.
Unter dem Tagesordnungspunkt 7 „Corona-Virus. Sachstandsbericht und finanzielle Auswirkungen“ wird es im öffentlichen Teil der Sitzung ebenfalls unter anderem um den Umgang mit der Situation an der Steinstraße 71 gebt.
Doch auch, wenn sich die Situation an dem Hochhaus in Butendorf im Moment beruhigt hat, das Ordnungsamt wird die Situation dort auf jeden Fall weiterhin im Blick behalten.